"Brecht" – Halbzeit bei den Dreharbeiten zu Heinrich Breloers neuem Zweiteiler

Tom Schilling und Burghart Klaußner stehen in Prag noch bis Ende Juli 2017 als Bertolt "Brecht" vor der Kamera.

Heinrich Breloer
Heinrich Breloer  | Bild: WDR/Warner Bros. Pictures 2008 / Bavaria Film / Detlef Overmann

Am 4. Juli 2017 ist Bergfest bei den Dreharbeiten zu "Brecht" (AT), der neuen Doku-Fiction von Heinrich Breloer. Die erste Hälfte des WDR/BR/SWR/NDR/ARTE-Zweiteilers für Das Erste wurde erfolgreich von der Bavaria Fernsehproduktion in Prag abgedreht.

Nach Thomas Mann wendet sich Breloer mit Bertolt "Brecht" erneut einem Jahrhundert-Literaten zu. Über eine Zeitspanne von 40 Jahren erzählt Heinrich Breloer das von Kunst, Frauen und Zeitgeschichte so bewegte Leben des meistgespielten deutschen Dramatikers des 20. Jahrhunderts, der gerade in der heutigen Zeit nichts an Aktualität verloren hat.

Für Heinrich Breloer braucht es, um dies zu verstehen, nicht nur den Blick auf das Werk, sondern auch auf das Leben von "Brecht":

»Es ist in jedem Fall wichtig, dem viel zitierten 'Brecht' auch auf der Bühne seines alltäglichen Lebens zu begegnen. 'Brecht' hat einen Vorhang über sein persönliches Leben gesenkt. Aus den frühen Tagebüchern wurden Arbeitsberichte. Er hielt den Blick auf sich selber als Privatperson für überflüssig und uninteressant. Wichtig sein sollten nur das Werk und die 'Sache', für die es stand. Dagegen habe ich meine filmische Recherche auf den Zusammenhang von Arbeit und Leben konzentriert. Es hilft zu verstehen, wie 'Brecht' in seiner Zeit zu seinen Ansichten gekommen ist. So kann er auch als kämpfender, leidender, zweifelnder, widersprüchlicher Mensch sichtbar werden.«

Tom Schilling ("Oh Boy", "Unsere Mütter, unsere Väter") spielt den jungen "Brecht", Burghart Klaußner ("Das weiße Band", "Der Staat gegen Fritz Bauer") den Schriftsteller und Dramatiker nach seiner Rückkehr aus dem Exil. "Brecht"s Ehefrau Helene Weigel in jungen Jahren wird vom Bühnenstar des Düsseldorfer Schauspielhauses, Lou Strenger, in späteren Jahren von der Theater- und TV-Schauspielerin Adele Neuhauser gespielt. Trine Dyrholm ("The Cut", "Die Kommune") ist "Brecht"s dänische Geliebte und Mitarbeiterin Ruth Berlau. Ernst Stötzner ("Was bleibt, Frantz") und Franz Hartwig ("A Most Wanted Man") übernehmen die Rolle des "Brecht"-Freundes und Bühnenbildners Caspar Neher. In weiteren Rollen der zahlreichen Figuren rund um Bertolt "Brecht" stehen unter anderem vor der Kamera: Friederike Becht ("Hannah Arendt", "Im Labyrinth des Schweigens") als Opernsängerin Marianne Zoff, mit der Bertolt "Brecht" in erster Ehe verheiratet war, Leonie Benesch ("Das weiße Band",  "Satte Farben vor Schwarz") als "Brecht"s Mitarbeiterin Elisabeth Hauptmann, Mala Emde als Paula Banholzer, "Brecht"s erste Liebe und Mutter seines Sohnes Frank, Maria Dragus ("24 Wochen", "Tiger Girl") als Schauspielerin Regine Lutz, Theater- und TV-Schauspieler Götz Schubert als Ernst Busch und Franz Dinda ("Ludwig II.", "Der Medicus") als Egon Monk.

