Interview mit Chefautor Björn Firnrohr

"Wir erzählen mit 'Sturm der Liebe' eine Art modernes Märchen."

"Sturm der Liebe"-Chefautor Björn Firnrohr
"Sturm der Liebe"-Chefautor Björn Firnrohr. | Bild: DasErste.de

Viele Jahre hat Björn Firnrohr als freier Autor Drehbücher für "Sturm der Liebe" geschrieben und die Storylines der ARD-Telenovela weiterentwickelt. Daneben war er auch als Autor für TV-Serien wie "Lindenstrasse", "Verbotene Liebe" oder "Rote Rosen" tätig, bevor er im Oktober zum Chefautor von "Sturm der Liebe" berufen wurde. Wir haben mit ihm über den Reiz, für eine Telenovela zu schreiben, und über die Herausforderungen, die seine neue Stelle mit sich bringt, gesprochen.

Kannst du dich noch an die erste Telenovela, die du im Fernsehen gesehen hast, erinnern?

Gute Frage! Ich war auf jeden Fall in meiner Jugend Fan amerikanischer Soaps wie Falcon Crest oder California Clan – und ich erinnere mich auch noch an einige Telenovelas aus Südamerika wie "Die Sklavin Isaura" aus dem Jahr 1976.

Was macht für dich als Autor den Reiz am Telenovela-Format aus?

Auch wenn der Fokus natürlich klar auf Liebesgeschichten liegt – in einer Telenovela findet man auch viele Elemente aus dem Comedy- oder Krimigenre. Ein Traum für einen Autor, da man sich wirklich richtig austoben und aus dem Vollen schöpfen kann! Was ich ebenfalls an der Arbeit für eine Telenovela schätze: Man sieht sehr schnell ein Resultat. Von der ersten Idee bis zur fertig gedrehten Szene vergehen gerade mal vier Monate.

Welche stürmische Geschichte hast du in den vergangenen Jahren besonders gerne mitentwickelt?

In jüngerer Zeit zum Beispiel die Krankheitsgeschichte rund um Natascha Schweitzer. Ich fand es toll, einen dramatischen Handlungsbogen für eine Figur zu entwickeln, die wir bisher vor allem komödiantisch angelegt hatten. Aber auch Werners Liebe zu Poppy, Andrés und Michaels Scheinehe, Pauline und Leonard in Wien, die Explosion des Fürstenhofs … die Liste wäre wohl endlos. Sehr gerne habe ich auch die Hauptgeschichte für das Traumpaar Julia Wegener und Niklas Stahl entwickelt, da ich die Grundprämisse – eine Heldin mit einer falschen Identität – sehr reizvoll fand.

Nicht nur Julia Wegeners Geschichte – eine Frau, die durch tragische Umstände dazu gezwungen wurde, sich als ihre tote Freundin Sophie auszugeben – war "larger than life". Wie wichtig ist dieser Aspekt deiner Meinung nach für das Telenovela-Genre?

Wir erzählen mit "Sturm der Liebe" eine Art modernes Märchen und keine Dokumentation. Die Zuschauer sollen gut unterhalten werden und sich bei uns wohlfühlen – aber natürlich auch nicht zu behaglich, denn sonst langweilen sie sich und schalten ab. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass die Fans oft weniger ein Problem mit einer nicht ganz alltagsnahen, aber dafür fesselnden Story haben als mit einer Geschichte, die sie aus ihrem eigenen Umfeld kennen und die ihnen daher unglaubwürdig vorkommt – z.B. wenn die Leitung der Hotelküche vorübergehend an einen Azubi übergeben wird.  

Du bist seit Oktober 2016 Chefautor bei "Sturm der Liebe". Was war gleich zu Beginn die größte Herausforderung für dich?

Ich wusste, dass direkt nach meinem Einstand die Future-Tage anstehen würden – dort werden die groben Handlungsbögen der kommenden Monate im Team weiterentwickelt. Der Vorteil war natürlich, dass ich unser Team schon seit langem kenne und daher bereits ein viel besseres Gespür für meine Mitarbeiter hatte als jemand, der neu in einer Produktion anfängt.   

Inwiefern ist die Zusammenarbeit mit deinen Autoren-Kollegen für dich immer wieder aufs Neue spannend?

So unterschiedlich wie die Charaktere in der Serie, so sind auch die Persönlichkeiten in einem Autorenteam. Permanent über die Gefühle unserer Figuren, verschiedene Werte- und Moralvorstellungen zu diskutieren, extreme Positionen auszuloten, Kompromisse zu finden, das macht die Arbeit immer wieder fordernd und abwechslungsreich.

Welche neuen Hauptaufgaben sind für dich in deiner Position als Chefautor dazugekommen?

Ich schreibe weniger und plane mehr. Das bedeutet auch, dass ich jetzt viele Drehbücher meiner Kollegen lese oder in Besprechungen sitze. 

Welche grundsätzlichen Überlegungen stellst du als Chefautor an, wenn es um die Entwicklung der neuen Traumpaar-Geschichte geht?

Man muss sich zunächst überlegen, ob die Geschichte des Hauptpaars eher dramatisch oder romantisch erzählt werden soll. Dann gilt es, ein Thema zu finden. Etwas, wodurch sich das neue Paar von früheren Staffeln unterscheidet. Nach über zehn Jahren ist das natürlich nicht so ganz einfach, aber bisher ist es uns immer gelungen. Diesmal wird sich die kommende Staffel sogar in einem entscheidenden Punkt von allen vorhergehenden unterscheiden.

Wie wichtig ist es deiner Meinung nach, immer wieder Highlights zu setzen wie die Musicalfolge zum zehnjährigen Jubiläum 2015 oder den Dreh zur 2000. Folge in Wien 2014?

Solche Highlights wird es natürlich auch in (naher) Zukunft geben – mehr darf ich aber zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht verraten!

Das Interview führte Lena Kettner für DasErste.de

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