Fr., 03.01.14 | 13:00 Uhr
Haiti – vier Jahre nach dem großen Erdbeben
Wiederaufbau kommt nur langsam voran
Um 16.53 Uhr Ortszeit (22.53 Uhr MEZ) am 12. Januar 2010 steht das gesamte öffentliche Leben in Haiti still. Ein Erdbeben der Stärke 7,0 erschüttert den Karibikstaat. Mehr als 220.000 Menschen verlieren ihr Leben. Auch vier Jahre nach der Katastrophe kommt der Wiederaufbau nur langsam voran.
Das Erdbeben traf das ärmste Land Lateinamerikas hart. Eine enorme Solidaritätswelle rollte an. Mehr als eintausend Hilfsorganisationen kamen ins Land, mehr als acht Milliarden Euro Hilfsgelder wurden zugesagt. Eigentlich müsste es in Haiti vorangehen. Doch die Menschen sind aufgebracht, spüren nichts vom Fortschritt. Sie sagen, Präsident Martelly mache sich die Taschen voll und tue nichts für sein Volk.
Auf große Teile des öffentlichen Lebens nehmen immer noch die Vereinten Nationen Einfluss. Sie beraten die Politik, helfen in der Verwaltung und bilden jedes Jahr tausend Polizisten aus. Vielleicht auch deshalb wirkt das Land unselbständig – wie erstarrt.
Ein Riesenproblem ist die Justiz: Die Zustände in den 18 Gefängnissen des Landes sind verheerend. Internationale Mindeststandards werden völlig ignoriert. Männer und Frauen, zum Teil mit ihren Kindern, leben auf engstem Raum. Sie bekommen oft nur eine Mahlzeit am Tag. Die wenigsten haben eine Toilette zur Verfügung.
Noch immer leben angeblich eine Viertelmillion Obdachlose in Zeltstädten. Die offizielle Arbeitslosigkeit liegt bei 70 Prozent. Und noch immer grassiert die Cholera, die Blauhelmsoldaten aus Nepal eingeschleppt haben sollen.
Stand: 12.01.2015 07:29 Uhr
Kommentare