»Seit fast drei Jahren ist Beate Zschäpe Hauptangeklagte im sogenannten NSU-Prozess vor dem 6. Strafsenat des Oberlandesgerichts München. Ihr wird unter anderem Mittäterschaft bei zehn Morden vorgeworfen.
Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt sind tot. Beate Zschäpe aber lebt. Und schweigt.
Ihr zähes Schweigen (das ihr neuer Anwalt im Dezember 2015 und Januar 2016 nur äußerlich gebrochen hat, indem er mit ihr gemeinsam vorbereitete Aussagen verlas) war und ist Gegenstand zahlreicher Projektionen: Was für ein Charakter verbirgt sich hinter der sichtlich auf ihr Äußeres bedachten jungen Frau? Wie konnte sie zu der werden, die sie ist? Welches Verhältnis hatte sie zu ihren mordenden Freunden? Welche Ereignisse haben sie geprägt? Hat sie ein Gewissen?
'Die Täter – Heute ist nicht alle Tage' sucht nach Antworten auf diese Fragen. Thomas Wendrich (Drehbuch) und Christian Schwochow (Regie) haben dazu intensiv recherchiert – immer mit dem Ziel, alles Spekulative auszuschließen und den Raum für eine glaubwürdige Filmhandlung zu öffnen. Das ist ihnen am Ende glänzend gelungen, wie wir finden: Ohne diesen Aufwand im Faktischen wäre der Film nicht möglich, könnte er nicht seine Kraft entfalten.
Die Biographien des NSU-Trios sind in ihrer Monstrosität bedrohlich und unverwechselbar und stellen einen Sonderfall der Nachwende-Zeit dar. Zugleich aber umgibt sie eine Aura des Gewöhnlichen und erschreckend Alltäglichen. Sie werfen ein Licht auf eine verlorene Generation, deren Heimat sicher nicht die 'blühenden Landschaften' wurden, die man ihnen vollmundig versprach.
In 'Die Täter – Heute ist nicht alle Tage' erleben wir beklemmend nah, wie aus drei entwurzelten Kindern Ost-Deutschlands rebellierende, lärmende Jugendliche werden, wie sie verrohen, sich schließlich in drei gewaltbereite, menschenverachtende Neonazis verwandeln, mutmaßlich verantwortlich für die bedrückendste, unfassbares Leid verursachende Mordserie der deutschen Nachkriegszeit.
Wir sind überzeugt, dass es sich lohnt und wichtig ist, die Coming-of-Age-Geschichte des mutmaßlichen Mord-Trios fiktional einem breiten Fernsehpublikum näherzubringen und auf diese Weise ein auf allen zugänglichen Fakten und Indizien beruhendes Deutungsangebot zu machen, wie es gewesen sein könnte. Eine Geschichte, die so in keinen Gerichtsakten auftaucht, ein Film, der hinter die grellen Schlagzeilen in die Seelen dieser drei jungen Menschen blickt. Und die doch auch mit Blick auf unsere gesellschaftliche Gegenwart und das neue Erstarken rechtsextremistischer Strömungen in Deutschland von beklemmender Aktualität ist«
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