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Goldsuche im Rhein

Der Goldpreis steigt und steigt: Gerade in einer Zeit, in der die Wirtschaftlage unsicher wird und auch Spekulationsblasen an Börse platzen, besinnen sich viele Anleger wieder auf handfeste Werte.

Innerhalb von nur fünf Jahren hat sich der Preis an den Börsen der Welt fast verdreifacht. In Alaska entwickelt sich aktuell ein neuer kleiner Goldrausch: Glücksritter aus allen Ecken des Landes stehen wieder frierend in den Bächen und an den Sandbänken der Flüsse und waschen Gold. Goldwaschen scheint sich wieder zu lohnen – vielleicht auch bald wieder am Rhein.

Rheingold waschen

Jahrtausende lang haben Menschen von der Quelle bis etwa auf die Höhe von Karlsruhe Rheingold gewaschen. Heute ist das Handwerk bei uns fast in Vergessenheit geraten.

Aber es gibt doch einige, die diese Handwerk beherrschen: Ein Mann aus dem Schweizerischen Städtchen Disentis in Graubünden ist heute einer der unerschütterlichsten Goldwäscher. Sein Name: August Brändle, bekannt ist er als Gold-Gusti. Er hat im Jahr 1996 ein fast fünfzig Gramm schweres Nugget aus dem Rhein gewaschen – das ist sein persönlicher Rekord. Doch es geht noch größer: Gold-Gustis Freund, Peter Bölsterli, fischte kurz nach einem starken Hochwasser gar einen 123 Gramm schweren Goldklumpen aus dem Fluss.

Dennis Wilms als Goldwäscher

Dennis Wilms erliegt dem Lockruf des Goldes und macht sich auf in die Alpen, um von Gold-Gusti zu lernen, wo und wie das edle Metall zu finden ist. Gustis Camp "Big Nugget" liegt direkt am Ufer des Hochrheins. Nur wenige Kilometer nach seiner Quelle, dem Tumasee, reißt der Rhein als wilder Gebirgsbach Unmengen von Gesteinsteinsbrocken mit sich, die im Laufe der Zeit durch Erosion von den steilen Felsen abgebrochen sind. Und einige dieser Brocken enthalten Gold.

Die Suche nach der Goldlinie

Doch die Schwierigkeit besteht darin, geeignete Stellen zu finden, an denen der Fluss das schwere Metall wieder ablagert. Gusti zeigt Dennis, wo er suchen muss: nämlich in der so genannten Gold-Line. Das ist ein Bereich im Flussbett, der bei Hochwasser eine so starke Strömung führt, dass das schwere Gold vom Wasser überhaupt transportiert werden kann.

Ist die Gold-Line gefunden, soll Dennis nach möglichst großen Felsbrocken suchen, denn dahinter, dazwischen und darunter könnten sich im übrigen Flusskies die ersehnten Goldnuggets liegen.

Dass die Goldstückchen sich in dieser Stelle ablagern, hat folgenden Grund: Werden die Felsen bei Hochwasser überflutet, bricht auf deren Rückseite die starke Strömung ab – vergleichbar ist das zum Beispiel mit dem Windschatten bei Sturm hinter einem Haus. Genau an diesen Stellen reicht die Strömungsgeschwindigkeit des Wassers dann nicht mehr aus, um schwere Steine und Goldklümpchen weiter zu transportieren – das Gold sinkt hinter dem Felsen auf den Grund des Flusses und bleibt liegen.

Das harte Handwerk

Ausgerüstet mit Schaufeln und schwerer Brechstange kratzen Dennis und Gusti das Kiesmaterial aus dem Flussbett. Der Schweiß fließt. Endlich kommt der große Moment: Die beiden haben genug Kiesmaterial gesammelt und tragen es jetzt vorsichtig hinüber zur Waschrinne. Die hat Gusti zuvor so in die Strömung gesetzt, dass Sand und leichte Steine sofort weggeschwemmt werden, jedoch selbst winzige Körnchen des schweren Goldes liegen bleiben. Das benötigt eine lange Erfahrung des Goldwaschens.

Wer suchet – der findet

Nach zwei enttäuschenden Versuchen kommt Dennis’ unvergesslicher Moment: Er hat Gold in seinem Sieb gefunden. Fünf Hundertstel Gramm hält Dennis in seiner Hand – ein Materialwert von rund 1,50 Euro. Für Dennis ist das kleine Körnchen von unschätzbar ideellem Wert.

Denn er hat selbst erfahren, dass Goldwaschen mühselige Knochenarbeit ist. Für ein Gramm Gold müssen an diesem eigentlich viel versprechenden Abschnitt des Rheins rund zwei Tonnen Kies gewaschen werden – so selten ist Gold. Hier wäscht man nicht, um reich zu werden – es geht um anderes: Geselligkeit, Romantik und Naturerleben.

Ende der Ruhe am Hochrhein?

Doch dank der steigenden Preise könnte es hier oben bei Gusti demnächst vorbei sein mit der Ruhe und der heimeligen Goldgräberstimmung. Es gibt eine kanadische Firma mit Sitz in Genf, die das Gebiet, wo Gold-Gusti schürft, bereits geologisch auf seine Ausbeutbarkeit untersucht hat – vielleicht wird dort schon bald industriell Gold abgebaut.

Autor: Jo Siegler

Stand: 11.05.2012 13:09 Uhr

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