Im Gespräch mit Torsten Michaelis

Olaf Ruhleben (Torsten Michaelis) versucht seine frühere Mitarbeiterin Anne Marie Fuchs (Lina Wendel) für seine florierende Sicherheitsfirma anzuwerben.
Olaf Ruhleben war Annes Führungsoffizier und versucht sie nun, gut 20 Jahre später, als Spezialistin für seine Sicherheitsfirma anzuwerben. | Bild: WDR / Martin Rottenkolber

»Ich glaube, das Sammeln von persönlichen Informationen ist heute mehr im Trend als jemals zuvor.«

In welcher Beziehung steht ihre Rolle Olaf Ruhleben zu Anne Marie Fuchs?

Ich denke, es ist nicht zuviel gesagt, dass Ruhlebens Interesse an Anne über das Dienstliche hinaus geht. Ihr Schicksal liegt ihm sehr am Herzen und er sucht ihre Nähe.

Wie würden Sie den Charakter ihrer Filmfigur beschreiben?

Ruhlebens Geradlinigkeit ist nur äußerlich. In diesem Charakter arbeiten Dinge, die noch nicht geklärt sind. Außerdem spielt Ruhleben die ganze Palette an Emotionen, die er braucht, um sowohl privat als auch in seinem Beruf verführen zu können.

Obwohl Anne Marie den Job bei Ruhleben ablehnt, hilft er ihr bei ihrem Fall immer wieder. Warum?

Indem er sie unterstützt, kann Ruhleben Anne weiterhin nahe sein. Und sicher wird er auch angetrieben von eigenen Schuldgefühlen – die beiden verbindet ein noch nicht abgeschlossenes Kapitel ihrer Vergangenheit.

Sowohl Ruhleben als auch die Füchsin haben eine Stasi-Vergangenheit. Sie selbst haben ihre Kindheit und Jugend in der DDR verbracht – wie nah ist Ihnen persönlich das Thema?

Grundsätzlich spiele ich meine Rollen erstmal unabhängig von meiner Biografie – klar ausgedrückt: Ein Schauspieler muss kein Mörder sein, um einen Mörder spielen zu können. Aber sicherlich schadet es bei dieser Rolle nicht, dass ich in diesem System gelebt habe, da mir dadurch gewisse Gesten und Tonfälle sehr bekannt sind. Mir persönlich war die Stasi immer bewusst, aber ich hatte nie direkte Berührungspunkte. Mein Werdegang als Schauspieler verlief völlig normal ohne Beeinflussung oder Einschüchterung von außen.

Ruhleben sagt in etwa: "Heute passiert etwas und schon rufen die Menschen nach Sicherheit". Sind Stasi-Methoden also wieder im Trend?

Ich glaube, das Sammeln von persönlichen Informationen ist heute mehr im Trend als jemals zuvor. Nehmen wir nur das Beispiel Edward Snowdon. Glück-licherweise hatte die Stasi nicht diese technischen Mittel zur Verfügung, wer weiß, was dann noch alles passiert wäre. Wir geben teilweise sehr leichtfertig Informationen von uns preis – doch das Gedächtnis des Internets vergisst nicht.

Ist Ruhleben wirklich Anne Maries einziger Freund, als der er sich ausgibt?

Zumindest ist er derjenige, der sie am besten kennt oder zu kennen glaubt. Sicher will er Anne nichts Böses, in-wieweit er allerdings immer ehrlich zu ihr war, muss sich erst herausstellen.

Im Film geht es auch viel um Vertrauen. Sind Sie jemand, der gut vertrauen kann?

Persönlich auf jeden Fall, ja! Vertrauen gehört zum Menschsein einfach dazu. Ich versuche immer erstmal das Positive in meinem Gegenüber zu sehen. Vertrauen ist in positivem Sinne ein Motor. Mit meinem Vertrauen in Politik und Institutionen sieht es allerdings ganz anders aus. Da hat mich meine Herkunft einfach eines Besseren belehrt.