Gespräch mit den Autoren des Weimarer "Tatorts": Clausen und Pflüger

»Es kann Tage dauern oder Wochen, bis man auf die entscheidende Idee kommt. (Andreas Pflüger)«

Lessing, Kira Dorn und Frau Olm
Lessing und seine schlagfertige Kollegin Kira Dorn spielen sich beim Verhör von Frau Olm die Bälle zu. | Bild: MDR / Andreas Wünschirs

Andreas Pflüger, Sie sind gebürtiger Thüringer – welche Rolle hat das beim Schreiben des Drehbuches gespielt?

Ein Großteil meiner Familie lebt in Behringen bei Bad Langensalza. Ich wurde dort geboren und habe ein gutes Verhältnis zu meiner Familie. Natürlich hatte ich deshalb einen Blick auf die Mentalität der Thüringer.

Und wer ist für den Humor in diesem "Tatort" zuständig? Auf dem Papier hat Andreas Pflüger als "Tatort"-Dauertäter mit nun insgesamt 19 Tatort-Drehbüchern den ernsten Part übernommen – und der Comedy-Autor Murmel Clausen den heiteren...

Murmel Clausen: Das kann man so nicht sagen, weil wir uns die Bälle zuwerfen. Aber ich glaube schon, dass ich in Andreas eine neue Seite geweckt habe, mehr zum Brillieren gebracht habe. (lacht) Wir haben uns perfekt ergänzt, sowohl im kriminalistischen Bereich als auch beim Humor. Und wenn einer mit einem Satz oder einem Wort nicht zufrieden war, dann haben wir so lange daran gearbeitet, bis es wirklich rund war.
Andreas Pflüger: Wir haben uns erst kennengelernt bei der Arbeit zu diesem Film. Es war aber trotzdem Liebe und wir haben wirklich jeden Satz zusammen geschrieben, von der ersten bis zur letzten Seite.

War diese "Liebe" eine Fernbeziehung – oder wie muss man sich gemeinsames Schreiben vorstellen?

Andreas Pflüger: Weil Murmel eine kleine Tochter hat, haben wir in München gearbeitet, wo Murmel wohnt. Ich wohne in Berlin. Wir hatten in München ein Büro bei der Filmproduktionsfirma mit einem großen Schreibtisch und da haben wir gesessen. Jeden Morgen bis jeden Abend.

Aber wie schreibt man einen "Tatort"? Ist da zuerst das Opfer oder zuerst ein Täter oder erst eine grobe Idee für eine Story? Wo fangen Sie an?

Andreas Pflüger: Man muss – bevor man anfängt zu schreiben – eine Idee haben von einer Geschichte. Mit einem Anfang, einer Mitte und einem Schluss. Und dann kann man wirklich beginnen, in die Tiefe zu gehen. Am Anfang bedeutet das: man sitzt sich gegenüber und guckt die Wand an, man erzählt sich irgendwas, man geht zusammen spazieren, man isst was. Es kann Tage dauern oder Wochen, bis man auf die entscheidende Idee kommt. Wenn's dann "klick" gemacht hat, kann es schnell gehen, wenn sich zwei Leute so gut verstehen wie wir.

Nora Tschirner und Christian Ulmen wirken sehr spielerisch und spontan bei ihren Dialogen. Stand das wirklich alles so im Drehbuch, was da gesprochen wurde?

Murmel Clausen: Das ist natürlich unsere Idealvorstellung. Aber teilweise merkt man doch beim Drehen, dass ein Satz so nicht sprechbar ist. Das passiert dem besten Drehbuchautor, glaube ich. Aber grundsätzlich halten sich die Schauspieler schon an den Text.

Eine Hauptrolle spielt auch das ehemalige Weimarer Polizeipräsidium. Ein altehrwürdiges, dunkles Gebäude, das für den Film wiederbelebt wurde. Wie kam es zu dieser Ehre?

Andreas Pflüger: Ich habe das Gebäude gekannt, aber nur von außen. Wenn wir uns ein Polizeipräsidium hätten backen können, dann hätte es genau so ausgesehen. Wir waren schon sehr beeindruckt, als wir das erste Mal hier drin waren und es hat ganz genau die Atmosphäre, die wir für diesen Film gebraucht haben.

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