Statement von Gabriela Sperl

Gabriela Sperl
Gabriela Sperl, Produzentin von "Operation Zucker" | Bild: dpa / Jan Haas

»Mit 'Operation Zucker' haben wir eine Diskussion losgetreten.«

»Es geht um einen Wirtschaftszweig, der die größten Wachstumsraten und die größten Gewinnmargen aufweist: um Prostitution und Menschenhandel.

Laut Zahlenangaben der UNICEF wird hier weltweit mehr Geld verdient als mit Waffen. Besonders grausame Aberrationen in diesem Umfeld sind die Kinderprostitution und der Kinderhandel. Allein in diesem Bereich werden jährlich Milliarden verdient. Kinder sind teure Ware. Laut Auskunft vom ehemaligen BKA-Präsident Ziercke steigt die Nachfrage international exponentiell. Die 'Absatzmärkte' sind Nordamerika, die reichen Staaten in Europa, an vorderster Stelle Deutschland, Holland und Belgien, Frankreich und England. Die Herkunftsländer sind der Balkan, Rumänien, Moldavien, Weißrussland, die Ukraine. Den Ärmsten der Armen kann man für 100 Euro Tochter oder Sohn abkaufen, indem man den Eltern verspricht, für ihre Kinder im Westen zu sorgen. Weitere Zentren florierender Kinderprostitution sind Länder wie Thailand und Kambodscha, berühmt berüchtigt für ihren Billig-Sextourismus, der laut Auskunft von deutschen Kinderschutzorganisationen ein weiterhin rapide wachsender Markt ist. So wird beispielsweise in Thailand das meiste Geld mit Prostitution verdient, die inoffizielle Begründung lautet: 'Andere Länder haben Bodenschätze oder Industrien, wir haben schöne Mädchen.'

Mit 'Operation Zucker' haben wir vor zwei Jahren mit Hilfe der ARD und des FFF den Blick von der Ferne direkt vor unsere Haustür gelenkt und eine Diskussion losgetreten, die Bewegung in ein tabuisiertes Thema gebracht hat. Die Prostitutions-Gesetzgebung, die mehr Sicherheit für Frauen bringen sollte, aber das Gegenteil, nämlich u.a. Flat-Rate-Bordelle, begünstigte, wurde novelliert. Einiges ist in Fluss geraten, es sind erste Schritte.

Noch immer hinkt allerdings die Kinderschutzgesetzgebung in Deutschland anderen europäischen Staaten hinterher. Und die Pornografie im Netz ist ein boomendes hochlukratives Geschäft, dem keine Grenzen gesetzt werden. Noch immer schauen wir lieber alle weg und wollen es nicht wahrhaben. Noch immer herrscht der Irrglaube, Kindersex sei mit Pädophilie gleichzusetzen. Das Gegenteil trifft zu. Über 60 % der Kinderschänder sind NICHT pädophil. Es sind Männer, die, ähnlich einer Sucht, einen Kick daraus ziehen, ihre Machtfantasien an wehrlosen Kindern auszuleben. Laut Ziercke fast immer ungestraft. Weil die Kinder ohnmächtig sind, nicht reden und keine Lobby haben.

Deswegen sind wir dankbar, dass uns die ARD, hier der BR und die ARD Degeto, für Filme, die dieses Verbrechen ins Bewusstsein bringen, Finanzierung und eine Plattform bieten.

Wir brauchen die Zuschauerinnen und Zuschauer im Kampf gegen Gewalt an Frauen und Kindern. In einem der reichsten und freiesten Länder der Welt darf es das nicht geben. Wir dürfen kein Täterschutzland sein, sondern müssen ein Land sein, das die Opfer schützt. Vor allem unsere Kinder.«