Produzent Quirin Berg im Interview

Drehstartfoto: v.l.n.r. ausführender Produzent Hamid Baroua, die Schauspieler Dragos Bucur, Ronald Zehrfeld und Ulrike C. Tscharre, Redakteur Frank Tönsmann, Regisseur Dominik Graf und Produzent Quirin Berg.
Produzent Hamid Baroua, die Schauspieler Dragos Bucur, Ronald Zehrfeld und Ulrike C. Tscharre, Redakteur Frank Tönsmann, Regisseur Dominik Graf und Produzent Quirin Berg am Set von "Zielfahnder – Flucht in die Karpaten". | Bild: ARD Degeto/WDR/Wiedemann & Berg/Thomas Kost

Sie haben "Zielfahnder" überwiegend in Rumänien gedreht. Was war das Besondere an dem Dreh dort? Wie waren die Produktionsbedingungen?

Wir haben etwa die Hälfte des Films in Düsseldorf gedreht. Etwa ein Viertel in Bukarest und ein Viertel in Hermannstadt und Umgebung. Eine Produktion mit mehreren Stationen ist immer eine besondere Herausforderung, aber es wird natürlich noch spannender, wenn man sich in anderen Kulturen bewegt und in Regionen, die kaum eine Infrastruktur haben. Wir mussten ja einen großen Tross an Menschen, Fahrzeugen und Equipment bewegen – das wurde immer schwieriger, je weiter wir uns von Bukarest entfernt haben. Besonders die letzte Etappe in den Karpaten war faszinierend, aber auch ein großes Abenteuer. Es gibt in Rumänien durch einige internationale Produktionen eine überschaubare Anzahl von Crews mit hoher Qualität und wir haben mit den richtigen Partnern zusammengearbeitet. Aber egal wie gut man alles plant, die Wahrscheinlichkeit, dass es kurzfristig anders kommt, ist in Rumänien deutlich höher als bei uns…

Sie und Ihre Firma stehen für Qualitätsfernsehen. Was darf man sich Ihrer Meinung nach im deutschen Fernsehen trauen?

Wir wollen immer ein großes Publikum begeistern und dabei versucht man permanent, die Grenzen des Bewährten auszureizen, die Balance zwischen Gewohntem und Neuem. Manchmal hat man das Glück, auch innerhalb dieser Grenzen tatsächlich etwas Neues zu finden – ich denke, das ist uns bei den Zielfahndern gelungen. Es ist ein Krimi, es ist ein Thriller und zwei Polizisten suchen einen Kriminellen. Das klingt im besten Sinne bewährt. Aber die Art und Weise, in der erzählt wird, die Perspektive, die sticht heraus, sie finde ich erfrischend ungewohnt. Und ganz unabhängig davon braucht der Mainstream immer wieder neue Impulse aus der Nische. Das Kleine, Andere, Sperrige, Spezielle, Unkonventionelle liefert genau die Erkenntnisse, die Überraschungen, die Erfolge, die der Mainstream braucht, um sich weiterzuentwickeln. Und dafür müssen wir uns immer wieder auch mal alles trauen.

Rolf Basedow und Dominik Graf sind ein bewährtes Autoren-/Regieduo. Wie war die Zusammenarbeit?

Ich war von "Im Angesicht des Verbrechens" sehr begeistert und habe Dominik Graf deshalb angesprochen und ihm das Thema "Zielfahnder" vorgeschlagen. Daraufhin drückte er mir ein Konzept in die Hand, das Rolf bereits einige Jahre vorher genau zu dieser Idee geschrieben hatte. Das war also ein sehr schöner Startpunkt für die gemeinsame Entwicklung des Projektes. Wir hatten schnell einen inhaltlichen Konsens. Rolf recherchiert thematisch extrem präzise, hat die konkreten Orte in Rumänien besucht und beschreibt jeden Kirchturm so wie er tatsächlich dort steht. Auf seinen Reisen hat er vor allem auch sehr besondere Erlebnisse mit den Menschen vor Ort gehabt, die er wunderbar einfließen lässt und die uns als Leser seines Drehbuchs tief in fremde Welten, in fremde Kulturen eintauchen lassen. Seine Geschichte wächst aus den Figuren und dabei spinnt er einen raffinierten Plot, der sich nie nach vorne spielt, sondern immer völlig organisch seinen Weg findet. Und Dominik Graf hat das mit seiner Handschrift großartig inszeniert. Der Ritt von Düsseldorf bis in die Karpaten war produktionell eine extreme Herausforderung, aber er hat sich gelohnt.

Mit den beiden Hauptdarstellern Ulrike C. Tscharre und Ronald Zehrfeld haben Sie schon mehrfach gearbeitet. Wodurch zeichnen die beiden sich aus? Wie funktionieren sie als Zielfahnder-Team?

Ja, Ronny hat bei uns in "Tannbach" gespielt und Ulrike gerade in "Werk ohne Autor". Aber wenn ich die beiden in "Zielfahnder" sehe, dann sehe ich zwei Zielfahnder und ich denke nicht – ah, schön, Ronny und Ulrike spielen zwei Polizisten. Darum geht’s – und diese Authentizität kreieren die beiden einfach meisterlich. Sie sind begnadete Schauspieler und Dominik Graf holt eben auch alles aus ihnen heraus. Auf den ersten Blick im ersten Bild sind beide vermeintlich leicht einzuschätzen – er groß, sie tough. Aber in nur ganz wenigen Momenten wird schon klar, dass die Figuren so eine Tiefe haben, so viele Facetten, die man mit der Zeit ergründen wird – das macht es sofort emotional und spannend.

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