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3096 Tage

Auf dem Schulweg passiert es: Die zehnjährige Natascha Kampusch wird von einem Mann gepackt und in einen Lieferwagen gezerrt. | Bild: ARD Degeto/Constantin Film / Jürgen Olczyk

Auf dem Schulweg passiert es: Die zehnjährige Natascha Kampusch wird von einem Mann gepackt und in einen Lieferwagen gezerrt.

Der arbeitslose Wiener Fernmeldetechniker Wolfgang Priklopil hat diese Tat lange geplant. Er fährt mit dem Mädchen zu einem besonderen Ort.

Der Entführer hat in seinem Haus in monatelanger Arbeit ein unterirdisches Verlies gebaut, in das er das verzweifelte Mädchen sperrt. Die nächsten 3096 Tage ihres Lebens wird Natascha hier verbringen.

Zunächst steht die minderjährige Natascha noch unter Schock, begreift nicht den Ernst ihrer Situation.

Erst nach und nach wird ihr bewusst, in welch auswegloser Lage sie sich befindet: Ihr Entführer, ein eigenbrötlerischer, psychisch labiler, sexuell verklemmter junger Mann, hat sich das Mädchen ausgesucht, um es in seinem Keller als gehorsame Gespielin aufzuziehen.

Über Jahre ist Natascha Kampusch ihrem Entführer in ihrem Kellerverlies hilflos ausgeliefert.

Den Machtwillen zur absoluten Hörigkeit zwingt der Kidnapper seinem Opfer in Form von Überwachung, seelischen Erniedrigungen und körperlicher Gewaltanwendung auf.

Je länger der Aufenthalt in ihrem kargen Gefängnis dauert, je älter sie wird, desto mehr begreift Natascha, dass sie nur eine Chance zum Überleben hat, wenn sie sich auf das perfide Spiel ihres Entführers einlässt.

Sie beginnt, seine Schwächen für sich auszunutzen, und erreicht damit, dass sie nach und nach mehr Freiheiten genießt – auch wenn jeder Versuch der Auflehnung eine unbeherrschte Attacke ihres Peinigers heraufzubeschwören droht.

Es entsteht eine bizarre gegenseitige Annäherung, die bei Natascha der Verzweiflung geschuldeter Selbstzweck ist, während Priklopil jetzt auch sexuelle Ansprüche stellt.

Doch für das inzwischen volljährige Mädchen gibt es nach wie vor nur einen Gedanken: Flucht! Und auch wenn Wolfgang Priklopil ihr vor der Nachtruhe stets eine Fessel anlegt, bietet sich Natascha eines Tages endlich die Gelegenheit in die Freiheit.