Die Darsteller und ihre Rollen
Edgar Selge spielt François
François ist Literaturprofessor an der Pariser Universität Sorbonne mit einer Schwäche für den Décadence-Schriftsteller Joris-Karl Huysmans und für die Studentinnen seiner Fakultät. Er trägt zwar keinen Nachnamen, aber sein Allerweltsvorname lässt vermuten, dass mit der Geschichte über seine Midlife-Crisis etwas über die Krise aller Franzosen erzählt werden soll. Als er vor der Wahl steht, entweder seine akademische Laufbahn zu beenden oder zum islamischen Glauben zu konvertieren, sieht er die Chance für ein zweites Leben gekommen.
Matthias Brandt spielt Robert Rediger
Der neue Präsident der islamischen Universität Paris Sorbonne geistert von Anfang an durch diese Geschichte, sodass er recht vertraut wirkt, als er gegen Ende des Films auftaucht. Ganz elitärer Intellektueller residiert er in dem historischen Stadtpalais im 5. Arrondissement, in dem Dominique Aury "Geschichte der O" verfasst hat. Und dieses berühmte Buch über die Unterwerfung einer Frau unter ihren Mann steht Pate bei der Herleitung des grandiosen und zugleich einfachen Gedankens, dass der Gipfel des menschlichen Glücks in der absoluten Unterwerfung bestehe. Kein Zweifel, Robert Rediger gelingt es, François zu umgarnen, doch es bleibt der Phantasie des Zuschauers überlassen, ob seine Versuche, den von Selbstmitleid geschwächten Literaturprofessor zur Konversion zu verführen, am Ende reiner Konjunktiv bleiben.
Alina Levshin spielt Myriam
In der Reihe von François’ Freundinnen steht Myriam an letzter Stelle. Zu seinem eigenen Erstaunen gelingt es ihm jedoch nicht, Myriam zu vergessen, geschweige denn, sie zu ersetzen. Aber auch die selbstbewusste junge Frau empfindet immer noch viel für ihren ehemaligen Professor, sonst würde sie ihn nicht sogleich besuchen, als er sie nach sieben Monaten wieder anruft. Und so flammt ihre Liebe noch einmal auf, bevor Myriam angesichts der Islamisierung Frankreichs mit ihrer jüdischen Familie nach Israel auswandert.
Catrin Striebeck spielt Aurélie
Auch Aurélie ist eine von François’ Exfreundinnen, allerdings aus der Zeit, als er selbst noch studiert hat. Ungefähr im selben Alter wie er selbst, führt sie François bei einem ihrer sporadischen Treffen schonungslos vor Augen, dass gegen den körperlichen Verfall kein Kraut gewachsen ist. Der Blick in ihren Spiegel zeigt François, wie sehr sie beide sich ähneln. Sie sind verbunden im Gefühl der Enttäuschung.
Bettina Stucky spielt Marie-Françoise Tanneur
Seine ebenso scharfsinnige wie scharfzüngige Kollegin ist François immer einen Schritt voraus, was den Klatsch und Tratsch aus der Uni angeht. Sie ist die Erste, die ihm von der bevorstehenden Umwandlung der Sorbonne in eine islamische Universität erzählt. Gleichzeitig ist sie ein schönes Beispiel für die Verwandlung vom Objekt der Begierde, das auch sie einst gewesen sein muss, in eine "Kochtopffrau", wie François bei seinem Lieblingsautor Huysmans nachliest. An ihren ländlichen Herd flüchtet François dann auch folgerichtig vor den politischen Unruhen in Paris.
André Jung spielt Alain Tanneur
Zu jedem Herd gehört eine Quelle. Und die wird hier von Marie-Françoises Mann Alain verkörpert. Der ehemalige Geheimdienstmitarbeiter hat nicht nur einen unerschöpflichen Vorrat an exzellentem Rotwein, sondern auch an Hintergrundwissen über die politischen Strippenzieher im französischen Präsidentschaftswahlkampf. Selbst eigentlich von eher abgeklärtem Naturell, zeigt Alain sich ehrlich beeindruckt vom Instinkt des Kandidaten der Bruderschaft der Muslime, dem er die Vision eines erweiterten Europas, zu dem auch die Länder des Mittelmeerraumes gehören, zutraut.
Florian Stetter spielt Godefroy Lempereur
Auch dieser junge Mann ist ein Kollege von François an der Sorbonne, der über eine andere Art von Geheimwissen zu verfügen scheint. Er macht kein Hehl daraus, der Identitären Bewegung angehört zu haben und steht deren rechtem Gedankengut immer noch nahe. Diese Leute zählen sich zur Urbevölkerung Europas und arbeiten mehr oder weniger direkt auf einen Bürgerkrieg hin. Je früher dieser Krieg ausbreche, umso größer seien ihre Chancen, siegreich daraus hervor zu gehen, so denken sie.