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Unterwegs im Bürgerkriegsland Jemen

Unser Korrespondent Volker Schwenck ist durch den Jemen gereist, um über den Bürgerkrieg dort zu berichten. Ein Konflikt, in den sich Saudi-Arabien und weitere Golfstaaten einmischen. Ein Krieg, auf den die Welt nicht schaut, in dem Tausende ihr Leben verloren haben, Hunderttausende auf der Flucht sind, Millionen hungern. Kalashnikovs gehören dort zum Straßenbild wie in Deutschland das Smartphone. Fast jeder Mann hat mindestens eine Waffe.

Unser Korrespondent Volker Schwenck ist durch den Jemen gereist, um über den Bürgerkrieg dort zu berichten. Ein Konflikt, in den sich Saudi-Arabien und weitere Golfstaaten einmischen. Ein Krieg, auf den die Welt nicht schaut, in dem Tausende ihr Leben verloren haben, Hunderttausende auf der Flucht sind, Millionen hungern. Kalashnikovs gehören dort zum Straßenbild wie in Deutschland das Smartphone. Fast jeder Mann hat mindestens eine Waffe.

Kinder in einem wilden Flüchtlingslager bei Khamer: Etwa 300 Familien hausen hier in Zelten, unter Planen, Tüchern, Verschlägen. Nachts wird es hier auf etwa 2500 Meter Höhe empfindlich kalt. Seit Monaten hat keine Hilfsorganisation diesen Menschen irgendwas geliefert, sie leben von dem, was die Stadtbewohner ihnen spenden, und vom Betteln.

Weil sie kein Brennmaterial und auch oft kein Kochgas haben, verfeuern die Frauen Abfall und Plastikflaschen, wenn sie Brot backen. Der stinkende Russ im Backofen wird notdürftig abgefegt, dann werden die Brotfladen an die heiße Innenwand geklebt.

Reste einer Moschee und einer Geflügelfarm auf dem Weg von Sanaa nach Khamer. Flugzeuge der saudi-arabischen Koalition hatten einen Checkpoint der Houthi-Rebellen in der Nähe angegriffen. Überall verstreut liegen leere Munitionskisten und Geschosse herum.

Und immer wieder diese Ausblicke: Wilder, schöner Jemen. Die Landschaft hier ist beeindruckend.

Der grüne Bewuchs ist nicht etwa Gemüse oder Wald, es ist Khat. Die Blätter der Pflanze werden gekaut und über Stunden in tennisballgroßen Kugeln in der Backentasche behalten. Khat enthält ein natürliches Amphetamin, wirkt leicht aufputschend, unterdrückt Hunger hebt allgemein das Wohlbefinden. Allerdings schläft man danach sehr schlecht, Dauerkonsum ist ungesund.

Eine Getreide-Lagerhalle in Sanaa, zerstört durch einen Luftangriff der saudi-arabischen Koalition. In der Nähe lagern auch Nahrungsvorräte der Armee, vermutlich waren sie das Ziel. Mindestens zwei unbeteiligte Zivilisten starben bei dem Angriff.

Insgesamt leben 17 Menschen in drei kleinen Zimmern, die Frauen dürfen wir nicht sehen. Eine Familie muss vor den Kämpfen aus der Nähe von Sa'da an der Grenze zu Saudi-Arabien fliehen, der Schwager in Sanaa nimmt sie auf. Er ist Lehrer und hat seit Monaten kein Gehalt mehr bekommen. "Wir sind bei allen Händlern in der Gegend verschuldet, aber ich muss doch meine Familie hier aufnehmen." Das enge soziale Netz lindert einiges, was der Krieg an Not mit sich bringt. Aber auch das genügt oft nicht mehr. Das World Food Programme versorgt etwa sieben Millionen Menschen im Jemen mit Nahrungsmitteln. Das sind diejenigen, die am schlimmsten Hunger leiden. Trotzdem reicht die Hilfe nicht aus, denn mittlerweile sind sehr viel mehr Menschen auf Unterstützung angewiesen.

Vier Brücken gibt es auf dem 250 km langen Weg von Sanaa nach Sa'da im Norden des Jemen. Alle sind zerstört. Bei einem Angriff der saudischen Koalition wurden auch ein Tanklaster und ein Viehtransporter getroffen. Der Gestank der verwesten Tiere liegt noch immer in der Luft.

Ein Waffenhändler in Sa'da öffnet seinen Laden, ein kleiner Holzverschlag. Seine Ware trägt er über der Schulter. Die Preise für Kalaschnikovs sind wieder gestiegen in letzter Zeit, auf bis zu 4.500 Dollar. Doppelt so viel wie vor der Krise.

Vier Raketen von einem Flugzeug der saudischen Koalition trafen diese Schule. Ein Flügel wurde vollständig zerstört. Weil der Angriff nachts stattfand, gab es keine Opfer. Der Unterricht findet jetzt in beschädigten Klassenzimmern und in Zelten von UNICEF statt. In der Schule waren weder Waffen noch Soldaten.

Stark unterernährte Kinder im Krankenhaus in Sa'da. Hunger und das weitgehend zusammengebrochene Gesundheitssystem führen zu solchen Bildern. Mütter haben zu wenig Essen und können ihre Babies nicht stillen, Kinder werden auf der Flucht krank, Durchfall und Erbrechen schwächen den Körper.

Anhaltende schwere Unterernährung kann zu Gehirnschäden und Entwicklungsstörungen führen. Fast die Hälfte der Kinder in Jemen gilt derzeit als unterentwickelt.