Interview mit Sylvester Groth

Er spielt Kommissar Jochen Drexler im Polizeiruf 110

Drexler (Sylvester Groth) beobachtet einen Verdächtigen.
Drexler beobachtet einen Verdächtigen. | Bild: NDR / Christine Schroeder

Sie verlassen den "Polizeiruf". Werden Sie Jochen Drexler vermissen?

Ich mag die Figur sehr. Drexler ist ein Unikum. Er ist seltsam, ein unsympathischer Typ, dem es völlig egal ist, dass ihn viele für ein Arschloch halten. Von den Kollegen wird er trotzdem respektiert, weil sie wissen, bei seinen Ermittlungen kommt etwas heraus. Aber vielleicht kann man Drexler ja eines Tages in einem anderen Zusammenhang wiederbeleben.

Hat die Offenlegung von Drexlers Privatleben ihren Abschied von der Figur befördert?

Teils, teils. Drexlers privates Leben ist in dieser letzten Folge auf den Punkt gebracht. Es ist nicht länger nur angedeutet, sondern klar auserzählt. Die Figur ist jetzt geprägt durch diese schwule Geschichte und ich bin ganz froh, dass es vorbei ist. Sonst wird immer aufs Neue gefragt: Kommt da noch was? Seine Liebesgeschichte weckt Schaulust und Sensationsgier, und vermutlich wären alle sauer, wenn man die nicht weiter bedienen würde.

Die kurze Liebesnacht hat eine hohe Intensität. Was ging da in Ihnen vor?

Die beiden sehnen sich nach Nähe, es passiert etwas mit ihnen und sie lassen sich überwältigen. Sie knüpfen an eine alte Geschichte an, die nicht funktioniert hat. Obwohl sie sich früher gut verstanden haben – beide sind kluge Männer – trennten sich ihre Wege, weil der eine mehr forderte, als der andere zu geben bereit war. Aber in diesem besonderen Augenblick haben sie etwas nachzuholen.

Haben Sie sich ihren Liebespartner aussuchen dürfen?

Ja, und zu meiner großen Freude sagte Cornelius Obonya zu. Vorher hatte ich mir ausgebeten, in dieser Frage mitreden zu dürfen. Es ist ja ein wirklich heikler Moment, wenn man sich so nahe kommt. Das möchte ich nicht mit jedem erleben. Klar, ich kann es schon spielen, es ist ja meine Profession. Aber um ein bisschen mehr zu erzählen, was da möglich ist, muss die Chemie zwischen uns stimmen. Cornelius Obonya ist ein toller Schauspieler und ein ganz feiner Mensch.

Man spürt als Zuschauer, dass es Drexler Überwindung kostet, sich hinzugeben. Er ist ansonsten ein ängstlicher, pedantischer Beamter.

Drexler braucht feste Regeln, weil er ein gefährdeter Mensch ist. Er hat Angst vor sich selber, vor dem, was er unterdrückt und nicht zulässt in seinem Leben. Dass er penibel darauf achtet, den Dienstweg einzuhalten, ist für ihn ein Schutzwall, um nicht unterzugehen. Er klammert sich ans Gesetz wie Mr. Spock an die Logik. Ich habe mich immer gefragt, wie sieht es bei Drexler eigentlich in den eigenen vier Wänden aus. Und ich habe die Produktion gebeten, dieses Geheimnis niemals zu lüften.

Das Ermittlerteam aus Rostock mit seinem Humor dürfte für Drexler die reinste Zumutung gewesen sein.

Auf jeden Fall. Drexler steht nur daneben und denkt: Was veranstalten die denn da? Bukow ist Bulle und in kriminelle Machenschaften verwickelt. Das ist eine ganz andere Welt.

Die Rostocker Kommissare brachten ihren Regisseur Eoin Moore mit nach Magdeburg. Mussten Sie sich umstellen?

Eoin Moore hat auch uns Magdeburgern vertraut, wofür ich ihm sehr dankbar bin. Beim Inszenieren dieser Doppelfolge ist er auf bewundernswerte Weise entspannt geblieben. Er wusste immer eine Antwort. Er hat sich voll hineingestürzt in dieses Projekt und trägt einen Riesenanteil daran, dass es geklappt hat.

Was nehmen Sie mit aus dieser Zeit als Kommissar?

Die Erinnerung an einen schwarzen Mantel. Mit diesem Kleidungsstück hat die Kostümbildnerin eine Meisterleistung vollbracht. Als ich ihn zum ersten Mal trug, wusste ich plötzlich, wer, wie und was dieser Drexler ist. Ich bekam eine Vorstellung davon, wie weit ich die Figur treiben kann.

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