Interview mit Patrick Mölleken

Die Kuhflüsterin: Thommy (Patrick Mölleken ) beim Männergespräch mit Winnes (Simon Böer).
Patrick Mölleken als Thommy mit Simon Böer als Winnes Wöllner | Bild: ARD / Frank Dicks

Wie würdest du die Rolle Thommy beschreiben? Was ist er für ein Typ?

Thommy Mommsen ist ein lässiger junger Mann, der mit seinen 16 Jahren nun das erste Mal Anzeichen zeigt, "flügge" zu werden – ganz zum Missmut seiner Mutter Belinda, der Thommys neue Vorstöße, Ideen und Zukunftsplanungen überhaupt nicht gefallen. Einen großen Anteil an diesen Entwicklungen trägt die australische Austauschschülerin Jill Cinnamon, die dem Jungen völlig den Kopf verdreht hat. Das erste Mal reflektiert er absolut selbstverständliche Eigenschaften, wie Auftreten und Aussehen. Denn er will seinem Schwarm unter allen Umständen gefallen. Thommys Verhaltensweise ist geprägt von einer Mischung aus blinder Liebe, rebellischem Aufbegehren und kindlicher Naivität. Oft denkt er nicht besonders weit – eine Tatsache, die immer wieder für Reibereien mit seiner überpeniblen Mutter sorgt. Teilweise sind es völlig simple Missverständnisse in der gemeinsamen Kommunikation, die ein Höllenfeuer lostreten und den Haussegen schief hängen lassen.

Wie sieht die Beziehung zu der Austauschschülerin Jill aus?

Jill Cinnamon ist eine sehr hübsche Australierin, die als Austauschschülerin nach Deutschland gekommen ist. Jill und Thommy haben sich in der Schule kennengelernt und Hals über Kopf ineinander verliebt. Sie sind mittlerweile seit vier Monaten zusammen und sehr glücklich miteinander. Thommy ist sich sicher, die Frau fürs Leben gefunden zu haben. Doch die beiden haben einen großen gemeinsamen Feind: Die Zeit. Denn Jills Aufenthaltsdauer in Deutschland ist begrenzt und ein Antrag auf Verlängerung wurde abgelehnt. Thommy ist überfordert mit der Situation, will das Abi schmeißen und gemeinsam mit seiner großen Liebe nach Australien auswandern. Oder doch gleich heiraten?

Wie reagiert Mama Belinda darauf, so kurz vor dem Abitur?

Das gefällt ihr natürlich gar nicht. Sie ist ziemlich aufgebracht und hat für ein solch kurzsichtiges Vorhaben überhaupt kein Verständnis. Da ist der Ärger vorprogrammiert. Insbesondere missfällt ihr der Gedanke, mit Jill eine Art Konkurrentin im Hause zu haben, da sie zuvor als seine Mutter die einzige Frau in Thommys Leben war. Leider fehlt Belinda der richtige Draht zu ihrem Sohn, um sich wirklich einmal mit ihm auszusprechen. Eine Empathiefähigkeit, die erst der neue Nachbar Winnes Wöllner mitbringt und somit zu einem wichtigen Freund für Thommy wird.

Du spielst also den typischen Teenagersohn, richtig?

Richtig, den jungen Rebell, der sich eben nicht so viele Gedanken um alles macht, die Dinge locker sieht und auch vor einer Konfrontation mit seiner Mutter nicht zurückschreckt. Wie man in dem pubertären Alter eben so ist. Da kann man sich schon ein wenig mit identifizieren, wenn man an seine eigene Jugend zurückdenkt. Klar, handelt es sich hier um ein Comedy-Format und die Figuren sind deutlich überzogen. Darin besteht ja auch der Witz, wenn es wirklich gut gemacht ist. Im Ansatz ist es jedenfalls typisch: Ein Junge rebelliert und will sich den Richtlinien seiner Mutter widersetzen. Fühlt er sich zu sehr eingeengt, handelt er erst recht gegen ihren Willen. Diese Reibereien sind normal, sie gehören zum Großwerden dazu. Thommy macht Fehler, muss die daraus resultierenden negativen Erfahrungen aber auch selbst erleben, um sie als solche verstehen zu können und daraus zu lernen.

Dann kommt Winnes nach Oberbreitbach und Du freundest Dich mit ihm an, bringt das nicht neue Brisanz in das Verhältnis zu Deiner Mutter?

Auf jeden Fall! Mit Winnes versteht sich Thommy wirklich von Anfang an super. Die beiden sind auf einer Wellenlänge. Für den Jungen, der ohne Vater aufwachsen musste, nimmt Winnes quasi die Position eines Ersatz-Papas ein. Er hört Thommy wirklich zu, versucht sich in seine Lage hineinzuversetzen und ihn zu verstehen. Belinda reagiert eher mit Eifersucht, als mit Freude darüber, denn sie muss mit ansehen, wie jemand Fremdes auf eine Art und Weise Zugang zu ihrem Sohn findet, wie sie es selbst nie versucht hat und kaum könnte.

In einer Folge überlegst Du Dir, Jill zu heiraten. Wie kommt es dazu?

