Fatih Akin über …

…die Idee zu "Soul Kitchen"

Die Idee zu "Soul Kitchen" gibt es schon lange. Ich habe dabei immer an meinen Kumpel Adam Bousdoukos und seine Taverne in Ottensen gedacht. Das war für uns viel mehr als ein Restaurant: Es war ein Abenteuerspielplatz, ein Auffangbecken, ein Ort zum Feiern, ein Zuhause. Ich wollte das Lebensgefühl einfangen, das mit diesem Laden verbunden ist. Und das hätte ich nicht machen können, wenn ich noch viel älter gewesen wäre. Ich kann nicht mehr Party machen ohne Ende oder fünf Mal die Woche um die Häuser ziehen. Irgendwann kriegt man Kopfschmerzen, findet die Musik zu laut, verträgt den Rauch nicht mehr. Man wird älter. Das ist auch in Ordnung, dieses Lebensgefühl verschwindet eben irgendwann. Aber es ist wert, einen Film darüber zu machen. Schließlich geht es um existenzielle Dinge. Um Trinken, Essen, Feiern, Tanzen, um Heimat. Ich wollte einen Film über Heimat machen, aber keine Heimat, die national definiert ist, nicht Deutschland oder die Türkei. Heimat als Zustand, nicht als Ort eben.

…Hamburg

Ich hatte das Gefühl: Ich bin dieser Stadt noch einen Film schuldig. Vor kurzem haben mich zwei Filmleute aus New York besucht. Am Anfang des Abends fragten die: "Hey, warum lebst du noch hier, wann ziehst Du nach New York?" Ich meinte: "Ich fühle mich ganz wohl hier. Ich kenne hier jede Abkürzung, ich kenn’ die Kinos, die Türsteher, ich weiß, welcher Arzt gut ist, wo ich das beste Gemüse bekomme. Warum soll ich in eine andere Stadt ziehen?" Wir waren essen und sind dann noch ausgegangen. Erst auf eine Elektroparty im ehemaligen Frappant-Gebäude in Altona, dann in die Schanze, ins Mandalay und in die Bernsteinbar. Am Ende noch auf den Kiez. Um 6 Uhr morgens kamen alle Leute aus den Clubs und standen am Hamburger Berg rum. Es war warm, es dämmerte und die beiden New Yorker haben gestaunt. Bei denen ist um 4 Uhr Sperrstunde. Die haben gesagt: "Okay, jetzt verstehen wir, warum du nicht weg willst. Das ist eine Super-Duper-Stadt mit einer tollen Architektur, tollem Essen, tollen Clubs und den schönsten Frauen." Ich hoffe, wir haben ein bisschen was davon in "Soul Kitchen" eingefangen.

…das Casting

Meine Frau Monique, die ein gutes Gespür für Gesichter, Menschen und Geschichten besitzt, hat mich unterstützt, dieses Ensemble zusammenzustellen. Natürlich waren viele Figuren auf die All-Stars zugeschrieben: Adam Bousdoukos ist Zinos, Birol Ünel ist Shayn, Moritz Bleibtreu ist Illias. Die anderen wurden um diese drei herum gesucht und gefunden. Über zwölf Rollen mussten zueinander passen, sich nicht ähneln, alle als Individuen herausstechen und dennoch ein stimmiges Ganzes ergeben, das heißt, sich nicht die Show stehlen. Besonders wichtig war es, dass sich die drei Frauen Anna (Dorka Gryllus), Nadine (Pheline Roggan) und Lucia (Anna Bederke) voneinander unterscheiden, aber dennoch Objekte der Begierde und Sehnsucht darstellen ...

Quelle: Presseheft des Verleihs zum Kinostart 2009

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