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USA: Eine Erfolgsstory aus South Carolina

PlayIn Spartanburg befindet sich der weltweit größte Produktionsstandort von BMW.
USA: Eine Erfolgsstory aus South Carolina | Bild: NDR / Claudia Buckenmaier

Joel Pridmore hat sein Ziel fest vor Augen. Nächstes Jahr will er sein Studium abschließen und dann bei BMW arbeiten. Eines der begehrten Stipendien des Autobauers hat der 31-Jährige bereits errungen. Nach neun Jahren beim Militär drückt Joel wieder die Schulbank. Oft der Älteste, ein verheirateter Mann. Er holt nach, was ihm als Jugendlicher verwehrt war. Diese Ausbildung gab es hier in South Carolina noch nicht. "Die meisten in meiner Familie haben nicht viel Schulbildung", erzählt er. "Mein Vater hat keinen richtigen Abschluss. Sie mussten alle möglichen Jobs annehmen, um über die Runden zu kommen. Das ist für mich keine Option. Die Schule einfach hinzuschmeißen, kommt nicht in Frage. Und meine Frau würde es mir definitiv nicht erlauben."

Moderne Produktionstechniken

Joel Pridmore hat ein BMW-Stipendium ergattert.
Joel Pridmore hat ein BMW-Stipendium ergattert. | Bild: NDR

Joels Großeltern arbeiteten in der Textilindustrie. Schlecht bezahlte Jobs. Für Joel selbst unvorstellbar. Aber die modernen Produktionstechniken, die nach dem Niedergang der Textilbranche in die Region kamen, die reizen ihn. Noch vor 30 Jahren war die Lage in seiner Heimat desolat. Dann brachten internationale Firmen die Rettung. Für Joel heißt das zwar auch, hart arbeiten wie die Großeltern, aber mit ganz anderen Perspektiven. "Es war nicht nur eine Chance", sagt er. "Ich mag es. Alles bewegt sich. Man programmiert den Roboter und er tut, was du ihm sagst. Das ist klasse."

Stolz auf ausländische Investoren

An die 500 ausländischen Firmen haben sich in der Region Spartanburg angesiedelt.
An die 500 ausländischen Firmen haben sich in der Region Spartanburg angesiedelt. | Bild: NDR / Claudia Buckenmaier

An die 500 ausländischen Firmen gibt es in der Region inzwischen. Vielen versucht die Fachhochschule, eine maßgeschneiderte Ausbildung anzubieten. Für Fachkräfte aus der Gegend. "Als BMW in unsere Gegend kam, vor gut 25 Jahren, das hat uns die Augen geöffnet", sagt Jay Coffer vom Spartanburg Community College. "Uns wurde klar, dass wir solche Unternehmen suchen müssen, um mit ihnen zusammenzuarbeiten und sie dann hier zu halten." Auf all die ausländischen Investoren, die der Region wieder auf die Beine geholfen haben, sind sie hier stolz. South Carolina ist ein streng republikanischer Bundesstaat. Hier ist Trump-Land. Trotzdem versteht kaum einer, dass der Präsident ausgerechnet auch den Autobauern Strafzölle angedroht hat. Nur sagen will es niemand offen. Das macht man hier nicht. David Lewis hat viele neue Werke hier mit geplant und entworfen. Es war auch seine persönliche Karriereleiter. Der Blick auf alte Fotos zeigt einen Zustand, zu dem hier niemand zurück will. "Die nationale Politik in Washington verlangsamt die Entwicklung vielleicht ein bisschen, aber sie wird sie nicht stoppen", sagt der Architekt. "Im ganzen Südosten wächst die Wirtschaft richtig stark. Gute Jobs und konkurrenzfähige hart arbeitende Menschen."

Strafzölle würden Standortvorteil verspielen

Die Südstaaten locken Unternehmen an. Auch weil es hier traditionell keine Gewerkschaften gibt. Durch Strafzölle wäre dieser Standortvorteil verspielt. Das wollen die Politiker nicht. "Ich glaube an das, was Winston Churchill gesagt haben soll: 'Amerikaner werden immer das Richtige tun, nachdem sie alles andere versucht haben'", sagt Bobby Hitt, Wirtschaftsminister von South Carolina. "Also, manchmal müssen wir wohl bei solchen Themen etwas herumstolpern, bis wir die Lösung haben. Aber ich glaube, wir werden sie finden."

Deutsches Ausbildungsmodell in die USA exportiert

BMW hat das deutsche Ausbildungsmodell in die USA exportiert.
BMW hat das deutsche Ausbildungsmodell in die USA exportiert. | Bild: NDR / Claudia Buckenmaier

BMW produziert in Spartanburg nicht nur Autos, sondern hat auch das deutsche Ausbildungsmodell in die USA exportiert. Joel Pridmore nimmt neben seinem Studium an Jobtrainings des Unternehmens teil und arbeitet in der Fabrik mindestens 20 Stunden die Woche. Das gehört zum Stipendium. Er will alles tun, um seine Chance zu nutzen. "Ich denke, ich würde gern ins Management", sagt er. "Ich mag Führungsaufgaben. Das habe ich auch beim Militär gemacht. Ich liebe es zu unterrichten und zu trainieren. Da sehe ich mich. Das ist eines meiner Ziele."

Zurück in die Heimat

Joel wurde in Spartanburg geboren. Er wurde Soldat, um wegzukommen, als die Stadt noch ohne Zukunft schien. Inzwischen wird an allen Ecken renoviert und gebaut. Neue Cafés öffnen. Alles wird schicker. Die Innenstadt beginnt vom Wirtschaftsboom im Umland zu profitieren. Trotz allen Fortschritts, Traditionen bedeuten den Menschen hier alles. Familie und Glaube sind viel wichtiger als Politik. "Wir in South Carolina sind hart arbeitende Menschen", sagt Joel, als er abends mit seiner Frau Kaylee in einem alteingesessenen Burgerladen sitzt. Auch das gehöre zur Erfolgsgeschichte. "Es ist positiv", sagt Kaylee Pridmore. "Wir müssen uns einfach an unsere christlichen Werte halten und darauf vertrauen, dass alles läuft, so wie Gott es will. Auch wenn es mal schwierig ist, müssen wir da gemeinsam durch." "Und es läuft wirklich fantastisch", ergänzt Joel. "Ich würde um nichts in der Welt tauschen. Ich habe meine schöne Frau getroffen. Es könnte nicht besser sein." Joel ist jedenfalls sehr froh, den Weg zurück gefunden zu haben, in seine neue alte Heimat.

Autorin: Claudia Buckenmaier, ARD-Studio Washington

Stand: 20.07.2019 14:05 Uhr

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