Gespräch mit Axel Milberg

Borowski (Axel Milberg) macht sich Sorgen.
Borowski macht sich Sorgen. | Bild: NDR / Christine Schroeder

Der Fall ist knifflig. Um ihn aufzuklären, taucht Borowski in eine andere Welt ein. Liegt der Schlüssel in den alten nordischen Sagen? In der Legende vom Unter- gang der Handelsstadt Rungholt?

Rungholt hat es wohl tatsächlich gegeben. Eine Insel in der Nordsee, die vor Jahrhunderten in einer großen Sturmflut überspült und untergegangen ist. Ich selbst bin in Kiel mit den Sagen aufgewachsen, die vom nächtlichen Glockenläuten und Spukgestalten erzählen. Und von Gold, Reichtümern und Seeleuten, die keine Ruhe finden, ist die Rede. Unsere Insel Suunholt gibt es nicht wirklich, aber der Name lässt an Rungholt denken.

Borowski ermittelt im "Land zwischen den Meeren". Damit ist nicht einfach das Bundesland bezeichnet. Ist es ein Zwischenreich, ein Traumland?

"Das Land zwischen den Meeren", ja gut, das ist natürlich erst einmal Schleswig-Holstein. Zum ersten Mal ermittelt Borowski an der Nordseeküste. Der Tote ist aus Kiel, der Fall seines Verschwindens blieb ungeklärt, also macht er sich auf den Weg. Es ist ein weiter Weg von der Landeshauptstadt auf die andere Seite.

Darf man den Mut aller Beteiligten bewundern, den Zuschauer auf eine solche Reise mitzunehmen?

Natürlich braucht es die Bereitschaft, unserer Geschichte zu folgen. Aberglaube, Gedächtnisverlust, die bedingungslose Liebe, religiöser Wahn, Träume und Naturgewalten, Sehnsucht – das ist großes emotionales Kino.

Der Film spielt vor der teils atemraubenden Naturkulisse Nordfrieslands.

Die Drehorte sind an Nord- und Ostsee gefunden worden, zum Beispiel auf Fehmarn. Die Entscheidung für die Bilder und den szenischen Aufwand erzwang die Geschichte, die wir erzählen. Alle im Team haben hierfür bis zum Umfallen gearbeitet.

Was empfindet Borowski für die wichtigste Zeugin Famke Oejen? Erweckt sie seine romantische Seite?

Borowski erlebe ich in den Geschichten immer wieder neu. Er ist eher ein Chamäleon, ohne Vorbehalte, den Menschen durchaus nahe. Er versucht zu verstehen und lässt sich dabei die Zeit, die notwendig ist. Er nimmt die Fälle, also die Menschen, denen er bei Ermittlungen begegnet, wichtiger als sich selber. Die innere Distanz ist aber ganz stark. Auch bei Famke Oejen. Dass er da träumt, hilft ihm, zu den richtigen Fragen zu kommen. Kleinste Lücken in der Logik aufzuspüren. Er lässt dabei auch seinen Instinkt von der Kette.

Lässt sie ihn von der freien Liebe träumen? Sie erzählt von ihrer letzten Liebe: "Wir waren sofort ein Paar." Borowski fragt erstaunt: "Nicht erst kennenlernen?". Suchen beide menschliche Nähe, ohne sich erklären zu müssen?

Das hat sich in den letzten Jahren mir so mitgeteilt. "Nicht erst kennenlernen?": Da spricht der Ermittler. Klingt romantisch, gemeint ist aber, ich kenne die Akte. Er, das Opfer aus Kiel, hatte Schmiergelder angenommen. Und ist damit untergetaucht. Das darf Borowski einer Verdächtigen natürlich nicht mitteilen. Was er also wirklich fühlt, wir wissen es nicht. Der romantische Eindruck, die Nähe zu Famke bringt ihn ihrem Geheimnis näher. Da ist Kalkül. Ohne, dass sie oder der Zuschauer das sofort mitbekommt. Borowski ist Profi. Das ist gut so im Drama, im Film. In einer realen Ermittlung geht das alles überhaupt nicht.

Borowski ermittelt allein. Haben Sie die Figur etwas anders gespielt als sonst?

Ich habe es genossen, alleine zu ermitteln. Ah, Moment, da war doch eine sehr engagierte und loyale Polizistin, Respekt! Die Arbeit da draußen ist aber doch meist spannender als die Szenen auf dem Revier.

Hätten Sie sich vorstellen können, dass Borowski solo weitermacht? Ist er vielleicht ein Eigenbrötler, der nicht allein sein kann?

Ich sehe ihn aber nicht als Eigenbrötler. (Das ist inzwischen so ein durchgekautes ödes Klischee, vor fünfzehn Jahren ging das noch.) Und – eine Partnerin oder ein neuer Partner kann ja auch ein Gewinn sein. "Nicht auszuschließen", würde Borowski sagen.

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