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Schlafender Riesenvulkan unter Yellowstone

Heiße Quellen im Yellowstone Park
Heiße Quellen im Yellowstone Park | Bild: NDR

Ein riesiger Vulkan unter dem Yellowstone-Park galt lange Zeit als erloschen. Neue Forschungen haben nun aber ergeben, dass er doch nicht so ruhig ist. In der Caldera, dem alten Krater, wächst langsam aber stetig ein "Dom" empor. Ein Ausbruch könnte der größte innerhalb der jüngeren Erdgeschichte sein - mit unabsehbaren Folgen.

Ursprüngliche Vegetation und dampfende Quellen

Bison weiden, im Hintergrund ist der Rauch einer heißen Quelle zu sehen
Ursprüngliche Landschaft | Bild: NDR

Gelbes Lavagestein gibt dem berühmten Nationalpark im Norden der USA seinen Namen: Yellowstone. Hier findet der Besucher noch eine ursprüngliche Welt vor - so wie sie war, lange bevor es Menschen gab. Wilde Tiere, ursprüngliche Vegetation, dampfende Quellen. Der Yellowstone Park im Nordwesten der USA – anscheinend die perfekte Idylle.

Doch das Naturparadies geriet in den vergangenen Jahren zunehmend in Unruhe. Neue Thermalquellen entstanden, Geysire springen und brodeln in völlig veränderten zeitlichen Mustern, der Erdboden in vielen Bereichen wurde heißer und heißer.

Steigende Temperaturen

Geschlossener Weg
Einige Wege sind gesperrt | Bild: NDR

Vielen Besuchern ist oft gar nicht klar, dass sie im Krater eines riesigen Vulkans spazieren gehen. Sie zeigen sich verwundert, dass einige Bereiche von Hank Heasler, dem Vulkanologen des Parks, wegen Überhitzung geschlossen werden mussten.

Im Norris Geysir Becken zum Beispiel führen Holzstege bis in unmittelbare Nähe zu heißen Quellen und Geysiren. Doch jetzt herrscht hier eine Bodentemperatur von 94 Grad Celsius. In dieser Höhe von 2.500 Metern heißt das, die Wege kochen. Die Dimension des Vulkankraters ist gewaltig: etwa 50 mal 75 Kilometer, sein Rand ist als Bergrücken am Horizont zu sehen.

Die stärksten Veränderungen der vergangenen Jahre

Besucher sitzen vor dem Geysir Old Faithful
Spuckt nur noch unregelmäßig: der Geysir Old Faithful | Bild: NDR

Noch vor zehn Jahren konnte man nach dem berühmten Geysir 'Old Faithful' die Uhr stellen. Auf die Minute genau spuckte er Fontänen in den Himmel. Heute ist er absolut unzuverlässig. Auch der 20 Kilometer entfernte Geysir 'Steamboat' ist aus dem Takt: Früher schossen nur etwa alle zehn Jahre Riesenfontänen aus ihm heraus. Und jetzt gab es bereits sieben Ausbrüche innerhalb von fünf Jahren. Zudem blubbert er unentwegt vor sich hin. Einst lauwarme, trübe Tümpel wandelten sich zu heißen, klaren Quellen, die Bäume ringsum sind verkocht. Rund um den großen Kratersee Lake Yellowstone sind neue heiße Quellen entstanden.

Erdkruste unter Druck

Schmatische Darstellung einer Magmablase
Schmatische Darstellung einer Magmablase | Bild: NDR

Eine gigantische Magmakammer in der Erdkruste liegt direkt unter dem See. Ihr Druck ist gestiegen, sie hat den Boden des Sees mittlerweile um 30 Meter angehoben.

Geowissenschaftler beobachten die Vorgänge genau, stellen sich die Frage, ob dies Anzeichen für einen bevorstehenden Vulkanausbruch sind? Denn immerhin ist die ganze Region in der Vergangenheit schon drei Mal buchstäblich explodiert.

Der Grund: Hier besteht ein sogenannter Hot Spot. Das heißt, an dieser Stelle wird aus dem Erdinneren unaufhörlich Magma hoch zur Erdkruste gepumpt. Es sammelt sich in einer riesigen Kammer, in der der Druck dadurch immer weiter steigt. Irgendwann gibt die Erdkruste nach, es entstehen Risse, die Kammer explodiert. Bei den letzten Ausbrüchen wurde jeweils ein Gebiet etwa doppelt so groß wie das Saarland in die Luft gesprengt, Staub, Asche und Gase verdunkelten die Atmosphäre. Weltweit sanken die Temperaturen um zehn Grad. Und das passierte schon drei Mal.

Der Rhythmus des Supervulkans

Heiße Quelle am See
Neue heiße Quellen entstehen | Bild: NDR

Die verheerenden Explosionen ereigneten sich jeweils im Abstand von rund 600.000 Jahren. Und der letzte Ausbruch ist gut 600.000 Jahre her. Der nächste wäre demnach bald fällig. Da Hot Spots jedoch noch so manches Rätsel bergen, können die Forscher keine zuverlässige Prognose geben. Über eines sind sich die Experten allerdings einig: Solange die zusätzliche Hitze und damit der Druck noch durch Erdspalten an die Umwelt abgegeben wird, ist die Gefahr wahrscheinlich nicht sehr groß. Der Yellowstone Park ist mit Sicherheit ein gewaltiges Pulverfass. Nur weiß niemand, wie lang die Lunte ist.

Literatur

Hot-Spot-Vulkanismus und Plattentektonik
von Prof. Dr. Volker Kaminske
Naturwissenschaftliche Rundschau, Heft 10, 2003

Autor: Uwe Leiterer (NDR)

Stand: 02.08.2013 09:11 Uhr

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