SENDETERMIN Di., 06.10.15 | 19:45 Uhr | Das Erste

Kann man sich gesund singen?

Susanne Holst mit Kopfhörern
Susanne Holst zeigt, welche Prozesse beim Singen in unserem Körper ablaufen. | Bild: ARD / Martin Rottenkolber

Singen macht einfach gute Laune – aber nicht nur das. Wer immer wieder mal ein Lied anstimmt, tut auch etwas für die Gesundheit – Singen hat tatsächlich nachweisbare Effekte. Im Gehirn zum Beispiel. Da laufen beim Singen jede Menge komplexe Prozesse ab, vor allem im Belohnungssystem und im Hypothalamus. Dort werden die Glückshormone Dopamin und Serotonin freigesetzt, Stresshormone werden gehemmt und das Bindungshormon Oxytocin ausgeschüttet. Ein Hormon-Cocktail, der fast wie ein natürliches Anti-Depressivum wirkt. Er macht glücklich, selbstbewusst und fördert nicht zuletzt unsere sozialen Bindungen.

Wie gut sich das anfühlen kann, weiß jeder, der schon einmal beim Konzert seiner Lieblingsband laut mitgesungen hat – zusammen mit zehntausend anderen! Was für ein Gefühl! Doch das Singen beeinflusst nicht nur unsere Gefühlswelt, sondern auch unseren Körper – vor allem ein Organ, das wir ganz besonders brauchen, um Töne zu erzeugen: unsere Lunge.

Wie Singen unseren Körper beeinflusst

In unserem normalen Alltag dauert das Ausatmen in der Regel viel kürzer als das Einatmen. Probieren Sie es mal aus! Beim Singen muss es aber genau umgekehrt laufen, weil erst beim Ausatmen die Töne entstehen. Sänger achten deshalb ganz genau darauf, wie sie atmen – am besten in den Bauch hinein.

So verbessern sie nicht nur den Klang ihrer Stimme, sondern auch die Funktion der Lunge. Denn mit der Zeit wird ihre Atmung nicht nur tiefer, sondern auch gleichmäßiger. Das bedeutet mehr Sauerstoff  für den Körper. Das kann sogar Patienten mit der berüchtigten "Raucherlunge" helfen. Heilen lässt sie sich dadurch zwar nicht, aber die Symptome lassen sich erheblich reduzieren. Doch Gesang lindert nicht nur Erkrankungen, Singen kann  uns auch vor ihnen schützen, indem es die Abwehrkräfte pusht. Das hat der Musikwissenschaftler Gunter Kreutz bei der Untersuchung eines Laienchores herausgefunden.

In den Speichelproben der Chormitglieder fand er 60 Prozent mehr von Immunglobulin A – ein Antikörper auf unseren Schleimhäuten, der uns vorm Eindringen von Krankheitserregern schützt. Verantwortlich dafür könnte möglicherweise das Glücksgefühl sein, das wir beim Singen empfinden. Genau wissen das die Forscher aber noch nicht. So oder so: Singen ist gesund. Also keine falsche Bescheidenheit! Schmettern Sie einfach los, wenn Sie sich etwas Gutes tun wollen: aus vollem Herzen, egal wo und wie es sich anhört.

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