SENDETERMIN Mo., 24.10.22 | 05:30 Uhr | Das Erste

Service: Elektrisch heizen

mit Thomas Bertram, Energieberater Verbraucherzentrale NRW

PlayEnergieberater Thomas Bertram MOMA-Reporterin Svenja Kellersohn verschiedene elektrische Heizmöglichkeiten.
Service | Video verfügbar bis 24.10.2023 | Bild: WDR

Die steigenden Kosten für Gas, Heizöl und Holz und die Sorge vor einem Energieengpass im Winter führen zu einem regelrechten Boom bei elektrischen Heizgeräten. In einer Umfrage des Vergleichsportals Verivox gaben zehn Prozent der Befragten an, sich in den vergangenen sechs Monaten eine Elektroheizung gekauft zu haben. Elf Prozent planen, dies zu tun, und 19 Prozent denken darüber nach. Immer mehr Menschen wollen eine zusätzliche Heizmöglichkeit haben, um im Zweifelsfall im Winter nicht frieren zu müssen.

Heizmöglichkeiten mit Strom

Elektrisches Heizen basiert auf dem gleichen Prinzip wie das Heizen mit Öl, Gas, Kohle oder Holz. Dabei wird Energie in Wärme umgewandelt. Es gibt verschiedene Arten von Elektroheizungen: elektrische Heizlüfter, die einen warmen Luftstrom erzeugen und über einen Ventilator im Raum verteilen; elektrische Radiatoren, die über ihr Gehäuse Wärme an die Luft abgeben und Infrarotheizungen, die eine Wärmestrahlung erzeugen. Hinzu kommen elektrische Fußbodenheizungen und Nachtspeicheröfen. Auch mit einer dafür ausgerüsteten Klimaanlage lässt sich elektrisch heizen. Die sinnvollste Art, elektrisch zu heizen, ist eine Wärmepumpe.

Heizlüfter und Radiatoren können einfach an die Steckdose angeschlossen werden und sind schon ab unter 100 Euro zu bekommen. Auch kleine Infrarotheizungen lassen sich problemlos anschließen, sind aber in der Anschaffung etwas teurer. Eine elektrische Fußbodenheizung, ein Nachtspeicherofen, eine Klimaanlage oder eine Wärmepumpe hingegen lassen sich nachträglich nur mit hohem Kostenaufwand installieren.

Sind Elektroheizungen eine Alternative?

Mit Strom zu heizen, ist grundsätzlich teurer als mit Gas, trotz gestiegener Gaspreise. Würde der komplette Wärmeverbrauch über die Steckdose abgedeckt, stiege die Stromrechnung nach Rechnungen der Verbraucherzentralen auf das Fünf- bis Zehnfache an. Dabei ist es unerheblich, ob Heizlüfter, Elektroradiatoren oder Infrarotheizungen zum Einsatz kommen. Der Energieaufwand ist für alle direkten elektrischen Wärmeanwendungen gleich: Es bedarf einer Kilowattstunde Strom, um eine Kilowattstunde Wärme zu erhalten.

Das Vergleichsportal Verivox hat die Kosten beispielhaft für eine 140 Quadratmeter große Wohnung, in der eine vierköpfige Familie wohnt, ausgerechnet und mit den Kosten für eine Gasheizung verglichen. Danach ist das Heizen mit Strom wesentlich teurer als mit Gas. Selbst wenn das Gebäude modern und gut gedämmt ist, müsste die Familie 2.600 Euro mehr Energiekosten zahlen, wenn sie auf Elektroheizungen setzt.
Die Verwendung einer elektrischen Heizung als Ersatz zu einer Gasheizung ist daher nicht immer sinnvoll, sondern nur als Übergangslösung, oder wenn das Gerät als zusätzliche Heizquelle oder punktuelle Wärmequelle genutzt werden soll.

