Di., 05.07.22 | 05:30 Uhr
Das Erste
Service: Spartipps in Inflationszeiten
mit Sebastian Dreyer, Verbraucherzentrale Düsseldorf
Die Inflation ist so hoch wie seit 40 Jahren nicht mehr. Das geht aus Zahlen des Statistischen Bundesamts hervor. Nach den Erhebungen für den Mai 2022 liegt die Inflationsrate bei +7,6 Prozent. Die Preise sind in verschiedenen Bereichen gestiegen. Energiekosten haben sich im Vergleich zum Vorjahr mehr als verdoppelt, bei den Lebensmitteln sind vor allem Fette, Fleisch, Milchprodukte oder Brot teurer geworden.
Wie hilft ein Haushaltsbuch beim Sparen?
Mit einem Haushaltsbuch verschaffen Sie sich einen Überblick darüber wie viel Geld Sie einnehmen und wofür Sie es ausgeben. Zuerst schreiben Sie alle regelmäßigen, monatlichen Einnahmen auf (Lohn, Kindergeld, Arbeitslosengeld o.ä.). Geldgeschenke, Weihnachts- oder Urlaubsgeld sollten nicht berücksichtigt werden.
Dann ermitteln Sie alle regelmäßigen monatlichen Ausgaben, die sich kurzfristig nicht ändern lassen (Miete, Energiekosten, Telefon, Versicherungen usw.).
Wenn Sie nun die festen Ausgaben von den Einnahmen abziehen, bleibt das verfügbare Budget überig – Ihr "Geld zum Leben".
Haushaltsbücher gibt es gedruckt, zum Beispiel bei den Verbraucherzentralen. Es gibt aber auch Apps und Vorlagen für den Rechner, die Ihnen die Arbeit erleichtern.
Wo kann ich im Alltag am besten sparen?
Das größte Sparpotenzial versteckt sich in den alltäglichen Ausgaben. Sammeln Sie Einkaufsbelege und vergessen Sie auch kleinere Beträge nicht, für die Sie keinen Beleg erhalten, im Haushaltsbuch zu notieren
Auch Einkäufe, die per Karte bezahlt und irgendwann vom Konto abgebucht werden, gehören dazu. Nur so bekommen Sie einen realistischen Überblick, wo ihr Geld bleibt und wo es Sparmöglichkeiten gibt.
Wie spare ich beim Einkaufen?
Beim Einkaufen für den täglichen Bedarf lohnt es sich, Preise zu vergleichen. Was in einem Geschäft als Angebot gilt, kann vielleicht in einem anderen als Dauertiefpreis noch günstiger sein. Auch sollte man nach so genannten "Bückwaren" schauen, die in den unteren Regalfächern oft preiswerter angeboten werden.
Bei frischen Lebensmitteln wie Gemüse, Obst und Backwaren lassen Händler oft gegen Geschäftsschluss über einen Preisnachlass mit sich reden. Beim Kauf von Kinderbetten, Fahrrädern oder Elektrogeräten kann man mit Gebrauchtem Geld sparen. Es gibt (Online-)Händler, die sich auf die Aufarbeitung gebrauchter Geräte wie Handys spezialisiert haben und sie günstiger als Neuware anbieten. Auch Kleidung, Bücher, Technik und Möbel gibt es gebraucht günstig zu erwerben. Das spart Geld und ist nachhaltig.
Wie kann ich meine Energiekosten senken?
In privaten Haushalten fallen, nach der Miete, die mit Abstand meisten Kosten für Energieverbrauch an - vor allem für Heizung und Warmwasser.
Wer die Heizung runter dreht, spart Geld: Ein Grad weniger senkt Heizkosten zum Beispiel um etwa sechs Prozent. Digitale Heizungsventile können bis zu 15 Prozent Heizkosten sparen. Auch richtiges Lüften spart Heizkosten: kurzes und kräftiges Stoßlüften mit weit geöffnetem Fenster- oder Türflügel, am besten querlüften durch die ganze Wohnung. Dabei die Heizkörperventile schließen! Das Fenster nicht zum Lüften kippen, weil das zur Schimmelbildung führen kann!
Warmwasser für Küche und Bad kostet viel Energie: Wird das Wasser durch die Heizung erwärmt, können diese Kosten bis zu 15 Prozent des gesamten Heizenergieverbrauchs ausmachen. Wird Wasser elektrisch erhitzt, macht das durchschnittlich mehr als ein Viertel des gesamten Stromverbrauchs aus.
