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Der König der Kometenjäger

In kaum einer anderen Wissenschaftsdisziplin spielen Amateure eine so große Rolle wie in der Kometenjagd.

Ein Teleskop, mit dem man diese leuchtenden Himmelskörper entdecken kann, ist schon für wenig Geld zu erstehen.
Das größte Kapital, das die Kometenjäger einsetzen, ist ihre Leidenschaft und ihre Zeit. Sie verbringen Nacht für Nacht unter dem Sternenhimmel, um nach neuen Himmelsobjekten Ausschau zu halten. So auch der wohl bekannteste Kometenjäger, der Kanadier David H. Levy.

Nacht für Nacht auf der Jagd

Zusammengefahrenes Teleskop wird abgedeckt
David Levy bereitet sein Lieblings-Teleskop "Miranda" für die nächtliche Himmelsbeobachtung vor. | Bild: WDR

Schon am frühen Abend, lange bevor ein einziger Stern mit bloßen Auge am Himmel zu sehen ist, bereitet sich der studierte Literaturwissenschaftler David Levy auf eine weitere Jagd nach Sternen, Gestirne und Kometen am nächtlichen Himmel vor.
In der Wüste Arizonas hat der Amateur-Astronom auf seinem Grundstück eine ganze Armada von Teleskopen versammelt.

Jedes übernimmt eine besondere Aufgabe. Besonders viel Zeit verbringt David mit "Miranda": Dieses Teleskop ist seit Jahrzehnten seine liebste und zuverlässigste Begleiterin für die Suche am Nachthimmel. David Levy ist Kometenjäger aus Leidenschaft: "Für mich sind Kometen magisch. Sie sind nicht vorhersehbar. Es ist der Weg zu ihnen, die Suche, die mich fasziniert - auch wenn ich keinen finde. Nach 42 Jahren freue ich mich heute Abend darauf wie am ersten Tag."

Jede Nacht ein anderes Fleckchen Weltall

Davids Suche ist aufopfernde Fleißarbeit: Wie Tausende Hobbyastronomen rund um den Globus, untersucht er jeden Abend ein anderes Stückchen Himmel. Zentimeter um Zentimeter schwenkt er das Teleskop - immer in der Hoffnung als Erster das schwache, unscharfe Leuchten eines neuen Kometen zu entdecken.

Die erste Entdeckung

Schon mit 17 Jahren begann er seine erste Kometenjagd im heimischen Kanada. 1984 wurde zum ersten Mal ein Komet nach ihm benannt: Comet Levy-Rudenko 1984t. Mit seinem Teleskop Miranda wurde er nach den Maßstäben eines Kometenjägers extrem erfolgreich. Zwischen 1984 und 1994 entdeckten die beiden sieben Kometen. Danach suchten sie zwölf Jahre vergebens. "Man kann Jahre und Jahre suchen und nichts finden. Das macht mir nichts aus. Mein Antrieb ist die Suche selbst. Ich liebe es!"

Fruchtbare Zusammenarbeit

Davids Ruhm beruht nicht allein auf der großen Zahl von Kometen, die er als erster gefunden hat. Das Zusammentreffen mit dem Geologen und Astronom Gene Shoemaker war ein bedeutender Wendepunkt im Leben des Hobby-Astronomen.

Shoemaker lud David Levy ein, ihm bei der Kometensuche zu assistieren, die er zusammen mit seiner Frau Carolyn für eine Woche im Monat am Palomar Observatory in Kalifornien unternahm. Der "Palomar Asteroid and Comet Survey" war eines der ersten professionelle Kometensuchprogramme und chronisch unterfinanziert. David erhielt keine Bezahlung, sondern lediglich Kost und Unterkunft am Observatorium und das Spritgeld für die Fahrten von Arizona nach Kalifornien. Doch die Chemie mit den Shoemakers stimmte und auch der Erfolg stellte sich ein: zwischen 1990 und 1994 entdeckten sie zusammen 13 Kometen.

Kometensturz auf Jupiter

Der Komet, den sie im März 1993 sichteten, schlug aber alle anderen Entdeckungen: Shoemaker-Levy 9, wie der Komet später nach dem beiden Astronomen benannt wurde, war eine Sensation - und das nicht nur unter Wissenschaftlern. Ein Jahr nach seinem Auftauchen stürzte Shoemaker-Levy 9 vor den Augen der Weltöffentlichkeit auf den Planeten Jupiter. Für den Amateur-Astronomen David war die Entdeckung dieses Kometen ein Triumph: "Die meisten Berufsastronomen nehmen uns Amateure nicht sehr ernst. Dabei haben wir eine unbezahlbare Qualität: nämlich unsere Leidenschaft!"

Neue Suchmethoden

Zwei Dinge haben in den vergangenen Jahren die Kometenjagd grundlegend verändert. Etliche professionelle Suchprogramme durchforsten mittlerweile den Himmel. Sie sind auf der Suche nach Asteroiden, die auf Kollisionskurs mit der Erde sind.

Dabei entdecken sie aber auch Kometen – und zwar bevor die schwach leuchtenden Himmelsobjekte von den Amateurteleskopen gesichtet werden können. Die zweite große Veränderung ist der Einsatz von digitalen Kameras und Computern.

Einsatz von Digitalfotografie

Seit einigen Jahren setzt auch David Levy den Rechner auf einen Abschnitt des Himmels an. Der Rechner steuert das Teleskop und schießt mit einer digitalen Kamera Bilder, die David am nächsten Tag auswertet. Die Empfindlichkeit der modernen Kameras ist dem menschlichen Auge überlegen. Nur so kann er als Hobby-Kometenjäger heute noch mit den Suchprogrammen der Profis konkurrieren: "Es ist in den vergangenen Jahren sehr viel schwieriger geworden. Eigentlich kann ich es niemandem empfehlen. Aber wenn du es liebst, den Himmel durch ein Teleskop zu betrachten, dann mach es einfach. Vielleicht hast auch du Glück und entdeckst einen Kometen."

David wird jedenfalls weiterhin Nacht für Nacht seine Teleskope in den Himmel richten und suchen - um vielleicht in den Tiefen des Alls wieder einen neuen Kometen zu entdecken.

Autor: Daniel Münter

Stand: 11.05.2012 13:00 Uhr

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