Mi., 27.04.22 | 05:30 Uhr
Das Erste
Energieexperte Zachmann: Nicht über das Rubel-Stöckchen springen
Die rein physischen Auswirkungen des russischen Lieferstopps von Gas an Polen und Bulgarien hält der Energieexperte der Denkfabrik für Wirtschaftsthemen Bruegel Georg Zachmann für gering. Polen sei vorbereitet und werde sich auf anderen Wegen mit Gas versorgen.
"Aber die indirekten Auswirkungen auf Deutschland dieses Vertragsbruchs aus Russland, die können dramatisch sein. "Wir sind definitiv erpressbarer, als Polen es ist", so Zachmann weiter. "Jetzt wird uns dieses Stöckchen hingehalten, dass uns das gleiche Schicksal droht, wenn wir nicht in Rubel bezahlen." Seine große Sorge sei, dass Deutschland über dieses Stöckchen springe. "Das sieht erst mal einfach aus, dieses Rubelkonto zu eröffnen und dann Euro nach Russland zu überweisen, die dann auf dem deutschen Firmenkonto in Rubel konvertiert werden. Aber das würde massiv die EU-Einigkeit unterminieren, wenn Deutschland da einen Sonderweg ginge. Das wäre der erste Schritt zur Aufweichung von Sanktionen."
Die Drohkulisse der Folgen eines Gaslieferstopps für Deutschland habe in der Vergangenheit die Bundesregierung "sehr stark" zum Zögern veranlasst. Er denke, die Bundesrepublik Deutschland sei in der Lage, auch einen sofortigen Gaslieferstopp zu überstehen mit handhabbaren Kosten. Zeige man sich jetzt erpressbar, werde das nur die erste Forderung sein. Weitere, auch politische Forderungen, würden folgen. "Mit der Gaspistole am Kopf.“
Stand: 27.04.2022 12:33 Uhr
Kommentare