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Philippinen: Nach der Flut

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Philippinen: Nach der Flut | Bild: SWR

Verwüstete Städte, Inseln in Trümmern und Menschen, die auch eine Woche nach dem stärksten Taifun der jüngeren Geschichte noch um das Überleben kämpfen.

Philipp Abresch, ARD Tokio / Christine Adelhardt, ARD Peking

Der Himmel strahlend blau, das Wasser glasklar, die Sonne scheint. Noch vor einer guten Woche wäre das eine traumhafte Reise hin zur Touristeninsel Malapascua gewesen. Dann kam „Yolanda“, wie die Einheimischen den Taifun nennen. Jetzt ist dies eine Reise in ein zerstörtes Paradies. Der weiße Badestrand: leer, die Wohnhäuser der Einwohner zerstört. die kleinen Urlaubsresorts zertrümmert. Damit ist den Bewohnern hier ihre Lebensgrundlage genommen, denn sie haben alle vom Tourismus gelebt.

Auch das Restaurant von Ramon de Dios: nur noch ein Trümmerhaufen. „15 Jahre habe ich gebraucht das hier aufzubauen. In zwei Stunden war alles weg“, erzählt Ramon und blickt dennoch schon wieder nach vorn. „Wir müssen weiter machen damit wir überleben. Wir haben keine andere Chance. Es wird sehr schwer, Mittel und Wege zu finden. Irgendwie aber werden wir es schaffen. Es wird lange dauern und nicht leicht sein, sondern sehr, sehr schwer.“

Zerstörungen auf der Insel Malapascua
Zerstörungen auf der Insel Malapascua | Bild: SWR

„Wenn ihr wissen wollt, wie schlimm ein Taifun ist, dann achtet auf die Kokospalmen“, gibt uns Ramon mit auf den Weg. Sie biegen sich im Wind und halten so den starken Stürmen stand. Wenn sie brechen oder gar entwurzelt sind,  dann weiß man wie schlimm ein Taifun ist. Auf Malapascua war er verheerend. Dennoch wirken die Menschen erstaunlich gefasst „Pala taya“ heißt das hier: Der Glaube an morgen, an einen neuen,  bessern Tag. Bei der Katastrophe ist keiner der 7000 Einwohner ums Leben bekommen. Vielleicht ist es das, was ihnen den Neuanfang leichter macht. Auch Jocy Recoletos tut einfach das, was sie auch vor dem Sturm getan hat. Sie ist Wäscherin und vor allem glücklich, dass ihre fünf Kinder überlebt haben. „Der Sturm hat unser Haus zerstört. Das Dach war weg, einfach davongeflogen. Wir sind zu unseren Nachbarn geflohen. Wir haben alles verloren. Wirklich alles. Aber so ist das bei uns, wir sind arm aber dennoch glücklich.“

Die Hütte hat Jocy’s Mann Paul schon wieder aufgebaut. Jetzt fehlt nur noch das Dach. „Arm aber glücklich –Hayahay“, sagen sie hier. Und so sieht das auch Paul. Er ist Fischer Die Boote auf denen er gearbeitet hat sind zertrümmert. Unterkriegen aber lässt er sich aber deshalb nicht. „Wir müssen uns anstrengen. Bis jetzt sind wir auf Hilfe angewiesen. Aber wir werden nicht aufgeben. Wir müssen weitermachen. Wissen sie, ich habe fünf Kinder. Im schlimmsten Fall werde ich einfach mit bloßer Hand Fische fangen. Im Meer gibt es immer Fische.“

Kartons mit Hilfslieferungen am Strand
Die Versorgung mit Hilfslieferungen ist angelaufen | Bild: SWR

Das größte Problem aber wird sein, wie bei so viel Zerstörung der Tourismus wieder belebt werden kann, denn andere Arbeitsplätze gibt es auf dieser Insel nicht. Noch sind viele auf die Notversorgung angewiesen. Geduldig stellen sie sich bei der Verteilstation an. „Wir sind heftige Taifune und schwere Regenfälle gewohnt“, sagen sie, „daher ist unser Überlebenswille sturmerprobt und wasserdicht.“ Auch Bürgermeister Rex Novabos hat seine Zuversicht nicht verloren. „In zwei Monaten haben wir alles wieder aufgebaut“, hofft er. Nur die Touristen dürfen nicht ausbleiben. „Ich hoffe dass weiterhin Urlauber kommen werden, damit unsere Tourismusindustrie nicht zusammenbricht. Für die Touristen wäre es eine Möglichkeit, ihre Großzügigkeit  zu beweisen und uns würde es sehr helfen. Aber ich will nicht gierig sein. Es gibt auch andere, die Hilfe brauchen. Es ist nicht nur Malapascua betroffen. Jeder soll einfach helfen, wenn er kann.“

Unten am Strand kommen weitere Lebensmittel an. „Baja nihan - sich gegenseitig helfen“, auch das gehört zur philippinischen Lebensart. Nur sind viele zu arm, um auch noch anderen beizustehen. Und zu arm, um Häuser zu bauen, die Stürmen wiederstehen. Aber irgendwann werden sie ihre Hütten wieder aufgebaut haben, ihre Boote repariert. Irgendwann werden statt Hilfslieferungen auch wieder Touristen kommen. Und irgendwann wird der nächste Taifun über sie hinwegfegen, aber sie hoffen, nicht ganz so zerstörerisch wie dieses mal.

Stand: 15.04.2014 10:54 Uhr

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