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Kongo: Gewalt und Flucht

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Kongo: Gewalt und Flucht | Bild: Das Erste

In einem ehemaligen Waffendepot der kongolesischen Armee beginnt unsere Führung.

In diesem Lastwagen hier, erklärt mir der Pressesprecher der M23 Rebellen, sind Waffen, die wir von der kongolesischen Armee erbeutet haben. Das wird Ihnen Colonel Kasarama genauer erklären.

Die Rebellen wollen internationale Presseberichte dementieren, denen zufolge die M-23 von Ruanda unterstützt werde.

Diese Waffen sind nagelneu, schwärmt er. Sie stammen nicht aus Ruanda. Sie stammen hier vom 802. Regiment der kongolesischen Armee. Die haben wir erbeutet. Das ist Beutegut

Colonel Kasarama war früher in der kongolesischen Armee. Lange auch in Bukavu stationiert, der Ort, den die Rebellen als nächstes erstürmen wollen auf ihrem langen Marsch in die Hauptstadt Kinshasa, 2000 Kilometer quer durch das Land. ..

Schlechtbezahlt – demoralisiert, desertierte er zusammen mit vielen Kongolesen.

Hastig wird die Beute auf den LKW verladen. Schweres Geschütz für die Front - 45 Kilometer von hier entfernt. Davon kann man ausgehen.
Dort stehen sich die Rebellen und kongolesische Regierungstruppen seit Tagen gegenüber.

20 Container gefüllt mit Waffen. das sind Millionenwerte. Von wem auch immer diese Waffen stammen, aus Ruanda oder von der kongolesischen Armee, M-23 geht aus der Schlacht um Goma gestärkt hervor.

Und ohne die Hilfe Ruandas wären die Rebellen, Deserteure aus der kongolesischen Armee, nie so stark geworden.

Ruanda, Ruanda warum unterstellen Sie uns das immer wieder, wettert der Colonel. Diese ganzen Container hier sind voll mit Waffen von Kabila. Die er gegen seine eigene Bevölkerung richten wollte.

… voll mit Waffen; die die Friedenstruppen der Vereinten Nationen eigentlich hätten zerstören sollen.
Versäumnisse.
Die kongolesische Bevölkerung vertraut den Blauhelmen schon lange nicht mehr.

Und hier haben wir Kisten voll mit Mörsern.
Zufrieden zeigt der Colonel mir Mörser. Auch die, beteuert er, stammten nicht aus Ruanda.

Der Bevölkerung rund um Goma ist das letztlich egal, denke ich. 
Sie sind die Leidtragenden dieser perfiden Militärstrategie, die eine weitere Gewaltspirale auslösen wird.

un, deux trois …
Stolz zählt er die Container.

… und was wollen Sie denn mit diesen ganzen Waffen machen. Einen Staatsstreich? un coup d´état?

»Wir wollen mit Kabila verhandeln, wir wollen ihn zwingen, sich mit uns an den Verhandlungstisch zu setzen, mit der Opposition, der Zivilgesellschaft, um die Ziele, die wir am 23. März 2009 beschlossen haben, einzufordern und die Krise zu bewältigen.«

Gerne geben sich die neuen Statthalter von Goma als Volksrebellen.
Doch für die Bevölkerung bedeutet das bisher nur Vertreibung und Verelendung.

Lebensmittelverteilung in einem Flüchtlingslager.

Schweren Herzen mussten die beiden alten Herren ihr Dorf verlassen.

Wir haben Hunger.
Das ist doch demütigend. Wir fühlen uns wie Bettler.

Früher haben sie von ihrem Land gelebt, jetzt sind sie genau wie 500.000 Menschen auf Lebensmittelrationen angewiesen – in einer der fruchtbarsten Gegenden Afrikas.

M23 – das ist ein Synonym für Gewalt. Seitdem sie hier sind, wird nur noch gekämpft. Die bringen doch keine Demokratie oder Wahlen. Das sind Kämpfer.

Die beiden alten Herren erinnern sich noch an friedliche Zeiten, als diese Region mit ihren Gold- und Diamantenminen boomte. Ein Trost ist das nicht.

Autorin: Birgit Virnich

Stand: 22.04.2014 14:51 Uhr

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