Di., 17.08.21 | 05:30 Uhr
Das Erste
Service: Corona – Kinder in der Krise
mit Dörte Peters, Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutin
Psychische und psychosomatische Auswirkungen
Die Lebensqualität und die Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Deutschland hat sich im Verlauf der Corona-Pandemie deutlich verschlechtert. Fast jedes dritte Kind leidet unter psychischen Auffälligkeiten wie Sorgen und Ängsten, depressiven Symptomen und psychosomatischen Beschwerden. Zukunftsängste, Leistungsdruck und Vereinsamung nehmen zu.
Betroffen sind vor allem Kinder und Jugendliche aus sozial schwächeren Verhältnissen oder mit Migrationshintergrund. Das sind die Ergebnisse der sogenannten COPSY-Studie (Corona und Psyche), die Forschende des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf durchgeführt haben.
Gesundheitsverhalten
Auch die Gesundheit von Kindern hat sich verschlechtert: Die mangelnde soziale Interaktion mit Gleichaltrigen, übermäßiger Medienkonsum, Bewegungsmangel und Fehlernährung während der Pandemie stellen ein Risiko für die gesunde Entwicklung von Kindern und Jugendlichen dar.
Der COPSY-Studie zufolge machen zehnmal mehr Kinder als vor der Pandemie überhaupt keinen Sport mehr. Dabei ist Sport für das psychische und physische Wohlbefinden wesentlich. Neben der für die gesunde Entwicklung so wichtigen Bewegung, treffen Kinder und Jugendliche beim Sport auch ihre Freunde, lernen, sich in eine Mannschaft einzuordnen und mit Konflikten, Siegen und Niederlagen umzugehen. Stattdessen beschäftigen sie sich jetzt noch mehr mit Handy, Tablet und Spielekonsole.
Maßnahmen der Bundesregierung
Mit dem Aktionsprogramm "Aufholen nach Corona" stellt die Bundesregierung zwei Milliarden Euro für die Förderung junger Menschen zur Verfügung. Ziel ist der Abbau von Lernrückständen und die Unterstützung von Kindern, Jugendlichen und Familien, damit sich diese nach einer Zeit großer Belastung besser erholen können. Zum Beispiel durch Ferienfreizeiten und gemeinsame Familienaktivitäten.
Zugleich sollen Kinder und Jugendliche durch massive Aufstockung der Schulsozialarbeit in ihren sozialen Kompetenzen gestärkt und bei der Rückkehr in den Alltag begleitet werden
Empfehlungen der Expertin
Kinder- und Jugendpsychotherapeutin Dörte Peters weist darauf hin, dass Kinder ihre Belastungen und Sorgen nicht immer zeigen und häufig verbergen, vor allem, wenn die Eltern sehr belastet sind und sie die Eltern "schonen“ wollen.
Das können Eltern tun
• Sie können ihre Kinder unterstützen, indem Sie genau hinschauen und Gespräche anbieten. Wenn die Kinder starke und länger währende Auffälligkeiten zeigen, sollten Sie sich an Ihren Kinderarzt oder Ihre Krankenkasse wenden.
• Rituale und Strukturen wie gemeinsame Mahlzeiten, je nach Alter feste Zu-Bett-geh-Rituale,
gemeinsame Familienzeit wie Spiele, Sport oder kleine Ausflüge stabilisieren Kinder und Jugendliche und tun auch den Eltern gut.
• Wichtig ist auch, dass Eltern sich um sich kümmern und, wenn nötig, Hilfe in Anspruch nehmen.
Hilfe erhalten Betroffene bei den folgenden Anlaufstellen:
• Nummer gegen den Kummer
Telefonische Beratung für Kinder, Jugendliche und Eltern. Anonym und kostenlos vom Handy und Festnetz. Montags – Samstags, 14 - 20 Uhr unter der Rufnummer: 116111
https://www.nummergegenkummer.de/kinder-und-jugendtelefon.html
• Erziehungs- und Familienberatungsstellen im gesamten Bundesgebiet
https://www.bke.de/?SID=000-59C-B92-633
• Kinder- und jugendpsychiatrisches Versorgungsnetz in Deutschland
https://www.kinderpsychiater.org/startseite/
• Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten
Adressen und Telefonnummern sind über die Krankenkassen oder Kinderärzte zu bekommen
• Nationales Zentrum Frühe Hilfen für werdende Eltern und mit Kindern unter drei Jahren https://www.elternsein.info/
Mehr Infos
Weitere Informationen
• WDR: Corona-Pandemie verschärft soziale Schere
https://www1.wdr.de/nachrichten/rheinland/interview-kinderpsychologin-kinder-corona-100.html
• Belastung junger Menschen in der Pandemie
https://www.tagesschau.de/inland/gesellschaft/kinder-belastung-pandemie-101.html
• Aktionsprogramm "Aufholen nach Corona für Kinder und Jugendliche"
https://www.bmfsfj.de/bmfsfj/themen/corona-pandemie
Stand: 21.04.2022 20:04 Uhr
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