Producerin Anemone Müller im Interview

Große Teile von "Pinocchio" wurden in der Türkei und nicht in Italien gedreht. Warum?

Anemone Müller: Vornehmlich fiel die Wahl aus Kostengründen auf die Türkei. Nach Internet-Recherchen und mehreren Türkeireisen sowie intensiven Gesprächen ist es gelungen, die beiden Hauptdrehorte Doganbey und Bafa Lake zu finden, die in keinem deutschsprachigen Reiseführer erwähnt werden und die vom Massentourismus nicht erschlossen sind. Eski Doganbey, das alte Doganbey, ist ein ehemals griechisches Dorf, das in den 80er Jahren von seinen Bewohnern verlassen wurde und verfiel. Erst vor einigen Jahren wurde es als Ferienort nach historischem Vorbild wieder aufgebaut. Am türkischen Bafa Lake spielen im Film die Szenen in der Küstenstadt St. Angelo.

Was waren die größten Herausforderungen bei diesem Dreh?

Bei diesem Dreh kamen drei Dinge zusammen, die – jedes für sich genommen – schon eine Herausforderung sind: Kinder, Tiere und visuelle Effekte, kurz: VFX. Die größte Herausforderung besteht darin, alle drei gleichzeitig zu meistern.

Gab es auch Pannen?

Der Drehplan musste umgestellt werden, weil es – ungewöhnlich für die Region in dieser Jahreszeit – mehrere Tage am Stück stark regnete. Andere Pannen gab es nicht – getreu dem Pinocchio-Leitspruch am Set: Klopf auf Holz!

"Pinocchio" ist ein Kostümfilm: Wie lange brauchten die Darsteller, um drehfertig zu sein?

Die Füchsin, gespielt von Sandra Hüller, und der Kater, gespielt von Florian Lukas, hatten je eine Stunde Maskenzeit. Ulrich Tukur als Mangiafuoco brauchte mit eineinhalb Stunden am längsten. Mario Adorf als Geppetto war nach nur zehn Minuten drehfertig.

Ist "Pinocchio" in der Türkei genauso bekannt wie hierzulande?

Alle Komparsen, die beim "Pinocchio"-Dreh in der Türkei dabei waren, darunter auch einige Kinder, kannten die Geschichte von Pinocchio, der sich in der Türkei übrigens "Pinokyo" schreibt.

"Pinocchio" wurde auch für den internationalen Markt produziert. In welcher Sprache wurde gedreht?

Gedreht wurde in Deutsch. Die Setsprache war englisch, doch natürlich wurde auch deutsch und türkisch gesprochen; sehr viele Deutschtürken waren bei uns im Team.

Was bekam die Crew am Set zu essen: türkische, italienische oder deutsche Gerichte?

Es waren vornehmlich türkische Speisen. Zum Frühstück gab es zum Beispiel Halva, getrocknete Feigen, Oliven und Schafskäse.

Zum Hauptcast von "Pinocchio" zählen mehrere Kinder. Wie wurden sie in der Türkei betreut?

Wir hatten eine Lehrerin aus Deutschland am Drehort, die die Kinder unterrichtete. Auf jeden Drehtag entfiel ein Tag Unterricht – auch in den Osterferien! Unsere Lehrerin stand mit den Lehrern der Kinder in engem Kontakt und kannte deren Unterrichtsstoff. Eines der Kinder musste vom Drehort aus sogar eine Mathe-Arbeit mitschreiben.