Simone Rethel und Wilfried Klaus im Interview

"Die Geschichte von Christine und Gottfried ist sehr berührend."

Gottfried (Wilfried Klaus) gesteht Christine (Simone Rethel), dass er seinen Herzanfall nur simuliert hat.
Gottfried gesteht Christine, dass er seinen Herzanfall nur simuliert hat. | Bild: ARD / Christof Arnold

Glauben Sie denn, dass es im Leben diese eine Person gibt, die für einen bestimmt ist?

Simone Rethel: Ob es eine Person gibt, die für einen bestimmt ist, kann ich nicht sagen. Aber die große Liebe gibt es ganz sicher. Nur an Bestimmung glaube ich nicht so ganz…

Wilfried Klaus: Ich schon. Da bin ich mir sogar ganz sicher. Ich glaube, dass verschiedene Menschen sich begegnen und etwas miteinander erleben müssen. Aber da würden wir jetzt zu sehr in Glaubensfragen abdriften.

Frau Rethel, Sie wurden für Ihre Rolle älter gestylt. Wie war das für Sie?

Simone Rethel: Für die Rolle der Christine Münchberg war ich eigentlich zu jung. Deshalb mussten wir überlegen, wie wir das optisch hinkriegen. Da man meine Haare nicht grau färben konnte, entschieden wir uns für eine Perücke. Mich reizte die Thematik, eine alte Dame zu spielen. Dadurch, dass man graue Haare hat und die entsprechende Kleidung trägt, wächst man dann auch ganz automatisch in die Rolle hinein. Die Perücke finde ich übrigens super – ich habe sie mir direkt gekauft.

Sie beschäftigen sich generell viel mit dem Thema Alter. Wieso?

Simone Rethel: Als ich Botschafterin für die Initiative "Altern in Würde" war, sollte ich die Themen Alzheimer und Demenz mehr in die Öffentlichkeit bringen. Dadurch habe ich mich viel damit beschäftigt. Es ist tatsächlich so, dass die Chance dement zu werden sinkt, wenn man im Alter aktiv bleibt. Heute sind wir mit sechzig Jahren noch fit und munter. Wenn sich die Menschen zu diesem Zeitpunkt "zur Ruhe setzen", macht sie das meiner Meinung nach krank. Darüber habe ich auch ein Buch geschrieben, in dem ich darlege, dass diese Tatsache auch medizinisch bestätigt worden ist. Durch das Nichtstun baut der Mensch ab.

Sie hatten ja auch das beste aktive Beispiel zuhause. Ihr Mann, Johannes Heesters, hat bis zum Schluss alles gemacht, was ihm möglich war.

Simone Rethel: Das stimmt. Mein Mann hat immer daran gedacht, was als nächstes kommt. Er hat nie von früher geredet, wie viele alte Menschen, sondern immer ein neues Ziel vor Augen gehabt.

Wilfried Klaus: Ja, das ist unglaublich. Gerade in unserem Beruf sieht man, wie viele Kollegen, die schon über 80 Jahre alt sind, immer noch Außergewöhnliches leisten.

Simone Rethel: Ich merke auch, dass man mehr leisten kann, je mehr man gefordert ist. Das Gefühl "gebraucht zu werden" ist wichtig. Vielen, die in Rente gehen, fehlt gerade dieses Gefühl. Ich plädiere dafür, dass Menschen, die arbeiten wollen, auch arbeiten dürfen.

Sie beide verbindet neben der Schauspielerei auch die Leidenschaft des Malens. Wie kam es dazu?

Simone Rethel: Wäre ich nicht durch Zufall zur Schauspielerei gekommen, wäre ich bestimmt bei der Malerei gelandet. Meine Mutter arbeitete bei Bavaria Film und mein Vater war Bühnenbildner, daher waren die Themen Schauspiel und Theater nicht weit hergeholt. Die Malerei ist aber nie nur ein Hobby für mich gewesen – eher ein zweiter Beruf. Sie erfüllt mich. Meine Vorbilder sind dabei die Expressionisten.

Wilfried Klaus: Meine Mutter war auf der Akademie der Künste und ist ausgebildete Kunstmalerin. Da mein Vater leider sehr früh verstarb und meine Mutter dann alleinerziehend war, hat sie die Malerei jedoch etwas schleifen lassen. Das war sehr schade, denn sie hat unglaublich schöne Bilder gemalt. Ich habe viel von ihr gelernt, sodass mich die Malerei auch ein Leben lang begleitet hat. Außerdem bin ich ein "Augen-Mensch". Schon immer musste ich besondere Sachen, die ich gesehen habe, sofort auf die Leinwand bringen. Dabei widme ich mich besonders der Ölmalerei.

Woher nehmen Sie Ihre Inspiration?

Simone Rethel: Ich gehe offen durch die Welt und entdecke so immer wieder neue Motive. Ich arbeite dabei mittlerweile viel mit Fotos. Denn da ich momentan nicht oft zum Malen komme, sammle ich so schon Ideen. Anhand des Fotos entsteht dann die erste Skizze, später beispielsweise ein Aquarell. Die Atmosphäre, die man beim Fotografieren empfunden hat, bleibt einem ja im Gedächtnis.

Was machen Sie in Ihrer Freizeit, wenn Sie nicht malen?

Wilfried Klaus: Meine Frau und ich sind viel gereist. Außerdem habe ich mir vor knapp 40 Jahren ein über 300 Jahre altes Bauernhaus gekauft. Das haben wir viele Jahre erst einmal renoviert. Zu diesem Bauernhof gehört auch ein großer Garten, der mir sehr wichtig ist. Hier verbringe ich viel Zeit und male auch die Blumen, die dort wachsen. Wie Simone fotografiere ich sie, wenn sie den Höhepunkt ihrer Blütezeit erreichen, um sie dann abzumalen, wenn ich Zeit habe.

Simone Rethel: Bei mir ist das ähnlich. Ich muss mich um meinen Garten kümmern und habe außerdem eine eigene Werkstatt. Grundsätzlich ist der Tag aber immer viel zu kurz. Ich habe so viele Sachen, die mich interessieren. In meiner Werkstatt bastle ich sehr viel. Auch hierbei widme ich mich dem schöpferischen Aspekt. Ich liebe es, etwas zu gestalten und danach das fertige Produkt vor mir zu haben. Vor kurzem habe ich beispielsweise unter Anleitung eines Schreiners ein Schrankregal gebaut.

Wilfried Klaus: Das ist super! Man sieht also wieder, wie es wichtig ist, immer in Bewegung zu bleiben und neue Dinge auszuprobieren.

Das Interview für DasErste.de führte Daniela Westermayer.

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