Di., 21.06.22 | 05:30 Uhr
Das Erste
Service: Lebensmittelallergien
mit Ute Körner, Ernährungswissenschaftlerin
Eier, Nüsse oder Milchprodukte – bestimmte Nahrungsmittel können allergische Reaktionen auslösen. Dabei kommt es zu einer überschießenden Reaktion des Immunsystems. Doch nicht immer ist es eine Allergie. Manchmal kann es auch eine Unverträglichkeit (Intoleranz) sein.
Lebensmittelallergien nehmen in den westlichen Industrieländern zu. Dabei sind Kinder in der Regel stärker betroffen als Erwachsene. Bei einigen Lebensmitteln kann die Allergie bis zum Schulalter auch wieder verschwinden. Andere Allergien bleiben oft ein Leben lang bestehen.
Allergie oder Unverträglichkeit
Bei einer Nahrungsmittelallergie spielt die Immunabwehr verrückt: Der Körper bildet vermehrt spezielle Antikörper des Typs IgE gegen bestimmte Proteine in der Nahrung. Botenstoffe des Abwehrzentrums erkennen diese eigentlich harmlosen Proteine als vermeintlich schädliche Stoffe und lösen eine allergische Reaktion aus.
Anders ist das bei einer Nahrungsmittelunverträglichkeit. Hier ist das Immunsystem nicht beteiligt, sondern die Verdauung gestört. So beruht zum Beispiel eine Laktoseunverträglichkeit auf einem Mangel des Milchzucker-spaltenden Enzyms Laktase. Bei einer Fruktoseunverträglichkeit steht meist ein Überangebot dieses Zuckers einer geringeren Aufnahme durch das Transporteiweiß im Darm gegenüber.
Anzeichen einer Lebensmittelallergie
IgE-vermittelte allergische Reaktionen auf Nahrungsmittel können unmittelbar nach dem Verzehr aber auch wenige Stunden später auftreten. Typische Symptome sind Hautausschlag, Juckreiz, Nesselfieber, Niesreiz, Dauerschnupfen und geschwollene und tränende Augen.
Andere Symptome sind Reaktionen der Atemwege wie Asthma, Atemnot oder das Anschwellen der Mundschleim-häute, sowie Erbrechen, Übelkeit, Blähungen und Durchfall.
Aber auch Herz-Kreislauf-Beschwerden, Schwindel, oder Benommenheit, bis hin zur Bewusstlosigkeit können auftreten. Die heftigste allergische Reaktion ist der anaphylaktische Schock, der zum Versagen des Herz-Kreislauf-Systems und somit zum Tod führen kann.
Allergieauslösende Lebensmittel
Die wichtigsten Allergien auslösenden Lebensmittel sind im Kindesalter Hühnerei, Kuhmilch, Weizen, Soja und Erdnuss. Allergische Reaktionen auf Hühnerei und Kuhmilch verlieren sich allerdings häufig in den ersten Lebensjahren.
Bei Jugendlichen und Erwachsenen treten vor allem sogenannte Kreuzallergien zwischen bestimmten pflanzlichen Nahrungsmitteln (z.B. Äpfel und Haselnüsse) und Pollen auf. Darüber hinaus kommen in diesem Alter auch reine Nussallergien und Allergien gegen Fisch, Weizen oder Schalentiere vor.
Etwa drei Prozent der Erwachsenen und vier Prozent der Kleinkinder reagieren allergisch auf bestimmte Allergene in Lebensmitteln. Es empfiehlt sich daher die Kennzeichnung dieser Allergene auf Lebensmittelverpackungen genau zu studieren.
Behandlung von Lebensmittelallergien
Bei einer Lebensmittelallergie hilft nur das vollständige Meiden des Allergieauslösers. Eine Behandlung, die zu einer Heilung führt, so dass das allergieauslösende Nahrungsmittel wieder gegessen werden kann, gibt es aktuell nicht. Verschiedene therapeutische Ansätze, ähnlich wie bei einer Immuntherapie zur Behandlung der Pollenallergie, die Patienten an ihren Auslöser gewöhnen, werden zur Zeit erforscht.
Tipps vom Deutschen Allergie- und Asthmabund zur Lebensmittelallergie
• Einige Allergene in Lebensmitteln werden durch Verarbeitungsprozesse wie Erhitzen, Zerkleinern oder Säuern zerstört. Besonders bei Kreuzallergien gegen Obst und einigen Gemüsesorten ist dies der Fall. Versuchen Sie als Apfel- und Pollen-Allergiker also lieber Apfelkuchen oder -kompott als rohen Apfel.
• Nüsse, Sellerie, Erdnüsse und die meisten tierischen Auslöser für Allergien sind eher hitzestabil, so dass hier das komplette Meiden des Lebensmittels notwendig ist.
• Informieren Sie sich, wie "Ihr" Allergieauslöser gekennzeichnet wird und worauf Sie in verarbeiteten Produkten oder bei loser Ware beim Bäcker, Metzger etc. achten müssen.
• Achten Sie trotz Allergie auf eine ausgewogene Ernährung. Nehmen Sie eine individuelle Ernährungsberatung in Anspruch. Die Kosten werden in der Regel von den gesetzlichen Krankenkassen bezuschusst.
• Führen Sie ein Ernährungs-Symptom Tagebuch, um Ihrem Auslöser auf die Spur zu kommen. In dieses Buch tragen Sie die verzehrten Lebensmittel, Umgebungsfaktoren, Medikamente und Beschwerden ein. Vordrucke erhalten Sie beim Deutschen Allergie- und Asthmabund.
Weitere Informationen
• Deutscher Allergie- und Asthmabund: Nahrungsmittelallergie – was ist das?
https://www.daab.de/themenuebersicht/
• BR: Lebensmittelallergien und -unverträglichkeiten
https://www.br.de/wissen/gesundheit/ernaehrung/lebensmittelallergien-lebensmittelunvertraeglichkeiten-allergie-nahrungsmittel-essen-102.html
• Häufige Allergene/Unverträglichkeiten
https://www.koerner-allergien-ernaehrung.de/?pageID=18
Stand: 21.06.2022 07:36 Uhr
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