Anders als bei elektrischen Direktheizungen verhält es sich bei Wärmepumpen: Sie gewinnen die gleiche Menge an Wärme aus einem Viertel des Stroms und gelten daher ökonomisch wie ökologisch als empfehlenswerte Heiztechnik. Wärmepumpen sind auch in Klimaanlagen verbaut. Wer also eine Klimaanlage besitzt, mit der sich auch heizen lässt, kann das mit Strom günstiger tun als mit Heizlüftern, Radiatoren oder Infrarotheizungen.

Elektrische Heizungen sparsam einsetzen

Elektrische Heizlüfter und Radiatoren brauchen viel Saft, etwa 2000 Watt und mehr. Über den Winter macht das schnell viel Geld aus. Und wenn nur jeder zweite Gashaushalt eine solche elektrische Reserveheizung einschaltet, kann das zur Überlastung und zum Zusammenbruch des Stromnetzes führen.

Die Stiftung Warentest hat in ihrer aktuellen Ausgabe (11/2022) die verschiedenen Möglichkeiten untersucht, wie mit Strom geheizt werden kann und welche Kosten dafür anfallen. Ermittelt wurden die Kosten für den Heizstrom eines kuschligen Fernsehabends (4 Stunden) über den ganzen Winter (6 Monate).

Verglichen wurden Heizdecken, eine bereits installierte Klimaanlage und ein elektrischer Radiator. Der zugrunde gelegte Strompreis betrug 34 Cent pro Kilowattstunden. Die Stromkosten für die Heizdecken fielen mit 50 Euro am günstigsten aus, gefolgt vom Heizen mit der Klimaanlage (150 Euro) und am teuersten war das Heizen mit dem elektrischen Radiator (490 Euro).

(Für diese Rechnung wurde nur der Betrieb von 4 Stunden pro Tag zugrunde gelegt. Dauerhaftes heizen auf diese Weise wird noch einmal erheblich teurer!)

ACHTUNG: Elektrische Heizlüfter sind nicht für den Dauerbetrieb ausgelegt. Sie können überhitzen und Feuer fangen! Lassen sie Heizlüfter/Strahler daher nie unbeaufsichtigt und schalten sie diese nur kurzzeitig ein.

Das sollten Sie auf keinen Fall tun

Bügeleisen, Fön, Backofen oder Kochplatten sollten Sie auf keinen Fall zum Heizen einsetzten. An den heißen Oberflächen besteht nicht nur Verbrennungsgefahr, sie können auch überhitzen (weil sie für den Dauerbetrieb nicht ausgelegt sind) und es kann zu Bränden kommen.

Auch offenes Feuer in Innenräumen zum Beispiel vom Grill ist lebensgefährlich. Giftige Gase können zum Erstickungstod führen!

Weitere Informationen

• SWR: Run auf Elektroheizungen
https://www.swrfernsehen.de/marktcheck/run-auf-elektroheizungen-100.html

• Stiftung Warentest, Heft 11/2022, Strom statt Gas, teurer Spaß
https://www.test.de/Elektrisch-heizen-Strom-statt-Gas-teurer-Spass-5920210-0/

• Verbraucherzentrale, Gasknappheit: Sind Elektroheizungen eine Alternative
https://www.verbraucherzentrale-bawue.de/pressemeldungen/presse-bw/gasknappheit-sind-elektroheizungen-eine-alternative-77182

• Verbraucherzentrale, Zehn einfache Tipps zum Heizkostensparen
https://www.verbraucherzentrale.nrw/wissen/energie/heizen-und-warmwasser/heizung-10-einfache-tipps-zum-heizkosten-sparen-13892

• Verbraucherzentrale, Unterstützung bei hohen Heizkosten: Ihr Recht auf Sozialleistungen
https://www.verbraucherzentrale.nrw/aktuelle-meldungen/geld-versicherungen/unterstuetzung-bei-hohen-heizkosten-77998

Stand: 13.07.2023 14:57 Uhr