Kommentare der Filmcrew

Wie waren die Dreharbeiten in Afrika?

Pavian an der Technik
Bei der Arbeit mit Wildtieren ist eins klar: Es kommt immer anders als man denkt! | Bild: SWR / Max Stelzle

»Auf meinem Drehplan steht für heute: Elefanten-Kuh Sally betäuben, um sie mit einem Sendehalsband auszustatten. Und so stecke ich ein Kamerateam zum Tierarzt in den Hubschrauber, mit dem anderen kämpfe ich mich im Jeep durch dichten Busch. Immerhin halten sich Tier und Mensch in den ersten Minuten an meinen Drehplan. Wenige Minuten unterwegs, entdecken wir eine junge Antilope. Hilflos, von ihrer Mutter allein gelassen, inmitten eines Wasserlochs. Keine Frage, wir sind mit Tierschützern unterwegs, jetzt gilt es, das verwaiste Wildtier aus der misslichen Lage zu befreien. Wir kommen bei Elefantenkuh Sally an. Hier modifiziert ‚Bulletjie‘ meinen Drehplan: Der Elefanten-Bulle ist keine drei Jahre alt, aber immerhin über eine Tonne schwer und gar nicht damit einverstanden, dass seiner Mutter ein Sendehalsband umgelegt werden soll.

Keinem der Kameramänner werde ich je vorhalten, dass ihre Bilder zu genau diesem Zeitpunkt etwas verwackelt sind. Ein ganz normaler Drehtag in Namibia. Unsere Hauptakteure sind afrikanische Wildtiere: Leoparden, Löwen, Nashörner, Elefanten. Es ist gut, Drehpläne zu machen. Es ist besser, diese in nicht wenigen Situationen und in Sekunden über den Haufen zu werfen und neu zu erfinden. In jeder Minute wach, konzentriert und bereit zu sein umzudenken; noch nie wurde mir so vor Augen geführt, dass es genau diese Eigenschaften eines Reporters sind, um spannende, echte Geschichten festhalten und erzählen zu können.«

Maximilian Stelzle/Regisseur

»Zwar bin ich in Namibia aufgewachsen und durchaus vertraut mit allen wilden Tieren hier, aber während der Dreharbeiten zur Serie hilft dies nur bedingt weiter. Was der Leopard als Nächstes macht, das kann man nicht wirklich wissen. Oder ob der Pavian das Ansteckmikro unbeschädigt lässt, nachdem er es zum Schrecken des Tonassistenten entdeckt hat, tja, auch da kann man nur aufs Beste hoffen. Aber da wir morgendlich und abendlich von Löwengebrüll begrüßt wurden und durch den Alltag von unseren Haustieren, nämlich Vogelstrauße und Zebramangusten, begleitet wurden, gehörte es auch dazu, dass wir uns als Crew während der Dreharbeiten wissend zuschmunzelten, wenn mal wieder die Tiere nicht ganz das machten, was wir planmäßig drehen wollten. Allerdings ist es genau das, was das Schöne und Bezaubernde an "Harnas" ausmacht – der immer wieder unberechenbare und abenteuerliche Alltag.«

Tim Hübschle/Regisseur

»Always expect the unexpected – also frei übersetzt: "Es kommt immer anders als man denkt", ist der Leitspruch auf "Harnas". Genau richtig, wenn man respektvoll mit Wildtieren umgehen will. Während der siebenmonatigen Dreharbeiten haben nicht die Mitglieder der Filmcrew den Tagesablauf bestimmt, sondern die Tiere. Da fährt man spontan vierhundert Kilometer durch die Kalahari um Strauße, Hyänen, Geparden oder auch nur ein einzelnes Erdmännchen zu retten und der Regisseur wird von den Dreharbeiten abgezogen, weil man jeden braucht, um den entflogenen Papagei wieder zu finden. Staub, Hitze, Anstrengung pur! Und will man es wieder machen? Da gibt es eine Antwort und die ist klar: Ja. Dabei zu sein, wie vom Aussterben bedrohte Nashörner gerettet werden und eine sichere Heimat finden sind unvergesslich schöne Momente. Wir sind mit dem guten Gefühl nach Hause gefahren, dass den Tieren im "Waisenhaus für wilde Tiere" wirklich geholfen wird.«

Christian Drewing/Produzent