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Richtiges Geocaching

Die geografischen Koordinaten des Caches werden im Internet auf zehn Meter genau angegeben
Geografischen Koordinaten weisen den Weg zum Cache | Bild: SWR

Lehrer tun es, Sekretärinnen opfern Ihre Freizeit, und die Wanderverbände fördern es nach Kräften, um der Jugend wieder einen zeitgemäßen Spaß am Wandern zu vermitteln. Geocaching ist vom Insider-Vergnügen längst zum breiten Trend geworden, der alle Schichten durchdringt. Weit über 100.000 Verstecke gibt es in Deutschland bereits, und täglich werden es mehr.

Geocaching das ist eine "Schatzsuche" mit Hilfe der geografischen Koordinaten. Die Koordinaten geben an, wo der Schatz – oder besser Cache versteckt ist. Das ist in der Regel eine kleine Dose mit allerhand Kleinigkeiten, von denen man sich etwas nehmen darf, wenn man etwas gleichwertiges hineinlegt. Das wichtigste ist jedoch das Logbuch, hier trägt sich der erfolgreiche Geocacher ein. Die Koordinaten der Caches werden im Internet preisgegeben. Wichtigstes Werkzeug der Geocacher ist ein GPS-Gerät, das sie zu den Koordinaten führt.

Der Weg ist das Ziel

Ein Fuß nähert sich bedrohlich einer seltenen Pflanze
Bedrohte Pflanzen können zerstört werden | Bild: SWR

Wer geocacht, ist auf der Suche nach neuem. Das ist der große Unterschied zum klassischen Wandern. Beim Geocachen werden nicht bekannte Sehenswürdigkeiten besucht, sondern verborgene Schätze geborgen. Das heißt aber auch, das ausgetretene Wanderpfade nicht immer der richtige Weg zum Ziel sind. Genau das ist das Problem: Denn sobald der Wanderer oder Geocacher den Weg verlässt wird er zum potenziellen Naturzerstörer. Der Biologe Andreas Kiefer vom Naturschutzbund Rheinland-Pfalz erklärt warum: "Speziell in Naturschutzgebieten aber auch allgemein im Wald sollte man immer auf den Wegen bleiben", so der Naturschützer. Denn abseits der Wege könne man immer mal Pflanzen zertreten, die sehr klein oder unscheinbar sind. Außerdem versteckten sich im Dickicht oft Tiere, die dann aufgeschreckt und gestört werden. Besser sei es, auf Wildwechseln oder kleinen Trampelpfaden zu gehen.

Doch aus Naturschutzgründen sollte man Wege am besten gar nicht verlassen. Aber Kiefer ist Realist genug um zu wissen, dass er da nur appellieren kann. Wichtig sei auf jeden Fall, dass man im Wald oder im Gelände achtsam ist und sich vorsichtig bewegt. Denn viele Caches liegen abseits der Wege und sind nur querfeldein zu erreichen. Deshalb wäre es auch gut, wenn diejenigen, die die Caches verstecken – die sogenannten Owner – darauf achten würden, dass der nächste Weg nicht allzu weit entfernt ist.

Das Abenteuer lockt

Wer geocacht, gerät leicht in Versuchung, eine Höhle zu betreten
Eine Höhle sollte man nicht betreten. | Bild: SWR

Besonders beliebt für die Wahl eines Cacheortes sind abenteuerlich wirkende Plätze. In der Natur sind das gerne Felswände oder Höhlen. Gerade hier ist jedoch das Risiko groß, Tiere zu stören. In Felswänden nisten seltene Vögel, die gestört werden könnten. Gerade bei Höhlen gibt es schon konkrete Fälle, in denen Geocacher die dort lebenden Fledermäuse gestört haben. Dies wird z.B. aus der schwäbischen Alb wie auch aus dem Mayener Grubenfeld in der Osteifel berichtet. Dort bieten aufgelassene Basaltstollen wichtige Winterquartiere für Fledermäuse. Aber sind die paar Geocacher wirklich eine Gefahr für die Tiere?

Der Naturschützer sieht das differenziert. Vor kurzem seien über 200 Geocacher im Rahmen eines Events. in einer Höhle aufgekreuzt. Das sei zu viel. "Geocaching ist heute eine Großveranstaltung geworden und da sind halt unter hundert Leuten vielleicht fünf die rein gehen, und die sind dann gleich das Problem." Denn es sei nicht möglich die Höhlen lautlos zu betreten und die Fledermäuse würden auf jeden Fall gestört werden. Und während sie überwintern, kann jede Störung ihren sicheren Tod bedeuten. Deshalb sei es extrem wichtig, dass Caches, die in der Nähe von Höhlen oder gar in Höhlen sind, entsprechend verlegt oder gekennzeichnet werden. So haben auf Betreiben von Kiefer Eifeler Cache-Owner begonnen, besonders kritische Caches so zu verändern, dass sie nur noch schwer zu finden sind.

Übrigens seien auch Erdhöhlen oder kleine Baumhöhlen ungeeignet als Cache-Versteck. Tiere nutzen eben alles, um sich zu verstecken. Überhaupt empfiehlt Andreas Kiefer, dass sich Geocacher mit Naturschützern oder Förstern verständigen, bevor sie einen Cache anlegen. Zumindest dann, wenn nicht zweifelsfrei klar ist, ob die Natur gestört wird.

Problem Nachtcachen

Vollmond
Bei Vollmond sind nicht nur Geocacher unterwegs, auch Jäger | Bild: SWR

Besonders beliebt unter Geocachern ist die nächtliche Suche. Ähnlich wie Nachtwanderungen verspricht das noch mehr Aufregung. Doch die nächtlichen Besuche im Wald können das Wild aufschrecken und dafür sorgen, dass die Tiere ihr Verhalten ändern. Das sei vor allem den Förstern und Jägern ein Dorn im Auge. Doch nicht nur das tierische Nachtleben ist gefährdet, so Kiefer: "Was viel wichtiger ist beim Nachtcachen, dass man auf seine eigene Sicherheit bedacht sein sollte, es kann passieren, dass Jäger da sind. Speziell bei Vollmond wenn die Sicht gut ist. Alleine deswegen sollte man auf den Wegen bleiben damit man nicht mit irgendeinem Reh verwechselt und erschossen wird." Für die Geocacher heißt das, nachts gut beleuchtet zu sein, damit die Verwechselung nicht so leicht fällt.

Wer sich in der freien Natur und im Gelände bewegt, hat eben eine Reihe Dinge zu beachten. Am wichtigsten sei es, dass die Gecocacher ihren Verstand benutzten. Dann ließen sich viele Gefahren für die Natur vermeiden.

Literatur

Markus Gründel
Geocaching: Basiswissen für Draussen
Stein (Conrad), 2010
170 Seiten, 9,80 Euro

Autor: Hilmar Liebsch (SWR)

Stand: 12.08.2015 11:47 Uhr

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