SENDETERMIN So., 12.12.10 | 17:03 Uhr | Das Erste

Das Geschäft mit dem Kaffee

Eine moderne Kaffeemaschine
Beliebt in aller Welt: Kaffee | Bild: WDR

Kaffee ist ein weltweit wichtiges Handelsgut. Er wird an der Rohstoffbörse in New York gehandelt, und dort zählt nur das Gesetz des Marktes: So billig wie möglich einkaufen, so teuer wie möglich verkaufen. Das geht zur Lasten der Kaffeebauern. Sie haben mit dem Anbau der Bohnen zwar die meiste Arbeit in der Wertschöpfungskette, doch ihr Verdienst reicht oft kaum zum Überleben.

Wer verdient wie viel?

Die Kaffeeanbaugebiete liegen in den Tropen auf einer Höhe von rund 2.000 Metern
Hier wächst der Kaffee: In den Bergen von Chiapas | Bild: nunifilm

Von zehn Euro, die der Kunde für ein Kilogramm Kaffee bezahlt, gehen zwei Drittel an den Transporteur, den Röster und die verschiedenen Händler. Der deutsche Staat kassiert knapp drei Zehntel des Ladenpreises als Steuern. Den Bauern bleiben gerade einmal sechs Prozent. Diese Zahlen veröffentlichte die Stiftung Warentest in ihrem Aprilheft 2009. Doch ein Beispiel aus Südmexiko zeigt, dass Kaffeehandel auch anders aussehen kann.

Kaffeeanbau bedeutet viel Arbeit

Crisanto Peréz bei der Kaffeeernte
Kaffee zu ernten ist eine mühselige Arbeit: Jede einzelne Bohne muss von Hand gepflückt werden | Bild: nunifilm

Crisanto Peréz ist Kaffeebauer in Chiapas im Süden Mexikos. Sein Arbeitstag auf dem Feld beginnt während der Erntezeit morgens früh um sechs Uhr und geht bis nachmittags um fünf – egal, ob die Sonne vom Himmel brennt oder es regnet.

Jede einzelne Kaffeekirsche wird von Hand gepflückt. Danach muss die Ernte geschält, getrocknet und von Hand verlesen werden. Trotz der vielen mühseligen Arbeit verdienen mexikanische Kleinbauern im Schnitt gerade einmal drei US Dollar pro Tag.

Die Zwischenhändler streichen hohe Gewinne eine

Ungeschälte Kaffeebohnen
Der getrocknete Kaffee, noch ungeschälte Kaffee wird normalerweise von den Zwischenhändlern aufgekauft | Bild: nunifilm

Die Bauern müssen ihren Kaffee an Zwischenhändler – die sogenannten Coyoten – verkaufen. In den ländlichen Gebieten Mexikos haben die Aufkäufer ein Monopol. Sie bestimmen, was für den Kaffee bezahlt wird und die Bauern müssen das akzeptieren – sie haben keine Alternative. Viele Bauern sind nie zur Schule gegangen, sie können weder richtig lesen noch rechnen und kennen sich mit den Preisen nicht aus. So kommt es oft vor, dass sie von den Aufkäufern übervorteilt werden.

Fair und direkt: So bleibt den Bauern mehr von ihrem Kaffee

Kolping-Mitglied Klaus Langen kauft den Kaffee direkt
Klaus Langen kauft den Kaffee direkt von der Kooperative J‘amteletik. | Bild: nunifilm

Ein einzelner Bauer kann sich gegen die Ausbeutung kaum wehren. Deswegen schloss sich Crisanto Peréz vor 16 Jahren mit anderen Kaffeebauern zu der Kooperative J’amteletik zusammen. Gemeinsam suchten sie einen alternativen Handelsweg – und fanden ihn über das Kolpingwerk. In diesem katholischen Sozialverband helfen sich die einzelnen Gruppen gegenseitig.

Wie es der Zufall wollte, gehören nicht nur die Genossen von J’amteletik, sondern auch der Kaffeeröster Klaus Langen aus dem Sauerland der Kolpingfamilie an. Die Bauern schlugen vor, dass er ihnen ihren Kaffee direkt und ohne Zwischenhändler abkaufen solle. So entstand die Idee zu dem Kolping-Kaffee Tatico. Er wird von ehrenamtlichen Kolpingmitgliedern nach dem Gottesdienst verkauft. Er ist nicht nur direkt, sondern auch fair gehandelt: Die Kunden bezahlen hier pro Kilogramm rund drei Euro mehr, als ein Kaffee vergleichbarer Qualität im Supermarkt kosten würde.

Das Leben hat sich verändert

Maultiere schleppen die Ernte vom Feld
Jeder Kaffeesack wiegt 60 Kilogramm. Früher mussten die Bauern diese Last selber schleppe | Bild: nunifilm

Seitdem die Gewinne, die früher die Coyoten einstrichen, den Bauern zu Gute kommen, hat sich für die Bauern viel verbessert. Sie sind zwar nicht reich geworden – aber für südmexikanische Verhältnisse geradezu wohlhabend: Sie haben genug zu essen, können ihre Kinder in die Oberschule schicken und zur Erleichterung der Feldarbeit besitzen sie heute Maultiere, die ihnen beim Schleppen der 60 Kilogramm schweren Säcke helfen.

Autorin: Katharina Nickoleit (WDR)

Stand: 17.03.2014 10:25 Uhr

Sendetermin

So., 12.12.10 | 17:03 Uhr
Das Erste

Externe Links