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Großbritannien: Wohin will Schottland?

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Großbritannien: Wohin will Schottland? | Bild: NDR
Schotte in Landesfarben im Gesicht.
Schottland stimmt über die Unabhängigkeit ab. | Bild: picture alliance / empics

Strichen ist ein Dorf im Norden Schottlands. Hier spricht man ungern mit Fremden, schon gar nicht mit solchen, die aus London kommen. Stan war lange Jahre der Dorfpolizist. Er will, wie seine Kollegen, klare Verhältnisse. Er will ein raus aus Großbritannien und ein unabhängiges Schottland - von Schotten regiert.

Vor 300 Jahren über den Tisch gezogen

"Schottland wurde vor 300 Jahren über den Tisch gezogen, unser schottischer Adel hat uns an England verkauft. Und jetzt muss die Arbeiterklasse das rückgängig machen. Es wird wunderbar sein, das endlich zu erleben. Und das werden wir."

Den Dorfplatz bepflanzen sie so schon lange stur in Eigenregie. Und genau so stellt Stan sich die Unabhängigkeit vor: "Wir können dann endlich alles selbst entscheiden. Für die Blumen am Dorfplatz gibt es kein Geld aus London. Wir zahlen das jetzt schon alles aus eigener Tasche. Das wird alles besser, wenn wir unser eigener Herr sind."

Steuergelder sollen nicht mehr nach London fließen

Alex Salmond
Alex Salmond kämpft für die Unabhängigkeit Schottlands. | Bild: NDR

Genau das sagt auch der Chef aller Schotten, der am Dorfrand wohnt, zurzeit aber meist im Land unterwegs ist, um für seine Mission zu werben: Alex Salmond. Und der dabei laut letzten Umfragen knapp die Hälfte der Schotten hinter sich hat. Yes, sagen sie vor allem zu seinem Argument:  In Zukunft schottische Steuergelder nicht mehr an London abgeben zu müssen. "Die Unabhängigkeit ist deshalb bei weitem die beste Option für uns. Ein schottisches Parlament, dass ganz Scohttland regiert", sagt Salmond.

Britischer Premier Cameron unbeliebt

Salmonds Gegenspieler ist der britische Premier David Cameron. Der beste Gegner, den er sich hätte wünschen können. Denn David Cameron steht für all das, was die Schotten an England so ganz und gar nicht mögen: "David Cameron ist ein Konservativer. Er ist stolz darauf, zur englischen Elite zu gehören, und das kommt nicht gut an bei den Schotten. Die Schotten finden ihn abgehoben und arrogant. Er als Person ist das größte Problem der Schotten, die gegen die Unabhängigkeit sind", erklärt Kate Devlin von der schottischen Tageszeitung The Herald.

Und Cameron will vielleicht raus aus der EU. Das wiederum wollen die Schotten gar nicht. Sie fühlen sich kulturell und traditionell viel stärker als Europäer. „Was wir in den nächsten Wochen sehen werden, ist ein schottischer Premier, der genau dieses Thema pushen wird. Wenn ihr Schotten in der EU bleiben wollt:  Dann ist der einzige Weg: Tretet aus Großbritannien aus! Denn sonst werdet ihr am Rockschoß der Engländer rausgeschleift“, sagt  Kate Devlin.

Ein gespaltenes Land

Eine Gruppe Schotten im Rock
Weg von Großbritannien, aber nicht von der EU. Das wollen viele Schotten. | Bild: NDR

Schottenchef Alex Salmond glaubt fest daran, dass die Zeit für ihn arbeitet. Peter, Großbauer aus Strichen, hält Salmond dagegen für einen Abenteurer, der Schottland vor die Wand fährt. Und was ist mit der EU? "Das ist doch genau das größte Problem, was wir mit der Unabhängigkeit hätten. Wir müssten doch erst wieder neu verhandeln, um in die EU einzutreten. Und das kann Jahre dauern. So etwas ist doch nicht gut für ein Land - und nicht für uns Bauern. Jeder Bauer den ich kenne, braucht die Subventionen aus Europa."

Und Peter steht damit nicht alleine. Das Dorf ist gespalten -  wie das ganze Land. Die, die gegen die Unabhängigkeit sind, bleiben nur lieber hinter verschlossenen Türen.


Autorin: Annette Dittert, ARD-Studio London

Stand: 06.08.2015 14:19 Uhr

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