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Kambodscha: Eine Zirkusschule als Sprungbrett fürs Leben

PlayKambodscha: Kopfüber aus der Armut – dank der Zirkusschule in Kambodscha

Ein Zirkus der Träume. Für Kinder aus einfachen Verhältnissen. Kopfüber aus der Armut. Kambodschas Phare Zirkus macht Hoffnung. Der große Tag ist gekommen – für Theara und Sreyneang. Die beiden Freundinnen sind 14 Jahre alt. Sie gehen in die Zirkusschule Phare. Heute wollen sie zeigen, was sie können.

Mit dem Zirkus aus der Armut

Kambodscha: Kopfüber aus der Armut – ein Zirkus macht Hoffnung
Kambodscha: Kopfüber aus der Armut – ein Zirkus macht Hoffnung

"Ich hasse Make-Up. Ich mags lieber natürlich. Aber die wollen ja, dass ich Make-Uup trage. Das gehört zu unserer Show. Also bitte", erzählt Theara Nem. Theara und Sreyneang haben einen Auftritt auf den Straßen ihrer Heimatstadt Battambang – einer Stadt in der kambodschanischen Provinz. Kambodscha ist eines der ärmsten Länder in Südostasien. Phare, die Zirkusschule, aber gibt den jungen Menschen eine Perspektive.

"Früher war ich immer voll aufgeregt. Da haben die Hände gezittert und die Beine. Aber jetzt macht es einfach nur noch Spaß", sagt ihre Mutter.

Der Morgen von Theara und Sreyneang beginnt wie bei jedem anderen Kind in Kambodscha. Um kurz vor acht fängt die Schule an. Eine staatliche Schule. Hier lernen sie das Nötigste. Lesen, Schreiben, Grammatik. Die Mädchen sind dankbar, dass sie lernen dürfen.

"Der Zirkus, das ist richtig körperliche Arbeit. Aber hier muss ich still sitzen und dem Lehrer zuhören. Ich mag die Schule. Aber Zirkus macht mir mehr Spaß", so Theara Nem.

1000 Kinder besuchen im Moment die Zirkusschule

Kambodscha: Mehr als 1000 Kinder besuchen zur Zeit die Zirkusschule
Kambodscha: Mehr als 1000 Kinder besuchen zur Zeit die Zirkusschule

So geht nach der Schule die eigentliche Arbeit los: das Training im Zirkus. Manche, die hier Kopfstand oder Salto üben, haben früher Müll gesammelt. Zigaretten verkauft auf der Straße. Für Kinder wie sie hat Khourn Deth die Zirkusschule gegründet – vor knapp 25 Jahren. Ein Zirkus überwiegend finanziert durch Spenden. Auch aus Europa. "Ich bin Waisenkind. Mich hat als Kind niemand geliebt. Niemand hat sich gekümmert. Und das hat mich später angetrieben. Dass Kinder, die arm und verletzlich sind, dass die ein besseres Leben haben. Anders als zu meiner Kindheit", erzählt Khourn Deth.

Über 1000 Kinder besuchen im Moment die Zirkuschule Phare. Teenager wie Theara und Sreyneang, die alles geben: Biegen, Dehnen, Schwitzen. Lachen.

"Das spielt sich im Kopf ab. Hier oben. Aber Du brauchst auch Kraft. Du musst stabil stehen, damit Du deinen Partner tragen kannst. Du brauchst Geduld. Schritt für Schritt. Sonst fällst du um", so Sreyneang und Theara.

Höher als die Wolken

Kambodscha: Kopfüber aus der Armut – dank der Zirkusschule in Kambodscha
Kambodscha: Kopfüber aus der Armut – dank der Zirkusschule in Kambodscha

Wer’s schafft, dem steht die Welt offen. Mittags-Pause bei Theara und Sreyneang. Der große Bruder ist zu Besuch. Sopha hat erreicht, woran die beiden Mädchen noch arbeiten: Er lebt jetzt in Kanada. Was er hier in Battambang gelernt hat, zeigt er nun in Amerika. Als Künstler beim berühmten Cirque de Soleil. Alle in der Familie sind stolz auf ihn. "Als Bruder wünsche ich dir, Theara, dass du schaffst, wovon du träumst. Bei mir hat es schon geklappt. Aber ich wünsche Dir, dass du noch besser wirst. Dass du noch höher fliegst, über die Wolken."

Höher als die Wolken – jeden Tag wollen sie diesem Ziel ein bisschen näher kommen. Die Zirkuskinder gehen auf große Reise: Nach Siem Reap im Norden Kambodschas. Sreyneang und Theara sind noch nie in einem Boot gefahren. Ein Erlebnis! Nicht weit von den berühmten Tempeln von Angkor Wat steht das ganz große Zirkuszelt von Phare.

Wunderwelt unterm Zirkuszelt

Kambodscha: Morgens büffeln in der Schule, nachmittags dann Akrobatik
Kambodscha: Morgens büffeln in der Schule, nachmittags dann Akrobatik

Hier zeigen die Profis der Zirkusschule ihr Können. Eine Aufführung voller Akrobatik. Eine Wunderwelt unterm Zirkuszelt. Hier wollen Theara und Sreyneang später auch einmal auftreten. Es wäre der nächste Schritt in ihrer Artisten-Karriere. In Angkor Wat geht die Sonne auf, ein Schauspiel für sich. Die Mädchen geraten ins Schwärmen.

"Das ist so schön hier. Was für ein wunderbarer Anblick. Der Sonnenaufgang. Ich bin so glücklich, dass alles zu erleben", sagt Theara Nem.

Es wird noch Jahre dauern, bis Theara und Sreyneang auf der großen Bühne stehen. Sie werden weiter hart daran arbeiten – an ihrem schönen Traum. Kopfstand, Handstand – Hauptsache auf eigenen Beinen.

Autor: Philipp Abresch/ARD Studio Singapur

Stand: 16.07.2019 05:47 Uhr

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Westdeutscher Rundfunk
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