Im Gespräch mit Karim Cherif

Youssef El Kilali (Karim Cherif) und Simone Papst (Jasmin Schwiers). Als Simones Bruder Sebastian spurlos verschwindet kommt die "Füchsin" ins Spiel.
Youssef El Kilali und Simone Papst. Als Simones Bruder Sebastian spurlos verschwindet kommt die "Füchsin" ins Spiel. | Bild: WDR / Martin Rottenkolber

»Er ist sehr empfindlich wenn er irgendwo Ungerechtigkeit wittert.«

Welche Eigenschaften machen Ihnen Ihre Filmfigur Youssef sympathisch?

Er ist impulsiv, nicht berechnend. Ich mag seine unverblümte Art, alles gleich zu sagen was er auf dem Herzen hat. Auch wenn er manchmal etwas über das Ziel hinaus schießt. Er hat hohe Ansprüche an seine Mitmenschen, an deren Integrität. Er ist sehr empfindlich wenn er irgendwo Ungerechtigkeit wittert. Er nimmt sich dabei nicht allzu ernst, das macht ihn für mich liebenswürdig. Und er würde alles für seine Frau tun, die er über alles liebt. Er handelt manchmal wie ein großes Kind, das ist oft komisch.

Im ersten Moment steht Youssef dem Hilfsangebot von Anne Marie Fuchs ablehnend gegenüber, warum?

Zunächst geht er ja davon aus, dass es keinen wirklichen Grund zur Sorge gibt. Und dann kennt er Frau Fuchs nicht, und die Angelegenheit betrifft ja "seine" Familie. Einzugestehen, dass er selber gerade keinen Rat weiß, fällt ihm nicht leicht, und lässt ihn als Beschützer eher dumm aussehen. Frau Fuchs' vermeintliche Erfahrung in Polizeiarbeit verstärkt sein Misstrauen, bzw. seine Ohnmacht. Er ist es gewohnt, alles irgendwie zu organisieren, Sorgen eher zu zerstreuen als ernst zu nehmen. Frau Fuchs schafft es gleich zu Beginn, ihn zu durchschauen. Er willigt letztlich seiner Frau zuliebe ein.

Youssef rutscht förmlich in die Rolle des "Assistenten" von Anne Marie Fuchs hinein. Was macht das so spannend für ihn?

Es ist für ihn spannend zu sehen, wie Frau Fuchs Schritt für Schritt vorgeht und sich von einem Indiz zum Nächsten arbeitet. Das imponiert ihm, weil er selbst ganz anders vorgehen würde. Weniger rational – eher emotional. Ihre Methoden sind überraschend, ungewöhnlich und hocheffektiv. Das macht ihn neugierig. Er fängt an, an sie zu glauben und daran, dass ihre Bemühungen den gewünschten Erfolg haben.

Warum "wühlt" Youssef in Anne Maries Vergangenheit?

Je weiter sich die Hinweise verdichten, dass kriminelle Elemente am Werk sind und schließlich Drogen auftauchen, bekommt er ein mulmiges Gefühl. Frau Fuchs hält ihn an der kurzen Leine und gibt nur portionsweise Informationen weiter. Vertrauen sieht anders aus. Also beschließt er, sich ein genaueres Bild über sie zu machen.

Als Youssef herausfindet, dass Anne Marie Fuchs für die Stasi gearbeitet hat, ist er sehr wütend und fühlt sich hintergangen. Was veranlasst ihn, trotzdem mit ihr weiterzumachen?

Seine Frau hat große Angst um ihren Bruder und er weiß aus dem bisherigen Verlauf ihrer Ermittlungen, dass sie nicht unbegründet ist. Die unmittelbare Not und der Zeitdruck übersteigen die moralischen Bedenken und die Wut. Auch wenn er den Gedanken verabscheut, mit einer ehemaligen Stasi Agentin zusammenarbeiten zu müssen, die womöglich schreckliche Verbrechen begangen hat, entscheidet er sich letztendlich für die Fortsetzung der Zusammenarbeit. Er muss erkennen, dass es sich immer um Einzelschicksale handelt, die sich hinter diesen gebrochenen Biografien verbergen.

Sind Sie persönlich auch ein Mensch, der gut verzeihen kann?

Ich habe eine gute und eine schlechte Eigenschaft: Ich vergesse schnell. Vielleicht auch eine Art zu Verdrängen oder dem Konflikt aus dem Weg zu gehen. Grundsätzlich glaube ich, dass das Leben zu kurz ist, um sich über Vergangenes zu ärgern. Wir machen alle Fehler. Verzeihen ist da fast schon eine Pflicht, auch um weiter an das Positive im Leben zu glauben. Bei der Familie, Freunden oder langen Bekanntschaften verzeihe ich schnell.