Im Gespräch mit Wotan Wilke Möhring

Kommissar Thorsten Falke

»Die Bundespolizei bietet uns viele Möglichkeiten, die ein normales LKA nicht hätte.«

In ihrem dritten gemeinsamen Fall ermitteln Thorsten Falke und Katharina Lorenz erstmals im Dienst der Bundespolizei. Welche Vorteile bietet das?

Wir hatten von Anfang an gesagt, dass wir nicht in einer bestimmten Stadt angesiedelt sind, sondern im norddeutschen Raum ermitteln. Und die Bundespolizei bietet uns viele Möglichkeiten, die ein normales LKA nicht hätte, weil sie einen anderen Zuständigkeitsbereich und eine andere Organisationsstruktur hat. Wir können jetzt überall sein und so spannende Themen wie Schleusung und Drogenhandel behandeln. Sogar über die deutsche Bundesgrenze hinaus können wir tätig werden oder bei internationalen Fußballspielen. Das ist alles noch nicht konkret in Planung, aber für die Zukunft auf jeden Fall denkbar. Was nicht heißt, dass wir nicht auch mal wieder zu einer Mordermittlung zurückkommen. Wir wollen uns auch weiterhin psychologisch reinknien. Für uns ist und bleibt stets die Frage wichtig, warum Menschen das tun, was sie tun. Das ist das, was uns im Kern immer interessiert, auch wenn es um Schleuserbanden, Drogenvergehen oder organisierte Kriminalität geht.

Der Antritt der neuen Stelle wird überschattet vom tragischen Verlust zweier Kollegen. Die junge Rita Kovic hat Falke gut gekannt …

Ich fand’s toll, dass es für Thorsten Falke eine sehr persönliche Anbindung an diesen Fall gibt. Wir wollen ja immer auch mit erzählen, was der Fall mit dem Ermittler macht. Über die Persönlichkeiten der Ermittler erfährt man bei uns hauptsächlich durch die Fälle etwas, nicht durch Privatgeplänkel am Rande.

Falke trauert sichtlich um Rita. Hing er doch mehr an ihr, als er sich eingesteht?

Aus dem, was sie hinterlässt, erfährt er, dass sie sich mehr erhofft hat von der Affäre. Durch so einen ultimativen Verlust ist man immer erst einmal geschockt und betroffen, und in diesem Fall ist es vielleicht sogar besonders traurig, weil hier ein Mensch etwas nicht hat zu Ende erzählen können, was er sich versprochen hat. Es gab einfach nicht die Möglichkeit dazu, weil gleich nach der ersten Begegnung schon dieses Unglück passiert ist. Dadurch gibt es etwas Unausgesprochenes, Unerfülltes, auch für Falke, was ihn betroffen und natürlich auch traurig macht.

Neben Thorsten Falke und Katharina Lorenz gehören hier weitere Kollegen zum Ermittlungsteam. Ist das ab jetzt fest?

Nein. Das ist auch so ein Spezifikum der Bundespolizei, da gibt es eine größere Beweglichkeit; diese Teams setzen sich immer wieder neu zusammen. Die Kollegen, die man hier sieht, werden beim nächsten Mal nicht mehr dabei sein. Bis auf Katharina Lorenz natürlich. Wenn der Fall abgeschlossen ist, wird das Team aufgelöst, und beim nächsten bildet sich dann eine neue Ermittlungsgruppe.

Haben Sie selbst mit einem Bundespolizisten über dieses neue Arbeitsfeld sprechen können?

Ich habe einen Kumpel, der Gruppenleiter bei der GSG 9 ist, die ja auch zur Bundespolizei gehört. Den kann ich immer fragen, wenn ich wissen will, ob etwas richtig oder falsch ist, notfalls sogar per SMS. Natürlich können wir nicht die ganze Zeit einen Berater an unserer Seite haben, aber es ist für mich schon wichtig, dass wir uns, zumindest in wichtigen Fragen, nah an der Realität bewegen.

Falke ist Teamleiter. Es kommt zu Reibereien zwischen ihm und dem Kollegen Carstens. Was läuft schief zwischen den beiden?

Alle sind geschockt von dem Tod der zwei Kollegen. Und dann wird denen plötzlich auch noch jemand Neues vor die Nase gesetzt, der von woanders kommt. Falke bedenkt gar nicht, dass Carstens vielleicht auch etwas für diese Kollegin empfunden hat, und es ist ja oft so, dass Trauer auch mit Wut verarbeitet wird, mit Aggression. So kommt es zu den Reibereien zwischen den beiden, die eigentlich um dasselbe trauern.

Am Jade Weser Port begegnen die Ermittler lauter Menschen, die durch das Scheitern des Großprojekts ihre Existenz gefährdet sehen. Wie wichtig sind Ihnen solche aktuellen Themen?

Für mich gehört das zum politischen Mehrwert der Fälle, die wir behandeln wollen, und der ist mir sehr wichtig. Es wurden viele falsche Versprechungen gemacht, was diesen Hafen angeht, von deren Erfüllung man sehr weit entfernt ist, und bei so was stehen dann schnell ganze Existenzen auf dem Spiel. Wir wollen zeigen, in welche Not Menschen durch solche Fehlplanungen geraten und dass sie dann jede Chance nutzen, um zu Geld zu kommen. Auch wenn wir damit natürlich nicht unterstellen wollen, dass die Hafenarbeiter in Wilhelmshaven das in der Realität ebenfalls machen. Es geht uns nur immer darum, auch die Motivationen zu zeigen, aus denen Menschen zu Handlagern von Kriminellen oder selbst kriminell werden.

Lorenz und Falke ahnen, dass mehr hinter der Sache steckt; nicht nur Schleuser, auch Waffenhändler sind hier aktiv. Aber ohne Beweise sind ihnen die Hände gebunden …

Ja, nach dem Tod des Hauptverdächtigen in der Schleusersache ist der Fall eigentlich schon abgeschlossen. Die Bundesbeamten packen die Sachen zusammen und brechen aus der provisorischen Unterkunft auf; aber Falke spürt irgendwie, dass da mehr drin ist. Seine Intuition sagt ihm, dass irgendwas nicht stimmt. Er und Lorenz haben immer stärker den Verdacht, dass sie beobachtet werden, und ermitteln weiter, obwohl die Ermittlungsgruppe schon aufgelöst wird. Am Ende haben sie zwar einen Killer gestellt, aber an die eigentlichen Drahtzieher kommen sie nicht heran. Dass man als kleiner Bundespolizist an die Bösen nicht immer rankommt, fanden wir realistisch und daher durchaus zeigenswert, auch wenn das für einen Tatort sicher ungewöhnlich ist. Wichtig ist ja nur, dass man nicht aufgibt; Falke und Lorenz tun alles, was ihnen möglich ist.

Marvin Kren gibt mit "Kaltstart" sein Fernsehdebüt. Wie war die Zusammenarbeit?

Einfach super. Das war eine sehr professionelle, toll vorbereitete und hochvisionäre Arbeit. Mir ist es egal, ob einer achtzig "Tatorte" gedreht hat oder das sein erster ist. Wir arbeiten gern mit jungen, unverbrauchten Leuten, die mit Freude an die Arbeit gehen, denn diese Freude steckt uns an.

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