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Nepal: Kaum Hilfe für entlegene Orte

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Nepal: Kaum Hilfe für entlegene Orte | Bild: SWR

Auch Tage nach dem schweren Erdbeben in Nepal kommt in den besonders schwer betroffenen Orten der Provinz Sindhupalchok Hilfe nur spärlich an. Eine Reportage aus einer zerstörten Welt von ARD-Korrespondent Gabor Halasz, Studio Neu Delhi.

Sie müssen nichts sagen. Ihre Augen sagen alles. Die Menschen laufen zusammen als sie uns – die Fremden – sehen. Sie denken: Vielleicht helfen die. "Ihr seid die ersten, die kommen. Danke, dass ihr da seid. Und dass ihr euch für uns interessiert." "Niemand war hier", beklagt sich Geeta Karki. "Auch nicht die Regierung. Meine Kühe wurden getötet. Ich brauche Essen. Einen Platz, wo wir unterkommen können." Geeta ist mit dem Leben davon gekommen. Sie war auf dem Feld als die Erde bebte. Als sie ins Dorf zurückkehrte, standen die Häuser nicht mehr. Kaum etwas blieb heil.

Das Essen reicht noch für zwei bis drei Tage

Zerstörte Häuser
Viele Menschen haben ihr gesamtes Eigentum verloren.  | Bild: SWR

Karkitar heißt der Ort. Drei Stunden von Kathmandu. Erreichbar mit dem Auto. 12 Menschen starben im hier. 250 in der näheren Umgebung. Sieben Kinder hat Geeta. Auch sie haben überlebt. Sie hatte noch Glück, konnte etwas Reis retten. Und Linsen. Davon leben sie nun seit einer Woche. "Das ist alles, was ich noch habe. Das reicht noch zwei, drei Tage. Weiß nicht, was ich tun soll." Sie sparen, essen so wenig es geht. Erst die Kinder, dann die Erwachsenen. Die meisten Vorräte sind verloren. Und das Gemüse auf den Feldern ist noch nicht reif. Aber: Hunger haben sie im Dorf. Manchmal muß Zuckerrohr reichen. Es fehlt Wasser. Es sind um die 30 Grad. Bald beginnt die Regenzeit. Und sie leben im Freien. Wie sollen sie das Dorf nur wieder aufbauen? Und wo anfangen? Macht es überhaupt Sinn? Mit Händen zu graben. So wie Krishna. "Niemand interessiert sich für uns. Mein Haus steht nicht mehr. Ich habe alles verloren. Bitte kommt und helft mir."

Durch das Erdbeben hat sich alles geändert

Über den Dörfern Hubschrauber. Immer wieder. Hilfe scheint greifbar. Aber sie fliegt vorbei. In all dieser Not bleibt kaum Zeit zu trauern. Haben die meisten noch gar nicht begriffen, was geschehen ist. Die Brüder Babu Ram und Prakash verloren ihre Eltern. Prakash auch seine Tochter. Mit eigenen Händen haben sie sie aus den Trümmern ausgegraben. "Ein paar Minuten nach dem Beben kam ich zurück", erzählt Prakash Karki. "Ich sah das eingestürzte Haus. Aber weder Mutter noch Vater. Dann haben die Nachbarn geholfen und ich fand meine tote Tochter. Meinen toten Vater. Und am nächsten Tag auch meine tote Mutter." Und Babu Ram Karki ergänzt: "Es war der Himmel. Dieses Haus. Nun ist es ein Grab. Es hat sich alles geändert durch dieses Erdbeben. Es tut so weh."

Säcke mit Hilfsgütern werden entladen
Die lang ersehnte Hilfe ist gekommen. | Bild: SWR

Wir verlassen das Dorf. Doch auf dem Weg nach unten kommt uns ein Lastwagen entgegen. Vollgepackt mit Hilfsgütern. Nicht die Regierung hat ihn geschickt. Keine internationale Organisation. Privatleute aus Kathmandu sind einfach losgefahren. Sie haben sogar eine Liste mit den Namen der Dorfbewohner. Die Helfer bringen Reis, Linsen und Medikamente. "Ich bin so glücklich", sagt Krishna. "Ich bin so glücklich. Nun werde ich kochen für meine Familie." Für einen Moment haben sie vergessen, wie elend sie leben.

Stand: 04.05.2015 16:57 Uhr

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