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Verlorene Kindheit: Yussuf lebt unter Siedlern und Soldaten

Der palästinensische Junge Yussuf ist 9 Jahre alt und lebt im Zentrum von Hebron im Westjordanland. Er hat einen Geburtsfehler und daher nur einen Arm. Seine Heimat ist die Shuhada Straße. Wo einst betriebsames Leben war, dominieren heute Checkpoints der israelischen Armee das Straßenbild.  | Bild: BR / Markus Rosch

Der palästinensische Junge Yussuf ist 9 Jahre alt und lebt im Zentrum von Hebron im Westjordanland. Er hat einen Geburtsfehler und daher nur einen Arm. Seine Heimat ist die Shuhada Straße. Wo einst betriebsames Leben war, dominieren heute Checkpoints der israelischen Armee das Straßenbild.

Yussuf kann vom Dach des Hauses, in dem er mit seiner Mutter ausharrt, auf die Siedlung Beit Hadassah schauen. Er lässt hier einen selbstgebastelten Drachen steigen. Einen anderen Spielplatz hat er nicht.

Alle ehemaligen Geschäfte sind verrammelt. Die Shuhada Straße ist ein Symbol für eine geteilte Stadt. Palästinenser dürfen hier nicht hin. Alles scheint wie tot. Die Armee hält Palästinenser von dieser Straße fern. Sie fürchtet eine Eskalation, da hier die Nähe zu den Siedlern so groß ist. Hier war einmal ein bunter, lauter Bazar. Bis zu 1000 Geschäfte sollen leer stehen, geschlossen von der Armee.

Yussufs Eltern haben sich getrennt. Der Junge lebt allein mit seiner Mutter in einem vierstöckigen Haus. Außer den beiden leben noch fünf Familien in den Nebengebäuden. Alle anderen Bewohner haben die einst so belebte Shuhada Straße verlassen.

Yussuf blickt aus seinem Zimmer direkt auf eine jüdische Siedlung. Sie scheint zum Greifen nah und doch sind es komplett getrennte Welten. Er blick durch die Gitter auf das Heim der Siedler, denen es am liebsten wäre, wenn Yussuf und seine Mutter von diesem Ort verschwinden würden.

Die einzigen Menschen, die heute die ehemalige Marktstraße noch beleben, sind Soldaten und Siedler, die diese Straße auch gerne als Joggingstrecke nutzen. Als das ARD-Team in der Straße mit dem Jungen Yussuf dreht, greifen junge Siedler die Kollegen an. Direkt vor dem Haus, in dem der Junge lebt, ist ein Kontrollpunkt der Armee. Die Situation eskaliert. Das Team wird beschimpft, angegriffen und sucht Schutz im Haus von Yussuf.