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Iran: In der Sackgasse

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Mit Präsident Trump begann die Verunsicherung. Immer wieder betonte er, dass das Atomabkommen der schlechteste Deal aller Zeiten sei. Das wirkte: europäische Banken zögerten Iran-Geschäfte zu finanzieren. Unternehmen zögerten zu investieren. Alle aus Furcht vor amerikanischen Sanktionen. Wie geht es nach dem Ausstieg der USA weiter im Streit um das iranische Atomprogramm? Was bedeutet die Entscheidung für die deutschen Unternehmen, die im Iran aktiv sind? Natalie Amiri, ARD-Studio Teheran.

Man dachte in der islamischen Republik, die Zeit der Sanktionen sei vorbei. Saeed auch. Doch die Iraner spüren täglich, dass sie nicht Teil der globalisierten Welt sind, auch nach dem Atomabkommen waren solche Meldungen nicht selten: Amazon, Paypal, Airbnb. Kein Zugang im Iran. Alltag für alle. "Ich wollte zum Beispiel nur eine Maus über Amazon kaufen", erzählt der Unternehmer Saeed Yavari. Aber da wir immer noch auf Sanktionslisten stehen, ist das nicht möglich, weil wir im Iran sind." Ein millionenschwerer Unternehmer kann nicht einmal eine Maus auf Amazon kaufen. Das hätte niemand im Iran erwartet als das Atomabkommen 2015 abgeschlossen wurde und europäische Wirtschaftsdelegationen ins Land strömten. Milliarden Investitionen, die der Iran dringend für den Aufbau seiner desolaten Wirtschaft braucht, schienen möglich.

Furcht vor den amerikanischen Sanktionen

Doch mit Präsident Trump begann die Verunsicherung. Immer wieder betonte er, dass das Atomabkommen der schlechteste Deal aller Zeiten sei. Das wirkte: europäische Banken zögerten Iran-Geschäfte zu finanzieren. Unternehmen zögerten zu investieren. Alle aus Furcht vor amerikanischen Sanktionen. Schon bevor Präsident Trump vor fünf Tagen wieder Sanktionen einführte. Jetzt erzählen uns iranische Unternehmer wie Tim Latif und Omid Yaraghi, wird alles noch viel schlimmer. "Ja also ich krieg das am eigenen Leibe zu spüren", sagt der Textilunternehmer Omid Yaraghi, "ich komme gerade aus Europa zurück und habe  jetzt Aufträge für europäische Firmen in Millionenhöhe und einer der großen Banken mit der wir eigentlich diese LC (Letter of Credit) machen hätten können, die bis vor kurzem das gemacht hat, hat eigentlich jetzt nur gesagt, keine neuen Aufträge. Da sind jetzt mehrere Banken davon in Europa betroffen."

Zwei Unternehmer
Die iranischen Unternehmer Tim Latif und Omid Yaraghi sind besorgt | Bild: SWR

Die Banken fürchten amerikanische Sanktionen, wenn sie Iran Geschäfte finanzieren. Ein Schock war zudem der Tweet des neuen US Botschafters in Deutschland Minuten nach Trumps Ausstieg aus dem Atomabkommen: er fordert deutsche Unternehmen auf, ihr Iran Geschäft unverzüglich runterzufahren. "Ich denke aber das die Politik auf jeden Fall gegenüber der amerikanischen Regierung auch eine Position beziehen muss", meint der Unternehmer Tim Latif. "Es geht ja jetzt auch nicht nur um Iran. Es geht ja generell auch darum, wollen wir uns alles diktieren lassen, ich meine es gab einen Vertrag. Der Vertrag wurde eingehalten von der iranischen Seite, das bestätigen alle und einseitig ist die amerikanische Regierung aus dem Vertrag ausgestiegen und macht jetzt Druck auf die deutschen Unternehmen mit dem Tool, oder mit dem Mittel, das Geschäft das wir in Amerika haben und sagen: entscheidet Euch. Das heißt die deutschen Unternehmen werden eigentlich erpresst."

Was fordert der Iran von Europa?

Unternehmer hoffen jetzt auf Garantien für das Iran Geschäft von der europäischen Politik. Die iranische Regierung fordert diese ein. Denn der Iran möchte mehr als ein Lippenbekenntnis. Deshalb wird Abbas Araghchi, der Chefunterhändler der Atomverhandlungen Außenminister Zarif, bei seinen Gesprächen mit Europa am kommenden Dienstag begleiten. Das Atomabkommen steht auf dem Spiel. Bekommt der Iran keine Garantien, drohte er, die Urananreicherung in kürzester Zeit zu beginnen.

Verkaufsstand mit Schmuck
Gold ist derzeit im Iran sehr begehrt  | Bild: SWR

Was fordern sie für Garantien von Europa, fragen wir? "Wir hoffen von den Europäern zu hören, wie sie unsere Interessen im Atomabkommen sichern wollen. Das Atomabkommen besteht aus zwei Säulen. Die eine ist die Einschränkung unseres Atomprogramms, die andere, die Aufhebung der Sanktionen. Wir haben Ideen für Garantien, möchten aber erst mal von Europa hören, was sie uns überhaupt anbieten."  Wie wird der Iran reagieren, wenn es nicht genügend Garantien für das Iran-Geschäft geben wird? Die Unsicherheit bei den Iranern jedenfalls ist mindestens so groß, wie beim Rest der Welt. Sie haben bereits damit begonnen Goldmünzen zu kaufen, Sicherheit in unsicheren Zeiten, wenn es keine Devisen mehr gibt.

Stand: 03.08.2019 11:17 Uhr

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