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USA: Super Tuesday, der Kampf der alten Männer

PlayMichael Bloomberg, Bernie Sanders, Donald Trump
USA: Super Tuesday, der Kampf der alten Männer | Bild: imago

Der Super Tuesday fällt in diesem Jahr auf den 3. März. In 14 Staaten finden Vorwahlen statt. Der Super Tuesday gilt als vorentscheidend dafür, wer auf Seiten der Demokraten Präsident Donald Trump in den Wahlen herausfordern wird. Ein Duell der alten weißen Männer. Auch bei den Demokraten. Denn Bernie Sanders liegt ganz vorne und Michael Bloomberg werden auch gute Chancen eingeräumt.

Zwei Männer, die sehr unterschiedlich sind. Der eine setzt auf Freiwillige, eine grassroots-Bewegung, der andere auf Professionalität und Geld, das er als neuntreichster Mann der Welt hat. Eine Reportage aus dem Wahlkampf.

Viele Latinos unterstützen "Onkel Bernie"

"Leute, lasst uns neue Freiwillige begrüßen. Eine ganze Familie." Ein Ritual für den Kampagnenleiter von Bernie Sanders. So heißen sie hier alle Neuen willkommen. Gemeinsam mit ihren Schwestern, Cousinen und ihrer Mutter will sich Estrella für Sanders stark machen. "Für mich ist es nur Bernie", sagt Estrella Lopez. "Ich habe das Gefühl, er setzt sich mehr für das Volk ein als andere Kandidaten. Für uns Latinos ist es wie in einer Familie. Wenn wir Bernie sehen, sehen wir unseren Onkel."

Kampagnen-Helfer von Sanders an Computern
Sanders setzt ganz gezielt auf freiwillige Helfer | Bild: SWR

Ein Laden im ärmeren Teil von Los Angeles. Das Sanders-Hauptquartier liegt in einem Latino-Viertel. Sanders setzt ganz gezielt auf freiwillige Helfer. Stichpunkte zu wichtigen Themen hängen gut sichtbar an der Wand. Die jungen Leute sollen gerade auch Latinos überzeugen, wählen zu gehen. Denn nicht nur in Kalifornien braucht Sanders ihre Stimmen. Wieder eine neue Unterstützerin gefunden. So eine Klingel steht auf jedem Tisch. Estrella wird gleich das erste Mal für Sanders Wähler werben. Mit Freund Cristian. Sie fragt, wie das bisher so in der Gegend gelaufen ist. "Es gibt viele Tore. Das ist hier normal", erklärt Scarlet Peralta vom Sanders-Wahlkampfteam. "Wir wollen, dass alles sicher ist. Rüttelt erst mal dran. Wenn keine Hunde kommen und Ihr Euch wohl fühlt, dann geht rein."

Afroamerikaner pro Bloomberg

Mitten im Zentrum, eine teure Gegend, das Hauptquartier von Michael Bloomberg. Kein Mangel an Werbematerial. Eine kleine Gruppe Interessierter diskutiert über politische Strategie. Tanya hat frei und will diesen Tag nutzen, um sich für Bloomberg zu engagieren. Der leistet sich in Los Angeles fast dreimal so viele Angestellte wie Konkurrent Sanders. Geld spielt keine Rolle. Alles durchorganisiert. Die meisten hier sind Wahlkampfprofis. Freiwillige wie Tanya scheinen eher selten. Sie erzählt der Kampagnenleiterin, dass sie oft wegen ihres T-Shirts angesprochen wird, positiv wie negativ. Beide Frauen sind überzeugt, dass Bloomberg gerade für Afroamerikaner viel bewirken kann.

Werbematerialien für Michael Bloomberg
Bei Michael Bloomberg ist alles für viel Geld durchorganisiert  | Bild: SWR

Aber er braucht sie auch, um eine Chance am Super Tuesday zu haben, wenn er das erste Mal zur Wahl antritt. "Er ist der Erwachsene im Raum. Mit Kapital und Engagement für die ganze Strecke. Er braucht kein Geld von der arbeitenden Bevölkerung, für eine Kampagne, die es dann vielleicht nicht schafft". Tanya stört es nicht, dass Bloomberg so viel Geld hat, weiß und alt ist. Im Waschsalon wirbt sie für ihren Kandidaten und trifft auf Gleichgesinnte. "Wenn man wirklich Demokrat ist, oder zumindest kein Pro-Trump-Republikaner, dann ist es wichtig, wählen zu gehen und etwas zu sagen zu haben", so Tanya.

Mit einer Wahlkampf-App arbeiten sich Estrella und Cristian von Haustür zu Haustür. Die Studenten müssen nebenher arbeiten. Sie unterstützen Sanders auch, weil er gegen hohe Studiengebühren ist. Unterhaltung an einer Tür: "Unterstützen Sie Sanders als Präsidenten? Stimmen Sie voll zu, teilweise oder sind Sie unentschieden?" "Ich stimme zu." "Perfekt." Auch hier ist er "Tio Bernie". Der Onkel. Ähnlich wie Trump vor vier Jahren spricht Sanders die an, die bisher selten gewählt haben. "Er macht Menschen bewusst, dass sie nicht gesehen und gehört werden", meint Estrella Lopez. "Auch wenn er nicht nominiert wird, sind viele sich ihrer selbst bewusster geworden und werden künftig unabhängiger entscheiden, wen sie wählen." Bernie Sanders‘ Alter spielt für die beiden 20jährigen keine Rolle. Sie glauben, dass die Zeit jetzt reif ist, für einen Mann, der aus ihrer Sicht glaubwürdig für mehr soziale Gerechtigkeit eintritt. 

Autorin: Claudia Buckenmaier, ARD-Studio Washington

Stand: 02.03.2020 10:26 Uhr

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