Wer weniger Warmwasser verbraucht, senkt sowohl Wasser- als auch Energiekosten. Duschen statt Baden spart etwa zwei Drittel Wasser und Energie, moderne Sparduschköpfe verbrauchen bis zu 60 Prozent weniger Wasser.
Wie kann ich weniger Strom verbrauchen?
Nicht jeder kennt den Stromverbrauch seiner Geräte zuhause. Mit einem Energiemessgerät, das zwischen Gerät und Steckdose gesteckt wird, können Sie den Verbrauch selbst messen. Die gemeinnützige Beratungsgesellschaft co2online bietet die Möglichkeit, Stromverbrauch zu analysieren. Ein Online-Rechner berücksichtigt Geräteausstattung und auf Wunsch individuelle Nutzungsgewohnheiten.
Ein Blick in die letzte Stromrechnung hilft, Sparmöglichkeiten zu erkennen. Ein Elektroherd verursacht zum Beispiel durchschnittlich zehn Prozent der Stromkosten im Haushalt. Lang-kochende Gerichte im Schnellkochtopf zuzubereiten spart die Hälfte der Zeit - und etwa ein Drittel Strom. Auch die richtige Topfgröße spart Energie, denn jeder Zentimeter, den der Topf kleiner als die Herdplatte ist, führt zu 20 bis 30 Prozent Mehrverbrauch. Ein gekippter Topfdeckel verbraucht die doppelte Energiemenge, gar kein Deckel sogar die dreifache.
Fernseher und Computer machen bis zu einem Viertel der Stromkosten im Haushalt aus: 150 Euro in einem Ein-, 300 Euro in einem Vier-Personen-Haushalt pro Jahr. Das Einsparpotenzial durch energieeffiziente Geräte liegt bei bis zu 75 Prozent.
Rund 60 Euro im Jahr lassen sich bei älteren Geräten allein durch die Vermeidung so genannter Stand-by-Verluste einsparen: Viele Geräte haben keinen „echten“ Ausschalter und verbrauchen auch dann Strom, wenn sie vermeintlich ausgeschaltet sind. Hier hilft eine abschaltbare Steckdosenleiste. Auch Video-Streaming verbraucht mehr Strom: eine Stunde Streaming (Full-HD) 220 bis 370 Wattstunden, abhängig vom Endgerät
Wie kann ich kraftstoffsparend Auto fahren?
Die einfachste Art Kraftstoff zu sparen ist es, seltener zu Auto zu fahren, dafür öfter mit dem Rad oder Öffentlichen Verkehrsmitteln.
Die richtige Autofahrweise kann bis zu 20 Prozent Kraftstoff sparen: möglichst früh hochschalten und immer im höchsten Gang fahren. Kraftvoll beschleunigen, dann rollen lassen, ohne Gas zu geben. Vorausschauend vom Gas gehen, um unnötiges Bremsen zu vermeiden. Den Reifendruck auf den Wert erhöhen, den der Hersteller für volle Beladung empfiehlt. Kofferraum entrümpeln, das Auto regelmäßig zur Inspektion bringen und den Luftdruck kontrollieren – zu wenig Luft in den Reifen erhöht den Verbrauch.
Weitere Informationen
• NDR Verbraucher: Günstiger leben – so geht's (29.06.22)
https://www.ndr.de/ratgeber/verbraucher/Das-Leben-wird-immer-teurer-Praktische-Spar-Tipps,sparen170.html
• SWR4: Sechs einfache Tipps, wie Sie im Haushalt Gas sparen können (24.06.22): https://www.swr.de/swr4/tipps/einfache-tipps-zum-gas-sparen-100.html
• ARD Brisant: Zehn clevere Einkaufstipps: Steigende Lebensmittelpreise – Wie kann man trotzdem sparen? (14.06.22)
https://www.mdr.de/brisant/ratgeber/sparen-einkaufen-104.html
• Verbraucherzentrale NRW: Haushaltsbuch führen: Überblick über Ihre Finanzen (08.10.21)
https://www.verbraucherzentrale.nrw/wissen/geld-versicherungen/kredit-schulden-insolvenz/haushaltsbuch-fuehren-ueberblick-ueber-ihre-finanzen-52179
• Gemeinnützige Beratungsgesellschaft co2online: Tipps zum Energie- und Kostensparen
https://www.co2online.de/
Stand: 05.07.2022 07:52 Uhr