Do., 30.03.23 | 05:30 Uhr
Das Erste
Kinotipp: "Sisi & Ich" und "Maigret"
von Simone Schlosser, Filmreporterin
Zwei Klassiker neu verfilmt: Mit "Sisi & Ich" schafft Frauke Finsterwalder einen modernen Gegenentwurf zu den Romy Schneider-Filmen. In "Maigret" zeigt Gerard Depardieu eine bislang unbekannte Seite des französischen Kult-Kommissars.

Sisi & ich
Es beginnt als Satire und wird dann immer mehr zum Drama. "Sisi & Ich" erzählt die Geschichte der berühmten Kaiserin aus Sicht einer ihrer letzten Hofdamen. Gräfin Irma (Sandra Hüller) begegnet Sisi (Susanne Wolff) erstmals auf Korfu. Dort lebt sie fernab des Hofes in einer Art royalen Kommune. Doch wie schon bei Romy Schneider kann sie sich ihren Pflichten als Kaiserin nur auf Dauer entziehen.
Unter all den Sisi-Erzählungen der letzten Monate ist diese eine der Besten. Regisseurin Frauke Finsterwalder, die auch das Drehbuch geschrieben hat, zusammen mit ihrem Man Christian Kracht, hat einen eigenen Blick. Ihre Sisi ist ein Popstar mit Allüren, der trotzdem geliebt wird. Um diesen Widerspruch kreist der Film. Ein Wechselbad der Gefühle – und der Ausstattung: Mal tragen die Frauen ein traditionell Korsett, dann wieder Streifenpullover zu Popmusik.
Ein bis zum Schluss eigentümlicher aber konsequenter Film.
https://dcmstories.com/movie/sisi-ich/

Magrait
Kommissar Maigret ist ohne Pfeife kaum denkbar. In diesem Fall jedoch muss er das Rauchen sein lassen. Ratschlag vom Hausarzt. Überhaupt wirkt dieser Maigret – treffend gespielt von Gerard Depardieu – ein wenig schlapp und kränklich. Er schläft schlecht, hat keinen Appetit. Dann bekommt er es auch noch mit einem Fall zu tun, der ihm persönlich näher geht als zunächst gedacht.
Eine junge Frau wurde tot aufgefunden. Niemand scheint ihren Namen zu kennen. Aber sie hat Spuren hinterlassen. Die führen Kommissar Maigret zu einem Filmset und zu einer anderen jungen Frau, die wie die Tote nach Paris gekommen ist, in der Hoffnung auf ein neues Leben.
Man kann über Gerard Depardieu sagen, was man möchte, aber diese Rolle spielt er phänomenal. Da ist kein Blick zu viel, keine Geste. Seine Körperhaltung sagt alles. Ein Highlight in diesem Neonoir-Thriller, der weniger durch seine Handlung überzeugt, als durch seine Atmosphäre.
https://www.polyfilm.at/film/maigret/
Stand: 30.03.2023 10:28 Uhr
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