Die Fernsehversion lebt von einem epischeren Erzählduktus

Regisseur Philipp Stölzl über den "directors cut“ von "Der Medicus“

Der Medicus: Der fahrende Bader (Stellan Skarsgård, li.) bietet marktschreierisch seine bescheidenen Heilkräfte an. Sein junger Schüler Rob Cole (Tom Payne) unterhält die potentielle Kundschaft
Da der Wanderheiler allmählich sein Augenlicht verliert, übernimmt sein Zauberlehrling bald die "Behandlungen" – für die Patienten eher schmerzhafte als heilsame Prozeduren. | Bild: ARD Degeto/UFA Cinema

»Als Regisseur träumt man ja immer von einem "directors cut", in dem wirklich alle gedrehten Szenen in voller Länge drin sind und sich die Geschichte in all ihren Details und schönen Momenten ungehemmt entfalten kann.

"Der Medicus" als TV-Zweiteiler erfüllt mir diesen Traum. In der Fernsehfassung gibt es einige neue Szenen zu entdecken, aber keine komplett neuen Erzählstränge. Es sind eher Stimmung und Rhythmus der Geschichte, die sich zum Teil verändert haben. Zu entdecken an dieser Version ist der Erzählduktus, der eher dem Charakter der epischen Reise in der Roman-Vorlage entspricht.

Die TV-Version gibt den Zwischentönen mehr Raum: Das kann mal ein Blick mehr sein, eine Geste oder auch ein zwei Sätze, die der Situation mehr Tiefe und Möglichkeit zum besseren Nachhall geben. Auch die Landschaften bleiben teilweise länger im Bild stehen und die Räume, zum Beispiel die Krankenräume in der Madrassa in Isfahan, werden ausführlicher gezeigt. Es gibt ruhigere Übergänge zwischen den Schauplätzen, und der kulturelle Entdeckungsweg Rob Coles wird durch verlängerte Szenen noch besser nachvollziehbar.

Dadurch erhält der Film durchaus einen neuen Charakter, der eher dem gemeinsamen Schauen mit der ganzen Familie entspricht, und trägt dem kleineren TV-Bild Rechnung, auf dem gerade die opulenten Schauwerte von "Der Medicus" durch die neue Struktur ihre Wirkung voll entfalten können.«

Der Film

Fakten zu "Der Medicus"