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Gaza: Ohne Strom, ohne Hoffnung – Die Geschichte von Abeer

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Gaza: Ohne Strom, ohne Hoffnung - Die Geschichte von Abeer | Bild: Das Erste
Abeer Al Hurghly
Abeer Al Hurghly | Bild: Bild: BR

Abeer Al Hurghly lebt in einem kleinen Haus in Shisarija bei Gaza-Stadt. Die 21-Jährige studiert Mediendesign. Dazu bräuchte Abeer aber ihren dringend ihren Computer. Aber der geht nicht. Wie so oft ist der Strom ausgefallen.

Abeer Al Hurghly:

»Jeden hier nervt das! Vor allem für Behinderte wie mich ist das ein Riesenproblem. Es macht mich wütend, wenn ich den Computer nicht benutzen kann. Aber vor allem brauche ich meinen elektrischen Rollstuhl. Ich will nicht nur rumsitzen, sondern auch raus, mich bewegen.«

Abeer ist seit ihrer Geburt behindert. Ein unheilbarer genetischer Defekt. Doch nie beklagt sie sich. Mit Hilfe ihrer Familie versucht sie ein annährend normales Leben zu führen. Heute begleitet sie ihr Vater zur Hauptstraße.

Abeer Al Hurghly im Verkehr
Abeer Al Hurghly im Verkehr | Bild: Bild: BR

Jeden Tag fährt Abeer dann alleine in ihrem Elektrorollstuhl die fünf Kilometer zur Uni. Aber nie reicht die Zeit, die Batterien des Scooters voll aufzuladen.

Abeer Al Hurghly:

»Ich habe eine Menge Probleme mit meinem Scooter. Oft sind die Batterien plötzlich leer. Dann bleibe ich stehen. Ich muss dann meine Eltern anrufen und sie bitten, mich abzuholen oder ein Tuk Tuk-Taxi anhalten.«

Gaza mit seinen fast zwei Millionen Einwohnern: Abgeriegelt durch Israel und Ägypten. Ein Küstenstreifen ohne Hoffnung, ohne Perspektive.

Diese Zementfabrik bei Beit Hanoun hat einmal sechs Großfamilien ernährt. Seit einem Jahr geht hier nichts mehr. Kein Strom und keine Rohstoff, die Produktion liegt still.

Ahmed Musleh
Ahmed Musleh | Bild: Bild: BR

Während die Fabrik verfällt, sitzen Ahmed und sein Vater täglich vor ihrem Haus, hoffen dass sich irgendetwas ändert. Wie das gehen soll, wissen sie auch nicht. Alternativen zum Job in der Fabrik gibt es bei der hohen Arbeitslosigkeit nicht.

Ahmed Musleh:

»Es gibt keine Arbeit und deshalb kein Geld. Wir kratzen oft das Nötigste zusammen, um irgendwie zu überleben.«

In den Straßen von Gaza-Stadt ist der Lärm oft ohrenbetäubend, überall stehen Generatoren, erzeugen Strom für Geschäfte und Wohnungen, falls man an Benzin kommt.

Im Akila-Restaurant, bekannt für sein Humus und Falafel, ist gerade der Strom ausgefallen – wieder einmal. Die Gäste sitzen im Dunkeln.

Tamer Areef:

»Der Strommangel beeinflusst einfach alles. Wir können so kein Geschäft machen. Die Kunden sind ärgerlich. Schau mal, es ist heiß, die Menschen schwitzen. Wir brauchen eigentlich Ventilatoren. Das Schlimmste aber: Das Essen wird schlecht.«

Heute haben im Rollstuhl von Abeer die Batterien gehalten – zumindest auf dem Hinweg.

Abeer beim Tischtennis
Abeer beim Tischtennis | Bild: Bild: BR

Dreimal in der Woche besucht Abeer den Treffpunkt für behinderte Menschen in Gaza-Stadt, der einzige Ort , wo sie Tischtennis spielen und sich zwanglos bewegen kann.

Abeer hat viele Pläne, möchte Mediendesignerin werden, auch Gedichte schreiben und vielleicht eine eigene Wohnung haben.

Abeer:

»Ich will mein Studium beenden und einen Job bekommen. Mit dem Gehalt will ich mir meine Träume erfüllen: Ich will mir ein Auto kaufen und nicht mehr in dem Rollstuhl sitzen. Der macht nämlich nur Probleme. Mein Ziel ist es, von anderen Menschen unabhängiger zu sein. Aber ich träume halt gerne.«

Abeer, eine junge Frau mit so viel Hoffnung. Von der Krise im Gaza-Streifen lässt sie sich nicht den Mut nehmen.

Autor: Markus Rosch / ARD Tel Aviv

Stand: 05.05.2014 01:26 Uhr

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