Gespräch mit Maren Eggert

»Es geht in diesem Film vor allem darum, Borowski an seinen verletzlichsten Punkt zu führen.«

Borowski, Fireda Jung und Constanze
Borowski und Frieda Jung haben Heiratspläne. Friedas Mutter Constanze freut sich, dass das Paar endlich zueinander gefunden hat. | Bild: NDR / Philip Peschlow

"Die Rückkehr zum 'Tatort' ist ein Nachhausekommen", sagten Sie in einem Interview. Neben Vorfreude hat man da natürlich auch ein banges Herz voller Erwartungen, wenn man lange weg war. Haben Sie wiedergefunden, was sie damals zurückgelassen hatten?

Natürlich nicht. Alles befindet sich ja immer im Fluss, nicht wahr? Borowski hat jetzt schon seit geraumer Zeit eine neue Ermittlungspartnerin, gespielt von Sibel Kekilli, die ich sehr schätze. Außerdem kehrt Frieda Jung als Privatperson in die Geschichte zurück, das ist etwas völlig anderes als vorher.

Im letzten Dialog zwischen Frieda und Borowski, mitten im finnischen Wald ("Tango für Borowski", 2010), fallen Sätze wie "Was wird mit uns passieren?" und "Wohin geht die Reise?" – Unbeantwortete Fragen, die Psychologin verschwand danach spurlos. Wohin ging Friedas Reise?

Wir wissen es nicht. Wir wissen nur, dass sie den Polizeidienst quittiert hat, eine Weile auf Reisen war, vielleicht, um dann nach Kiel zurückzukehren und als niedergelassene Psychologin zu arbeiten.

Borowskis größtes Liebesglück in einem Krimi mit einem der schlimmsten Mörder der "Tatort"-Geschichte – man ist da als Zuschauer ganz beim Kommissar, wenn er zu Beginn sagt: "Man möcht' es nicht aussprechen, ahnt aber doch Böses dabei." Darf die Liebe auf dem Altar der Psychopathologie geopfert werden?

Es geht in diesem Film vor allem darum, Borowski an seinen angreifbarsten, verletzlichsten Punkt zu führen; und wo sind wir angreifbarer, als was die Menschen betrifft, die uns am nächsten stehen. Aber es geht nicht nur darum; Borowski sagt es: "Als Kriminalist habe ich die Möglichkeit, ein Verbrechen nachzuvollziehen, zu erleben, ohne es selbst begangen zu haben." Um diese Verwischung der Grenzen geht es – wenn sie so wollen, zwischen gut und böse.

Frieda gesteht einem aufgewühlten Borowski die Existenz von Gespenstern zu. Ihrem verzweifelten Entführer Korthals bedeutet sie später, "es gibt keine schlechte Menschen" – ist das noch psychologisches Lehrbuch zur Deeskalation oder schon tiefere Einsicht?

Widerspricht sich das? Ich glaube, dass sich bei Frieda Jung die tieferen Einsichten mit den Methoden zur Deeskalation decken, obwohl ich nicht glaube, dass sie den Satz "Es gibt keine schlechten Menschen" schon einmal ausgesprochen hat. Im Gespräch über Gespenster mit Borowski muss man natürlich den Verliebtheitszustand mitbedenken, um ihre Aussage zu beurteilen…

Psychologen wie Frieda Jung kennen alle Spielarten menschlicher Abgründe, um den Opfern von Gewalt helfen zu können, tauschen aber nie die Rollen mit ihren Patienten. Frieda aber geschieht dieser Albtraum. Wie geht sie damit um?

Wie geht man damit um? Die meisten von uns wissen es zum Glück nicht aus Erfahrung, auch Frieda nicht. Ich glaube, dass es für diese Lage keinen Plan geben kann. Und natürlich ist das ungewohnt für sie. Es ist ein katastrophaler Zustand, den sie nicht vergessen können wird.

Welchen Plan verfolgt Frieda, um Kai Korthals zu entkommen?

Sie muss sich zunächst darum kümmern, einen Ausgang zu finden aus dem fensterlosen und türlosen Raum, in dem sie teils gefesselt eingesperrt ist. Weiter denkt sie möglicherweise erstmal nicht. Das versucht sie zunächst mit einem Gespräch, in dem sie Korthals davon überzeugen möchte, dass er sie freilassen muss, weil nur sie ihm helfen kann, sein Kind zu finden. Als das misslingt, greift sie zu nackter Gewalt, hackt auf die Wände ein und findet eine Tür.

"Borowski und die Rückkehr des stillen Gastes" treibt den ewigen Kampf zwischen Gut und Böse auf die Spitze. Kurz und knapp gefragt: Sind wir noch zu retten?

Der Film ist ganz schön spannend oder? Aber: Es ist nur ein Film! (lacht)

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