Halten Offprice-Händler, was sie versprechen?

Markenklamotten für wenig Geld. Das versprechen sogenannte Off-Price-Händler wie Saks of 5th Avenue und vor allem TK Maxx mit seinen mehr als 150 Filialen in Deutschland. "Immer bis zu 60 Prozent günstiger als die UVP" lockt die Kette.
Wir besuchen eine Filiale und finden zahlreiche reduzierte Markenartikel, zum Beispiel eine Diesel-Hose für 49,99 Euro, die vorher 120 Euro gekostet haben soll. Und ein Hemd von Olymp, von rund 60 auf cirka 30 Euro runtergesetzt.
Die reduzierten Preise verführen - doch macht man tatsächlich Schnäppchen?
Aufkauf alter Bestände?

Wir treffen eine ehemalige Einkäuferin für große Einzelhandelsketten. Sie kennt sich auch mit TK Maxx aus, will aber anonym bleiben.
Große Designer-Marken hätten häufig Probleme, alte Saisonware oder Stoffe, die beim Kunden nicht so gut ankämen, loszuwerden. TK Maxx kaufe dann für einen günstigen Preis die Lager leer. "Wirklich offen wird das in der Branche aber niemals jemand zugeben“, erzählt uns die Insiderin. "Gelockt wird der Kunde mit tollen Designerschnäppchen, die mal einen sehr hohen UVP gehabt haben sollen, und dann fallen die vielen günstigen Labels und die Eigenproduktionen nicht so auf, landen aber trotzdem im Einkaufskorb."
Verdeckter Einsatz bei TK Maxx
Wir wollen hinter die Kulissen des Unternehmens gucken. Unser Reporter Julian bewirbt sich dafür verdeckt als Verkäufer bei TK Maxx. Es klappt. Bei seinem Probearbeitstag begleiten wir ihn mit versteckter Kamera.
Im Gespräch mit den Mitarbeitern bekommt Julian interessante Infos. "Wir bekommen drei Mal die Woche neue Ware, den Kunden sollen wir aber sagen, dass jeden Tag neue Ware kommt", heißt es aus Kollegenkreisen. "Es wird aber kaum etwas gelagert, es kommt alles gleich in den Laden. Kleider werden so lange reduziert, bis sie weg sind. Es wird nichts zurückgeschickt. So spart man sich eine Menge Lagerkosten."
Eigens produzierte Ware?

Außerdem erfährt Julian von einem Zahlencode auf den Etiketten. Aus diesem soll sich auch ablesen lassen, welche Waren eigene Produktion für TK Maxx seien.
Am nächsten Tag gehen wir mit Hilfe des Zahlencodes, den Julian herausgefunden hat, bei TK Maxx einkaufen. Das Ergebnis ist erstaunlich:
Designer-Ware von Tommy Hilfiger, Giorgio Armani, Diesel, Karl Lagerfeld oder Ralph Lauren. Alle versehen mit einem Zahlencode, der angeblich auf eine eigene Produktion für TK Maxx hindeutet. Heißt das, dass diese Premiumklamotten speziell für den Off-Price-Händler produziert wurden? TK Maxx und die Marken wollen das auf Nachfrage nicht dementieren.
Treffen mit Produzent in Italien
Um zu erfahren, was es mit den Artikeln aus eigener Produktion auf sich hat, fährt unser Reporter nach Italien.
Er hat sich als Inhaber einer kleinen Mode-Fashion Kette ausgegeben, der Kleider "Made in Italy" kaufen will und mehrere Produzenten angeschrieben. Mit einem von ihnen ist er in Florenz verabredet.
Er produziere vor allem T-Shirts und würde auch mit TK Maxx zusammenarbeiten, erzählt er Julian auf Nachfrage. Die T-Shirts für TK Maxx würden unter einem eigenen Label laufen.
Stoffe aus Vorjahres-Kollektionen

"Je nachdem, wieviel Stoff wir von der Vorjahres-Kollektion übrig haben, sagen wir, wir machen euch 1.000 von dem Stoff, 1.000 von dem Stoff. Die bekommen nicht die aktuelle Kollektion", erzählt der Produzent.
Wenn Julian 200 T-Shirts abnehmen würde, würden sie zwischen 8 und 9 Euro kosten. Verkaufen könne man sie für deutlich mehr. In Italien würden sie für rund 50 Euro verkauft.
Die auf den Etiketten aufgedruckte UVP wird hier wohl großzügig ausgelegt.
Fazit:
Bei TK Maxx kann man den besten Deal machen, allerdings können die Artikel auch aus dem Vorjahr stammen oder Restposten sein. Die unverbindliche Preisempfehlung wird vom Hersteller festgelegt und sagt nichts über den aktuellen Preis der Ware aus. Außerdem sollte man viel Zeit mitbringen, um auf den vollgepackten Ständern etwas passendes und günstiges zu finden.