Beim gemeinsamen Hantel-Training spürt Winnes, dass mit mir irgendetwas nicht stimmt und weiß diese Tatsache sofort auf Jill und das kurz bevorstehende Ende ihres Schüleraustauschs zurückzuführen. Ich habe einfach Angst, dass eine Fernbeziehung zum Scheitern verurteilt wäre. Hier zeigt sich wieder Winnes starke Empathiefähigkeit – wie er mit mir mitfühlen und sich in mich hineinversetzen kann. Im Gespräch bitte ich ihn um seinen Rat. Winnes gibt mir den Tipp, Jill etwas zu schenken, dass sie für immer mit mir verbinden würde, damit sie mich in Erinnerung behält. Er spricht von Symbolen wie bspw. Ringen, die Frauen ganz toll finden würden. Als Thommy interpretiere ich in diese Symbolik mal wieder viel zu viel hinein und deute die Ansprache als einen Hinweis, Jill einen Heiratsantrag zu machen.

Wäre Dir das in Deiner Pubertät auch in den Sinn gekommen?

Mit Sicherheit nicht. Das wäre mir in dem Alter etwas zu voreilig gewesen (lacht).

"Die Kuhflüsterin" ist eine Comedyserie – waren die Dreharbeiten auch so lustig? Sind skurrile Dinge passiert? Wie war es mit Kuh Ilse, die Mutti spielt?

Am Set herrschte jeden Drehtag eine tolle Stimmung! Das lag nicht nur an dem Format selber, sondern vor allem an unserem großartigen Team. Jeder Einzelne hat so viel Leidenschaft in das Projekt gesteckt. Die Chemie stimmte. Mit Ulli Baumann haben wir einen coolen Regisseur, der unglaublich präzise arbeitet und genau weiß, was er will. Cordula als Filmmama – ein Traum. Sie ist einfach super süß und bringt ihre Mitmenschen alleine schon mit ihrer Ausstrahlung zum Lächeln. Das war immer schon früh morgens in der Maske deutlich spürbar. Sie ist unglaublich schlagfertig und um keinen Spruch verlegen. In manchen Szenen mit ihr musste ich mich ganz schön zusammenreißen, um nicht plötzlich loszulachen. Da blieb kein Auge trocken. Neben den lustigen Situationen haben wir in unserer Serie "Die Kuhflüsterin" aber auch ernste und bewegende Mutter-Sohn-Momente geschaffen. Gerade dieser Kontrast beeindruckt mich an unserem Format. Skurrile Momente gab es reichlich. So z.B. Kuh Ilse als Kuh Mutti, die sich einfach mal mitten im Take "entleerte" und damit für Erheiterung am Set sorgte. Oder eine sehr lustige Szene, in der ich als Thommy auf einmal Parallelen zwischen Jill und Mama Belinda feststelle und zur gleichen Zeit auch noch von deren Freundin Gitti den spontanen Hinweis bekomme, Jungs würden sich oft Mädchen suchen, die ihren Müttern ähneln. Eine absolute Horrorvorstellung, denn ab sofort sehe ich überall Belinda. Wirklich überall (lacht).

Du bist ja schon früh entdeckt worden und deine Karriere begann schon in der Kindheit. Was hast du noch für Träume?

Im Alter von 5 Jahren stand ich das erste Mal auf der Bühne. Als 10-Jähriger hat dann neben meiner allgemeinen Filmaffinität vor allem "Der Pate" dafür gesorgt, dass ich unbedingt Schauspieler werden und Filme drehen wollte. Das war der eigentliche Anstoß. Träume habe ich noch viele. Ich bin doch erst 21 Jahre alt (lacht). Ich würde mir wünschen, auch zukünftig spannende und herausfordernde Rollen spielen zu dürfen. Vor allem weiterhin im Kino, da hiervon eine ganz besondere Magie und Intensität ausgeht. Außerdem hätte ich mal große Lust auf einen "Tatort"! Und wenn ich mir jetzt eine Traumrolle aussuchen dürfte, dann die eines Gangsters in einem Mafiastreifen!

Der Pate. Also ein wirklicher Kontrast zur jetzigen Rolle?

Auf jeden Fall. Diese Thematik mit all ihren Werten und Idealen fasziniert mich einfach. Spannend ist vor allem die Rolle von Michael Corleone (Al Pacino). Ein junger Mann, der sich anfangs noch gegen die mafiösen Strukturen und Machenschaften seiner Familie wehrt, wird durch die gegebenen Umstände und familiären Ereignisse vom Unschuldigen zum Mitläufer – und schließlich zum Gefährlichsten aller Beteiligten. Aber jetzt wünschen wir uns alle erstmal eine zweite Staffel von "Die Kuhflüsterin"!

Du bist in der Nähe von Düsseldorf geboren. Bist du ein echter Rheinländer? Oder zieht es dich wie viele Schauspieler irgendwann einmal nach Berlin?

Ich bin Rheinländer!! Aber sowas von (lacht). Klar, ich verbringe viel Zeit in Berlin, oder auch in München, weil sich dort branchentechnisch viel abspielt: Dreharbeiten, Studiotermine, Castings oder Events. Und ich genieße es auch immer sehr, dort zu sein. Aber mein Zuhause ist einfach das Rheinland. Das spüre ich jedes Mal aufs Neue.

Noch eine letzte Frage: Wie ist dein persönliches Verhältnis zur Kuh Mutti?

Unsere Kuh Mutti ist eine ganz liebe und süße Kollegin, die mir während der Dreharbeiten echt ans Herz gewachsen ist. In "Die Kuhflüsterin" ist sie ein wichtiger Teil der Familie. Generell finde ich Filmtiere sehr faszinierend. Mit Kuh Mutti hatten wir zudem gleich zu Beginn ein lustiges Erlebnis: Als meine Kollegin Amrei Haardt und ich sie das erste Mal sahen, wollten wir gleich ein Foto mit ihr machen. Und siehe da, plötzlich schleckte sie uns ab (lacht).