Fragen an Frank Godt (Szenenbild)

Es ist eine große Aufgabe, das Ostberlin der späten 80er Jahre wieder aufleben zu lassen: Auf welchen Aspekten lag Ihr größtes Augenmerk?

Grundsätzlich habe ich auf jedes Motiv mein besonderes Augenmerk. Dieses beinhaltet, eine glaubwürdige Welt zu reproduzieren, sodass jeder Zuschauer sich in dieser nach Möglichkeit auch wiederfindet. Das war und ist Friedemann Fromm, unserem Regisseur, immer sehr wichtig gewesen. Ich meine damit, dass wir ein eher unaufdringliches und authentisches Szenenbild der Zeit entsprechend wieder hergestellt haben.

Wie informiert man sich über die Einrichtungen, das Lebensgefühl der damaligen Zeit?

Wir haben natürlich viel durch das Internet, aus Bibliotheken, durch Bildbände und auch Zeitzeugen, die mit eigenen Privatfotos ihr Lebensumfeld porträtieren, ein Gesamtbild der Motive ermitteln können. Meine eigene Recherche ging noch darüber hinaus, wie zum Beispiel die ehemaligen Möbelmanufakturen in Ostdeutschland. Hier habe ich entdeckt, inwieweit sich die unterschiedlichen Bauarten der Sofa, Sitzecken und Schrankwände optisch getrennt waren. Das war wie eine Enträtselung der schon von uns bis dahin gefundenen Möbel und quasi die Bestätigung, dass wir genau die richtige Zeit getroffen haben.

Falk und Roman
Falk hat ehrgeizige Pläne für Roman – sein Sohn soll die Sportschule besuchen. | Bild: ARD / Julia Terjung

Wie kommen Sie zu dem für Sie notwendigen Mobiliar, der Inneneinrichtungen bis hin zum Geschirr?

Durch unsere akribische Recherche und Geduld haben wir bei unterschiedlichen Anbietern viele tolle Einzelstücke via Internet ersteigern können oder manchmal nach langem Zureden von Privatpersonen auch ausgeliehen bekommen. Hinzu kommen noch die elementar wichtigen Möbel und Requisiten, die wir aus den unterschiedlichen Lagern in Berlin und Umgebung ausgeliehen haben. Auch Museen haben wir besucht, um dort das eine oder andere Requisit zu begutachten und diese dann gegebenenfalls selber zu rekonstruieren oder auszuleihen. Das ist eine sehr zeitaufwendige Arbeit. Da freut man sich über jedes gefundene und erworbene Stück.

Haben Sie ganz bestimmte Adressen und Kontakte, an die sie sich wenden können?

Ja, das haben wir. Wir bedienen uns fast immer aus dem Fundus Adlershof in Berlin. Dieser Fundus hat zum Beispiel ein großes Angebot unterschiedlicher Möbel und Kleinrequisiten, die dann von uns durch andere erworbene oder ausgeliehene Einrichtungsgegenstände ergänzt wurden. Des Weiteren haben wir auch eine tolle Unterstützung von dem Fachmuseum für die Alltagskultur und Geschichte der DDR in Eisenhüttenstadt bekommen. Dieses Museum hatten wir schon in der ersten Staffel als Mitstreiter gewinnen können. Dort gibt es wirklich alles, was gerade die Kleinrequisiten betrifft. Ganz liebevoll aufgearbeitet und behütet, soweit es die Mitarbeiter vor Ort machen können. Auch der Fundus auf dem Babelsberger Filmstudiogelände hatte den einen oder anderen wichtigen Gegenstand im Lager. Manchmal waren wir tagelang in den Lagern, um uns durch die Regale zu arbeiten. Diese Arbeit wurde dann auch mit tollen Ergebnissen belohnt.

Was ist entscheidend für die Atmosphäre, die Sie in "Weissensee" aufgebaut haben?

Wichtig ist, glaube ich, dass wir uns an der Historie orientiert haben. Das war eigentlich die größte Schwierigkeit. Wir haben aus unterschiedlichen Materialien sehr viele Requisiten wieder reproduziert. Das ist uns durch die Liebe zum Detail auch gelungen. Dazu gehören Farben, Tapeten, Vorhänge, Gardinen und Notizen, wie Rezepte, Tipps zum Gärtnern oder Gesundheitsempfehlungen, die auf kleinen Zettelchen zum Beispiel in der Küche der Familie Kupfer vorne auf die Schranktüren aufgeklebt waren. Das ist, denke ich, der entscheidende Grund gewesen, dass uns so viele Zuschauer für unsere Arbeit so gelobt haben.

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