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Kanada: Vom Grizzly-Jäger zum Bären-Freund

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Kanada: Vom Grizzly-Jäger zum Bären-Freund | Bild: WDR

Mike und Brent sind auf der Pirsch. Die beiden sind heute gute Freunde, aber bis dahin war es langer Weg. Mike ist in Kingcome zuhause, hier ist er groß geworden. Brent ist passionierter Jäger. Die kanadische Provinz British Columbia ist einer der ganz wenigen Orte in der Welt, wo Grizzlys noch gejagt werden dürfen. Brent hat die offizielle Lizenz, diese Grizzlys zu töten – genau hier. Und Mike sollte ihm dabei helfen.

Abschusslizenz – wie ein Sechser im Lotto

Brent und Mike sind heute Freunde, der eine will die Bären schützen, der andere wollte sie töten.
Brent und Mike sind heute Freunde, der eine will die Bären schützen, der andere wollte sie töten.

"Wenn du in die Wildnis gehst und etwas jagst, das auch dich jagen könnte, dann ist das wahnsinnig aufregend", erzählt der Grizzly-Jäger Brent Sheppe. Den Bärentöter hat er von seinem Großvater geerbt. Mit diesem schweren Kaliber wollte ich den Grizzly töten erzählt Brent. Zwölf Jahre lang hatte er sich immer wieder um die Abschusslizenz bemüht. Dann endlich bekam er sie von der Regierung zugeteilt. Für ihn wie ein Sechser im Lotto. "Das war das Größte für mich. Wow – solch ein mächtiges Raubtier jagen zu dürfen."

Kingcome – altes Land, in denen die First Nations, die Ureinwohner Kanadas, seit Jahrtausenden siedeln. Crownland – Land der Krone nennt die Regierung von British Columbia heute diesen Märchenwald. Sie verkauft hier das Recht, Grizzlys zu jagen. Die First Nations haben dem nie zugestimmt, nie einen Vertrag über die Annektierung ihres Landes unterzeichnet.

Mike Willie gehört zum Volk der Kwakwakiwak. Heute lebt er vom Tourismus. Diese Fjorde, diese Gewässer sind sein Land. Er weiß, wo die Wale auftauchen, die Delphine springen, die Bären fischen. Er kennt wie kaum ein zweiter die Wildnis um Kingcome, dort, wo Brent die Erlaubnis zur Grizzlyjagd hat. Und nun ruft ihn eben dieser Brent zuhause an, weil er einen Jagd-Führer für Kingcome braucht.

Grizzlybären – ein Teil der Familie

Grizzly-Bären in Kanada – Jäger haben sie im Visier und zahlen viel dafür, die Bären zu töten.
Grizzly-Bären in Kanada – Jäger haben sie im Visier und zahlen viel dafür, die Bären zu töten.

"Mein Herz wurde mir schwer. Ich war schockiert, ich holte erstmal Luft, denn ich kannte Brent ja von ganz früher", sagt Mike Willie. "Er sagte mir mit monotoner Stimme: Es tut mir Leid Brent, aber ich werde Dir nicht dabei helfen, einen Grizzly zu jagen." Mike Willie: "Grizzlys sind für uns Familie, wir behandeln sie wie menschliche Wesen mit einem Fell, so ist das bei uns von jeher."

Geschlossen für Trophäenjäger steht auf den Schildern. Sechs Stämme der First Nations haben sich zusammengetan, um die Jäger aus dem Great Bear Rainforest zu vertreiben. Sie haben eine Küstenwache aufgebaut, die die ungebetenen Jäger aufspüren soll. Coastal Watchman nennen sie sich. Waffen haben sie keine und auch sonst keinerlei Befugnisse, die Jagd wirklich zu verhindern. Robert Johnson erzählt die traurige Geschichte, wie er vor zwei Jahren auf einen Grizzlyjäger stieß.

Es war ein berühmter Eishockeyspieler. Er hatte diesen Grizzly geschossen – der Bär hatte einen Namen: Cheeky. Er hat ihm Kopf und Tatzen abgeschnitten, das Fell abgezogen. "Wir kannten diesen Bär gut, mein Bruder und ich hatten ihn Cheeky getauft. Wenn wir ihn sahen, stellte er die Ohren hoch, streckte uns die Zunge raus. Der war an Menschen gewöhnt", erinnert sich Robert Johnson von Coastal Watchman.

"Sie haben dreimal auf ihn geschossen. Der erste Schuss, um ihn niederzustrecken, der zweite, um sicherzugehen, dass sie getroffen hatten, der Dritte, um ihn endgültig zu töten. Den Schützen kannte ich. Es war Clayton Stoner. Damals trug er die Nummer vier bei den Minnesota Wild. Sie sind scharf auf den Kick ein großes Raubtier zu töten, um dann zuhause mit den Jagdtrophäen anzugeben."

Freundschaft statt Grizzlyjagd

British Columbia: An die 50.000 Dollar muss ein Trophäen-Jäger hinlegen, um einen Grizzly zu erlegen.
British Columbia: An die 50.000 Dollar muss ein Trophäen-Jäger hinlegen, um einen Grizzly zu erlegen.

An die 50.000 Dollar muss ein Jäger, der aus Deutschland oder den USA kommt, für den Kick zu töten auf den Tisch legen. Mike hat den Jäger Brent mit in seine Heimat genommen, ihm die Geschichten seines Volkes erzählt, wie sie von den Grizzlys gelernt hätten, Wurzeln zu essen und Wunden zu behandeln, heilige Tiere, die in den Mythen und Erzählungen seines Volkes eine wichtige Rolle spielen. Brent hat zugehört aber nicht nur das: Seine Lizenz einen Grizzly zu töten, hat er verfallen lassen. Gewonnen hat er einen Freund.

"Mike hat mir die Augen geöffnet, nicht jedes Tier sollte gejagt werden. Grizzlybären sind für ihn und seine Leute heilig, sie gehören zur Familie. Das habe ich von ihm gelernt." Und Mike sagt: "Ich sehne den Tag herbei, dass diese Grizzlyjagd endlich aufhört. Die ist doch wirklich archaisch, Tiere zum Spaß als Trophäe zu töten."

ARD Studio New York/Autor: Markus Schmidt

Stand: 05.12.2016 13:37 Uhr

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