Schlüsseldienste im Test: Guter oder schlechter Deal?

Mit versteckter Kamera wurde der Einsatz eines Schlüsseldienstes unter die Lupe genommen.
Mit versteckter Kamera wurde der Einsatz eines Schlüsseldienstes unter die Lupe genommen. | Bild: MDR

Schlüsseldienste haben nicht den besten Ruf. Vielfach überhöhte Preise würden den Kunden abgeknöpft, heißt es oft. Verbraucherzentralen warnen regelmäßig und klären auf. Aber dennoch treiben viele unseriöse Firmen weiter ihr Unwesen. Die Justiz kommt kaum hinterher, auch weil die Firmen oft gar nicht existieren, sich umbenennen, an den angegebenen Firmensitzen die Firma nicht ansässig ist. Wie wahrscheinlich ist es, in einer Notsituation an einen seriösen oder unseriösen Anbieter zu geraten?

Drei Stichproben

Für den besten Deal hat Moderatorin Annabel Neuhof selber den Lockvogel gespielt. In unserer Fallsituation ist lediglich die Tür zugefallen. Die Tür war nicht abgeschlossen und müsste innerhalb von 10 Sekunden von einem Schlüsseldienst mit entsprechendem Werkzeug wieder zu öffnen sein. Kostenpunkt je nach Anfahrt zwischen 50 bis maximal 100 Euro in einer Großstadt. Drei Schlüsseldienste hat Annabell angerufen. Und drei Mal wurde sie tatsächlich übers Ohr gehauen:

1. Fall: Der Schlüsseldienstmitarbeiter klärt über die Kosten auf. 89 Euro nennt er ihr. Als es nach erfolgter Türöffnung um die Bezahlung geht, verlangt er 189 Euro und redet ihr ein, sie habe sich verhört. Das sei eine gängige Masche, bestätigt Manfred Krämer, Sachverständiger für Schließsysteme.

2. Fall: Der Schlüsseldienstmitarbeiter nennt ihr vorab den Preis: 79 Euro. Den verlangt er auch. Aber dann haut er plötzlich ab und zwar mit Rechnung und Vordruck. Er hinterlässt keinerlei Nachweis, wer gerade da gewesen ist. Annabell wusste weder, von welcher Firma er kommt, noch wie diese heißt. Keine Chance, das nachzuvollziehen. Sachverständiger Manfred Krämer macht darauf aufmerksam, dass in solchen Fällen die Rechnung dann per Post kommen kann. Da der Kunde keinen Nachweis darüber hat, dass er schon gezahlt hat, wird erneut zur Kasse gebeten. 

3. Fall: Nach 18 Uhr wird eine Gebühr für den sogenannten Notfalltarif fällig. Das ist korrekt, allerdings hat Annabell um kurz vor 17 Uhr angerufen. Eingetroffen ist der Schlüsseldienst erst nach 19 Uhr. Fraglich, ob in so einem Fall überhaupt der Notfalltarif gilt. Verlangt hat er 255 Euro. Das sei auch für den Notfalltarif völlig überteuert, sagt der Sachverständige.

Vorsicht vor…: dem ersten Klick

Gerade in solchen Stresssituationen vor der eigenen Haustür ohne Schlüssel klicken Verbraucher oft den ersten Treffer bei der Online-Suchmaschine an. Aber gerade da inserieren Firmen für viel Geld. Und das sind nicht immer die seriösesten Anbieter, wie unsere Stichprobe gezeigt hat. Wer in Suchmaschinen im Internet ganz oben auftaucht, hat in der Regel dafür bezahlt.

Außerdem sollten Verbraucher das Impressum lesen. Welche Firma und welcher Name ist dort angegeben? Viele Schlüsseldienste gehen über einen Vermittlungsdienst. So kann der Kunde nicht nachvollziehen, welche Firma tatsächlich vor Ort war. Daher abgleichen, ob Firma vor Ort und Firma im Netz übereinstimmen und ansonsten nach aktualisierten Informationen fragen.

Der Auftrag des Schlüsseldienstes ist es, die verschlossene Tür zu öffnen. Oft wollen sie den Zylinder tauschen. Das ist in den meisten Fällen gar nicht nötig. Rücksprache halten und bei unverschlossener und lediglich zugefallener Tür nichts anderes andrehen lassen.

Nicht unter Druck setzen lassen

Prüfen Sie vorgefertigte Auftragsformulare vor der Unterschrift genau und streichen Sie nicht vereinbarte oder gewünschte Passagen durch. Unterschreiben Sie auf keinen Fall, dass "mit der Ausführung der Arbeiten" einverstanden sind und die "Höhe der Rechnung" anerkennen. Lassen Sie sich nicht unter Druck setzen.

Schlüsseldienste klären vor der Türöffnung über die Preise auf lassen sich das Formular unterschreiben. Achten Sie darauf, was Sie unterschreiben und das keine Zahlen nachträglich hinzugefügt werden können und auch An-, Abfahrt und Steuern inklusive sind. Bitten Sie um einen Festpreis. 

Tipps: Vorsorgen hilft

Wenn so eine Notlage erstmal da ist, geraten Verbraucher oft in Stress. Deshalb sei es wichtig, vorzusorgen, so die Verbraucherzentralen. Was Verbraucher schon jetzt und frühzeitig tun sollten, bevor sie überhaupt in eine solche Situation kommen: Ortsansässige Unternehmen in der Gegend kontaktieren, idealerweise das Ladenlokal aufsuchen und wirklich mit eigenen Augen überprüfen, ob es diesen Schlüsseldienst auch wirklich gibt. Dann eine Visitenkarte von dort mitnehmen. Für den Notfall diese unter die Türmatte legen und die Nummer im Telefon abspeichern. Dann kann fast nichts mehr schief gehen.