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Thailand: Tigertempel - Schluss mit Schmusen

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Thailand: Tigertempel - Schluss mit Schmusen | Bild: WDR

Füttern, Schmusen, kitzeln, knipsen. Hautnah mit einem Raubtier. Welch ein Erlebnis – im berühmten Tiger Tempel in Thailand.

Tourist

»Ich liebe Tiger über alles. Sie sind wunderschön. Ich wollte hier schon immer hinkommen. Ich habe heute Geburtstag. Und da gönne ich mir was besonders.«

Mönche beten für die Tiger. Sie haben ein Paradies schaffen wollen für den König des Dschungels. Ein Vorbild für den Artenschutz. Einen Streichelzoo für Raubtiere und Touristen.So sehen die Tiger aus, wenn sie gross und kräftig sind: Aber sie gehen brav an der Leine wie ein kleiner Pudel. Und es wird noch schöner.

Fotoshooting im Raubtiergehege. Ein Erlebnis fuer die ganze Familie. Hier der Tiger beim Jungen auf dem Schoss, dort drüben mit Onkel, Tanten, Oma, Opa. Bilder wie bei der Grosswildjagd. Allerdings mit lebenden Tieren. Ungefähr 140 Euro kostet so ein Tag mit dem Tiger. Nervenkitzel inklusive.

Saenrak In-nak, Pfleger

»Guck, mein Hemd, so viele Löcher drin. Du musst wirklich aufpassen. Andererseits, sagt der Pfleger, die Tiger sind mit Menschen aufgewachsen, sie haben nie blutiges Fleisch bekommen. Deshalb sind sie so zahm.«

Rundgang mit dem Tempelvorsteher.

147 Tiger haben die Mönche und ihre Helfer bis heute grossgezogen. Nicht alle sind so freundlich zu den Besuchern. Schon lange haben Tierschützer den Verdacht, die Vorführ-Tiger werden mit Drogen ruhig gestellt. Damit sie die Touristen nicht anfallen. Jetzt kommen neue, ungeheuerliche Vorwürfe hinzu. Von einem frühren Tierarzt. Der Tempel habe seine Tiger allesamt illegal gezüchtet und noch schlimmer: die Mönche hätten einzelne alte Tiere sogar für Geld ans Messer.

Supitpong Pakdijarung, Tiger-Tempel Thailand

»Völliger Quatsch, sagt der Tempelvertreter. Noch nie ist hier ein Tiger abhanden gekommen. Wir glauben, dass die Tiere früher selbst einmal Mönche waren. Und als Tiger wiedergeboren wurden. Wir passen deshalb besonders gut auf die Tiere auf.«

Die Staatsmacht will dem Verdacht nachgehen. Vorgestern, am Freitag morgen: Razzia im Thai Style: Mönche, Pfleger, Ranger! Polizisten, Journalisten, Touristen. Alle durcheinander. Und mittendrin ein Rudel Raubtiere. Hat der Tempel seine Tiere illegal weiterverkauft? Die Beamten wollen die Tiger jetzt erstmals abzählen.

Auch der holländische Tierschützer Edwin Wiek ist da. Seit Jahren beobachtet er das undurchsichtige Treiben im Tigertempel.

Edwin Wiek, Wildlife Friends Foundation Thailand

»Ich halte es für wahrscheinlich, dass sie die Tiger in Stücke geschnitten und verkauft haben. Ein männlicher Tiger ist viel wert. 10.000 Dollar an der Grenze zu Laos. An der chinessichen Grenze schon doppelt so viel. Wenn 3 Tiger fehlen, das sind 60.000 Dollar. Das ist eine Menge Geld. Und ich bin ziemlich sicher, deshalb wurden sie verkauft.«

Die Ranger drohen, alle Tiere zu beschlagnahmen. Aber das haben sie schon häufiger. Ihnen fehlen dazu die Mittel. Auch ob Tiere fehlen, können sie nicht eindeutig klären. So geht die Show mit den Tigern ersteinmal weiter. Spielen, tätscheln, streicheln mit echten Raubtieren.

Tourist

»Ich habe 10 Jahre auf diesen Tag gewartet. Ich wollte, dass meine Tochter gross genug ist und mitkommen kann. Was sie hier sieht, wird sie ihr Leben lang nicht vergessen.«

Wilde Tiere so nah - zweifellos faszinierend. Ein Restrisiko aber bleibt – hier im Tigertempel. Für die Touristen.

Und – wie Tierschützer meinen - auch für manch teuren Tiger.

ARD Singapur/Autor: Philipp Abresch

Stand: 26.04.2015 20:35 Uhr

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Westdeutscher Rundfunk
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