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Armenien: Hauptsache raus aus Teheran

Armenien: Hauptsache raus aus Teheran | Bild: picture alliance/dpa/AP | Arsen Sargsyan

Viele sind auf der Flucht vor den Luftangriffen der israelischen Jets. Die meisten Iraner:innen versuchen sich innerhalb des Landes in Sicherheit zu bringen. Einige aber schaffen es auch über die Nordgrenzen. Nach Armenien zum Beispiel. Dorthin gibt es viele verwandtschaftliche Verbindungen und immer mehr Familien kommen dort mit dem Nötigsten an. Viele kommen bei Verwandten unter. Was erzählen sie von dem, was gerade in Iran passiert? Was haben sie erlebt und wie wünschen sie sich, dass es weiter geht?

Unterkunft bei Verwandten in Armenien

Die letzten Schritte, weg von den israelischen Angriffen. Die Grenze zwischen Iran und Armenien. In den vergangen letzten Tagen sollen fast vier Mal mehr Iranerinnen und Iraner über die Grenze gekommen sein. Aber kaum jemand will reden – nicht mit dem Deutschen Fernsehen und schon gar nicht über die aktuelle Situation im Iran. Ohne Kamera und Mikrofon erzählen die Menschen, dass das iranische Regime SMS verschickt, mit dem Appell, das Land nicht zu verlassen, stark zu sein gegenüber dem Feind. So trauen sich die Menschen nicht einmal zu sagen, dass sie auf der Flucht sind. Auf Kurzurlaub, wegen der Bomben. "Es gab Raketenangriffe. Über unserem Haus gibt es zum Glück ein Abwehrsystem, aber es war trotzdem total unheimlich." Menschen aus dem Iran benötigen kein Visum, um nach Armenien zu kommen.

Menschen mit Koffern an der Grenze von Iran nach Armenien
Es kommen viel mehr Iraner über die Grenze als sonst  | Bild: SWR

Die beiden Länder unterhalten gute Beziehungen. Vor allem wirtschaftliche. Der Grenzübergang: die wichtigste Lebensader zwischen ihnen. Gute Handelsbeziehungen in Friedenszeiten. Das iranische Konsulat – nur anderthalb Autostunden von der Grenze entfernt. In der Kleinstadt Kapan. Hier treffen wir die armenischen Angestellten des Arbeiter-Samariterbunds. Sie wollen sich um die Menschen kümmern, die aus dem Iran gekommen sind. Wenn es nötig wird. Die meisten kämen derzeit bei Verwandten unter. "Noch sind nicht so viele Menschen nach Armenien gekommen", sagt Robert Hakobyan. "Wenn die Situation eskaliert, könnten auch ärmere Menschen hierherkommen. Jetzt kommen eher die, die das Geld haben und die beweglicher sind."

Einige Iraner wollen auch in den Iran zurück

Kurz vor der Grenze stehen die LKW nun Schlange – schon seit Tagen. Einfach nur warten, um Fracht in den Iran zu bringen. Überraschenderweise wollen aber auch viele Menschen nun in den Iran, um zurück zu ihren Familien zu gehen. So wie Sadegh. Er war gerade im Urlaub und will dringend zu seiner Mutter nach Teheran: "Sie sagt, dass viele Viertel in Teheran betroffen seien. Ich konnte sie tagelang nicht erreichen. Nur einmal, da hat sie gesagt: Teheran ist ruhig, so viele Menschen sind raus. Alles leer." Dann versucht er es nochmal bei seiner Mutter, will sie beruhigen. Er war gerade für ein paar Tage im Urlaub, als die israelischen Angriffe auf Teheran losgingen. Nun will Sadegh Bescheid geben, dass er bald bei ihr ist. "Alles ist ok", versichert seine Mutter am Telefon, "alles ruhig." Nur das Internet funktioniere immer noch nicht.

Menschen an der Grenze zwischen Iran und Armenien
Rückkehr in eine ungewisse Zukunft | Bild: SWR

Da alle Flugverbindungen abgesagt wurden, nutzen viele Iranerinnen und Iraner nun den Grenzübergang Meghri in Armenien, um in ihr Heimatland zu ihren Liebsten zu gehen. Auch, wenn bei vielen die Angst groß ist. "Wir leben gleich neben einem Militärstützpunkt. Es gab viele Schießereien bei uns, wir haben so viel mit ansehen müssen. Natürlich habe ich Angst. Aber ich hoffe, wir werden gewinnen. Ich will Frieden, keinen Krieg." Sie kommt aus Isfahan, wo die USA Bomben auf eine Nukleareinrichtung abgeworfen haben. Wir haben keinen Kontakt mehr – nicht zu ihr und nicht zu den anderen Rückkehrern.

Autorin: Silke Diettrich, ARD-Studio Moskau

Stand: 23.06.2025 11:31 Uhr

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