Volker Herres, Programmdirektor Erstes Deutsches Fernsehen:

»Heinrich Breloer kann mit Fug und Recht als Erfinder des Doku-Dramas bezeichnet werden. Seine Werke gehören zum Besten und Anspruchsvollsten, was das deutsche Fernsehen hier zu bieten hat. Intensiv vorbereitet, in der Tiefe recherchiert und filmisch einfühlsam erzählt, darf man von Breloers aktueller Arbeit neue Aufschlüsse, vielleicht sogar eine veränderte Sichtweise auf Bertolt 'Brecht' erwarten. Und dass Breloer neben sein Jahrhundert-Porträt des bürgerlichen Romanciers Thomas Mann nun das des marxistisch-sozialistischen Dramatikers und Lyrikers Bertolt 'Brecht' stellt, macht diesen Zweiteiler besonders interessant. Selbstverständlich wird 'Brecht' 2018 ein Highlight im Programm des Ersten sein, auf das ich schon jetzt sehr gespannt bin.«

Für "Brecht" arbeitet Heinrich Breloer erneut mit dem Kameramann Gernot Roll zusammen. Die Musik komponiert ein ebenfalls langjähriger Wegbegleiter Breloers, Hans-Peter Ströer. Für das Bühnenbild zeichnet Christoph Kanter verantwortlich, Ute Paffendorf für das Kostüm, Silka Lisku für die Maske und Claudia Wolscht für den Schnitt.

Bereits Ende der 1970er Jahre hatte sich Heinrich Breloer mit einer Fernsehdokumentation der Figur "Brecht" angenähert und dafür viele Gespräche mit Zeitzeugen geführt. So konnte er in den 70er Jahren sogar noch mit "Brecht"s erster Liebe Paula Banholzer, mit seinen Mitschülern und Jugendfreunden sprechen. Für den aktuellen Film kamen noch zahlreiche Interviews mit Mitarbeitern und Wegbegleitern "Brecht"s aus den letzten Jahren dazu. Zusammen mit dokumentarischem Material aus den Archiven werden sie Breloers Zweiteiler "Brecht" zur Doku-Fiction vervollständigen.

Heinrich Breloers frühere Mehrteiler "Todesspiel", "Die Manns – Ein Jahrhundertroman" und "Speer und Er" wurden erfolgreich in viele Länder verkauft und mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, für "Die Manns – Ein Jahrhundertroman" erhielt er u.a. einen "Emmy". Breloers Spielfilm "Buddenbrooks" war sowohl im Kino als auch im Ersten ein großer Erfolg.

Dr. Christian Franckenstein, CEO Bavaria Film:

»Es gibt Projekte, die muss man einfach machen. Weil sie eine klaffende Lücke in der filmisch aufbereiteten Zeitgeschichte schließen. Weil sie einen großen Protagonisten ins Bild setzen. Weil die besten Schauspieler sich dafür begeistern. Weil der öffentlich-rechtliche Programmauftrag par excellence erfüllt wird. Weil der erfolgreichste Doku-Drama-Schöpfer des Landes für die Sache brennt. Im Fall von 'Brecht' sind alle Kriterien gleichermaßen erfüllt. Seit vielen Jahren unterstützt die Bavaria darum Heinrich Breloer bei der Vorbereitung und jetzt bei der Realisierung seines großen neuen Doku-Fiction-Projektes. Ich danke seinen 'Heimatsendern' ARD und WDR, sich neben ARTE und der Filmstiftung NRW maßgeblich an 'Brecht' zu beteiligen.«

Produziert wird "Brecht" wieder von der Münchner Bavaria Fernsehproduktion (Produzenten: Corinna Eich und Jan S. Kaiser) in Koproduktion mit WDR (federführende Redaktion, Dr. Barbara Buhl), BR (Dr. Cornelia Ackers), SWR (Sandra Dujmovic), NDR (Christian Granderath), ARTE (Dr. Andreas Schreitmüller) sowie der Bavaria Filmproduktion Köln, SATEL Film (Wien) und als Serviceproduktion in Tschechien, MIA Film s.r.o.. Gefördert wird die Produktion von der Film- und Medienstiftung Nordrhein-Westfalen.

Die Dreharbeiten laufen noch bis zum 28. Juli 2017. Der Sendetermin im Ersten ist für 2018 geplant.